Ein Leben für die Jagd

Samstagmorgen im Tierfehd in Linthal. Die kleine Jagd-Truppe wartet. Fritz Beglinger und sein Sohn Benjamin, die beiden Treiber Ruedi Blumer und Köbi Beglinger sowie Stefan Schiesser sind schon da. Nur einer fehlt: Heiri Schiesser. Seine Jagdkollegen fragen sich allmählich, wo der 82-Jährige bleibt. Schliesslich stellt sich heraus, dass keiner von ihnen mit Heiri abgemacht hat, um gemeinsam auf die Jagd zu gehen. Stefan Schiesser ruft seinen Vater an. 30 Minuten später ist Heiri da. «Er ist immer motiviert, auf die Jagd zu gehen», sagt Fritz Beglinger. Kurz nach 8 Uhr heisst es «Weidmannsheil», und die Männer machen sich auf die Pirsch. Ausgangspunkt ist Heiri Schiessers Jagdhütte auf der Sandalp ob Linthal.

Mit seinen 82 Jahren ist Heiri Schiesser einer der ältesten aktiven Jäger im Kanton Glarus. 1957 erhielt der Diesbacher, der als Freileitungsmonteur beim EW Schwanden arbeitete, sein erstes Jagdpatent. «Bis heute habe ich Hunderte Tiere erlegt. Und 1992 gar einen Steinbock, der knapp 125 Kilogramm wog», erzählt Heiri Schiesser stolz.

Was einen guten Jäger ausmacht, weiss Heiri Schiesser genau: «Er braucht vor allem Geduld.» Aber auch die nötige Ehrfurcht gegenüber dem Tier zu haben, sei wichtig. Sowie eine gute Beobachtungsgabe. «Das Wild lässt sich im Wald oder im Gebirge nicht immer leicht finden», weiss der erfahrene Jäger.

Um herauszufinden, wo sich die Rehe und das Rotwild auf der Sandalp aufhalten und wohin sie wandern, hat sie Heiri Schiesser den Sommer über beobachtet. Wochenende für Wochenende.

Für Jäger, wie der 82-Jährige einer ist, ist die Jagd nicht etwa nur ein Hobby, sondern vielmehr eine Passion. Nach einer erfolgreichen Jagd präsentieren sie stolz ihre Trophäen und erzählen am Stammtisch Geschichten von der Pirsch.