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Nützen Schutzmasken für Zivilisten nun doch?

Österreich und Tschechien haben in den vergangenen Tagen eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit eingeführt. Der Kanton Graubünden hält nichts davon.

Südostschweiz
06.04.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Mit Masken schütze man andere vor sich selbst, sagen die Mundschutz-Befürworter.
Mit Masken schütze man andere vor sich selbst, sagen die Mundschutz-Befürworter.
PIXABAY

Seit Beginn der Coronakrise hält sich ein Thema hartnäckig und kommt meistens dann auf, wenn europäische Zahlen mit asiatischen Zahlen verglichen werden. Die Rede ist von Hygienemasken beziehungsweise Mundschutze und Atemschutzmasken. Der Bund rät der Bevölkerung davon ab, solche zu tragen. Gleichzeitig führen Österreich, Tschechien und die deutsche Stadt Jena eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit ein. Da stellt sich nun die Frage, ob solche Schutzmasken für Zivilisten also doch etwas nützen.

Nein, sagt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Webseite. «Hygienemasken schützen eine gesunde Person nicht effektiv vor einer Ansteckung mit Viren der Atemwege.» Im Gegenteil. Das Tragen einer solchen Maske könne gar ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass das Tragen von Schutzmasken einen dazu verleiten könnten, Hygienemassnahmen wie Händewaschen zu vernachlässigen.

Und was sagt der Kanton Graubünden? Ist eine Maskenpflicht denkbar? Das kantonale Gesundheitsamt teile die Ansicht des BAG und der WHO, heisst es auf Anfrage. Konkreter werden die Bündner Behörden nicht.

Deutschland im Mundschutz-Hype

Ein bisschen anders sieht das Christian Drosten. Er ist Virologe an der Berliner Charité und so etwas wie der deutsche Daniel Koch. Er ist präsent in den Medien, unaufgeregt und kompetent. Drosten berät Politik und Behörden zur Corona-Pandemie. Beim Norddeutschen Rundfunk spricht er im täglichen «Coronavirus-Update» über das Virus. Letzte Woche äusserte er sich zum öffentlichen Maskentragen. Und löste damit zumindest bei den deutschen Promis so einiges aus.

Auch Journalistin Anne Will, Politiker Cem Özdemir, Klimaaktivistin Luisa Neubauer oder Moderator Jan Böhmermann zeigen sich seither in den sozialen Medien mit Mundschutz. Die Süddeutsche Zeitung fragte am Mittwoch gar nach einem landesweiten Maskenzwang.

Taugen selbstgenähte Masken?

Drosten ist sich mit dem BAG und der WHO einig. In der Forschungsliteratur gäbe es keinen Beweis dafür, dass ein Mundschutz vor einer Ansteckung schützte. Aber er finde es trotzdem sinnvoll, eine Maske in der Öffentlichkeit zu tragen. Nicht zum Selbst-, sondern zum Fremdschutz, also um niemanden unbewusst anzustecken. Das ist auch der Slogan der neuen Mundschutz-Bewegung in Deutschland: «Wenn alle Menschen Masken tragen, kann die Ausbreitung verlangsamt werden.» Die Deutschen setzen auf selbstgenähte Masken aus Stoff, um das Gesundheitssystem nicht zusätzlich zu belasten. Die WHO rät jedoch ausdrücklich von Stoffmasken ab.

Die Widersprüche in dieser Mundschutz-Debatte sind vermutlich etwa so gross wie die allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung. Grundsätzlich gilt: Wer zwei Meter Abstand hält, minimiert das Ansteckungsrisiko schon enorm. Und ob mit oder ohne Maske, Händewaschen muss auf jeden Fall sein.

Für wie sinnvoll haltet Ihr eine Maskenpflicht?

Sehr sinnvoll. Sie unterstützt als zusätzliche Schutzmassnahme.
52%
Überhaupt nicht sinnvoll. Die aktuellen Massnahmen reichen völlig.
48%
134 Stimmen
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