Warum jagt der Bündner im Herbst?

Gemäss unserem bisherigen Jagdticker sollte es eigentlich noch drei Tage bis zum Startschuss der Bündner Jagd dauern. Richtig sind natürlich zwei Tage! Damit sich ausser dem Redaktor der «Südostschweiz» niemand mehr verrechnet, dreht sich im heutigen Ticker alles um die Jagdtermine. Die erste Jagdphase dauert in diesem Jahr vom Samstag, 2. September, bis am Sonntag, 10. September. Danach ist während einer Woche Pause. Und dafür gibt es laut Hannes Jenny vom Amt für Jagd und Fischerei einen Grund. «Der Unterbruch sorgt beim Wild für etwas Beruhigung.»

Dies sei vor allem für die Jagd auf Rothirsche entscheidend. Wie Jenny betont, erhöht dieser Unterbruch den Jagderfolg. «Seit wir die Jagd für eine Woche unterbrechen, werden jährlich rund 300 Hirsche mehr erlegt.» Das sei insofern wichtig, als dass man sich der festgelegten Abschusszahl so besser nähere. Ruhe und Erholung sind laut Jenny aber auch für den Jäger wichtig. «Die Jagd ist anstrengend. Wir hatten in der Vergangenheit das Problem, dass die ermüdeten Jäger in der zweiten Woche mit eher geringem Erfolg jagten.» Die zweite Jagdphase beginnt am Montag, 18. September, und dauert bis am Freitag, 29. September.

Warum aber findet die Hochjagd seit der Einführung der Patentjagd im Jahr 1877 überhaupt im September statt? Hierzu Jenny: «Das traditionelle Jagdsystem war nicht auf Hirsche oder Rehe, sondern auf Gämsen ausgerichtet.» Weil sie sich zu dieser Jahreszeit in bester Kondition befänden, sei es logisch, Gämsen im September – zwischen der Feistzeit im Sommer und der Brunft im November – zu bejagen. Ein weiterer Faktor war laut Jenny, dass im September die Alp- und Heuerntezeit vorüber sei. «Von daher war der September der beste Zeitpunkt, um in Graubünden zu jagen.»