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Geologe: «Die Macht der Zerstörung übertrifft meine Vorstellungen»

Rund vier Millionen Kubikmeter sind sich am Mittwoch vom Piz Cengalo in Bergell abgebrochen. Ein Sturz mit dieser Masse war erwartet worden. Die unmittelbaren Murgänge aber nicht.

Südostschweiz
24.08.17 - 08:20 Uhr
Leben & Freizeit
So präsentiere sich Bondo heute Morgen.
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«Im vorderen Teil hat sich das Val Bondasca kaum verändert. Weit hinten ist das Tal aber kaum mehr erkennbar», sagte Martin Kaiser vom Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden gegenüber Radio Südostschweiz. Bereits am Mittwoch konnte er das Val Bondasca aus dem Helikopter beobachten, um die Situation auch aus der Vogelperspektive zu beurteilen. Nach dem am Mittwoch erfolgten Bergsturz sei der Piz Cengalo momentan noch immer stark in Bewegung. Daher sei mit weiteren Bergstürzen im Umfang von zirka einer Million Kubikmeter zu rechnen. «Es ist noch unklar, wie viel Material auf einem Mal abbrechen wird», so Kaiser. Zum Vergleich: 4000 Einfamilienhäuser umfassen rund vier Millionen Kubikmeter.

Aussergewöhnliches Phänomen

Wenige Minuten nach dem Felssturz bildete sich bereits ein erster Murgang. «Man ist auf solche Murgänge vorbereitet, aber dass sie unmittelbar nach dem Felssturz kommen, dass hatte niemand erwartet», erklärte Kaiser weiter.

Dieses Phänomen hat auch Geologe Yves Bonomi «extrem überrascht». Nach dem Felssturz im Jahr 2011, als sich 1,5 Million Kubikmeter Gestein vom Berg lösten, bildeten sich auch ähnliche Murgänge. Dies aber später und aufgrund von Niederschlägen. «Dieses Mal hat die Macht der Zerstörung meine Vorstellungen übertroffen», erklärte Bonomi.

Strasse einspurig befahrbar

Die Strasse zwischen Stampa und Castasegna ist momentan einspurig für Fahrzeuge bis 32 Tonnen offen. Autofahrer müssen jedoch mit Wartezeiten von etwa 30 Minuten rechnen. Weiterhin gesperrt bleibt die Strasse Lastwagen und Anhängerzüge. Laut Andrea Mittner von der Kantonspolizei Graubünden werde die Lage stündlich neu beurteilt.

 

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