Ist der Weg zu schlecht, so fliegen die Kühe
Familie Schnyder aus Netstal hat einen Alpaufzug per Helikopter hinter sich. Der Weg nach Aueren sei für das Vieh nicht mehr passierbar.
Familie Schnyder aus Netstal hat einen Alpaufzug per Helikopter hinter sich. Der Weg nach Aueren sei für das Vieh nicht mehr passierbar.
Nicht weniger als 32 Milchkühe sind am Mittwoch nicht wie gewohnt von Riedern aus zu Fuss auf die knapp 1000 Meter höher gelegene Auerenalp an der Flanke des Wiggis gezogen. Sie sind vom Sackberg aus mit dem Helikopter geflogen worden. «Ich habe selber Mühe damit, dass wir es so machen mussten», sagt Bauer Köbi Schnyder senior aus Netstal. «Ein Alpaufzug ist eigentlich etwas anderes.»
Schnyder ist einer von vier Bauern, die ihr Vieh auf die Auerenalp geben. Bis vor Kurzem war er selber Alpsenn auf Aueren. Vor ihm war es sein Vater und jetzt hat der Sohn die Alp übernommen. Köbi Schnyder senior sagt, die vier Besitzer, darunter sein Bruder, seien zum Schluss gekommen, dass der Weg von Riedern nach Aueren für die Kühe zurzeit unpassierbar sei. Der einzige Weg aus dem Tal nach Aueren ist sehr steil, gegen 1000 Treppenstufen aus Holzprügeln erleichtern das Aufsteigen. Nun würden aber an etwa einem Dutzend Stellen einzelne Prügel fehlen, sagt Schnyder. So müssten die 700 Kilo schweren Tiere mit einem Schritt 60 oder 70 Zentimeter Höhendifferenz überwinden. Das sei nicht mehr zumutbar: «Aus Rücksicht auf das Tierwohl haben wir uns für den Helitransport entschieden.»
Die Kosten für die gut zwei Stunden Flugzeit betragen rund 5000 Franken. Die Alternative wäre ein Transport der Tiere per Lastwagen ins Engadin gewesen. «Auch ein ökologischer Blödsinn», sagt Schnyder.
Seit Jahren Konflikte
Schnyder und die andern drei Besitzer wollen aber auch die «Herren von der Gemeinde wachrütteln». Denn über den Zustand des Weges bestünden schon seit Jahren Meinungsverschiedenheiten mit der Gemeinde, so Schnyder. Es seien auch schon Tiere verunfallt und erst letztes Jahr habe man eines mit dem Heli retten müssen. «Die Bedenken sind in den vergangenen Jahren immer grösser geworden», sagt Schnyder.
Den Gemeinderat selber nimmt Köbi Schnyder von der Kritik aber aus. Dieser habe entschieden, dass der Weg in Ordnung gebracht werden müsse. Aber die Verwaltung, konkret die Forstabteilung, habe «ganz klar ihre Aufgabe nicht wahrgenommen».
Die Gemeinde nimmt Stellung
Die Gemeinde Glarus meint dazu in einer schriftlichen Stellungnahme, dass der Weg nach Aueren «steil, risikobehaftet und schwierig» sei, sei unbestritten. «Der Zustand des Weges zur Auerenalp wurde allerdings im Frühjahr begutachtet und für die Alpauffahrt als ausreichend eingeschätzt, auch wenn ein gewisser Ausbesserungsbedarf erkannt wurde», so die Gemeinde weiter. Im vergangenen Jahr seien 60 Schwellen ersetzt worden, für das laufende Jahr sei der Ersatz von 50 Schwellen geplant.
Für Köbi Schnyder geht das nicht schnell genug: In einer Woche will er mit dem Jungvieh auf die Alp fahren, bis dann müsse der Weg ausgebessert sein, sagt er. Die vier Landwirte haben die Abteilung Landwirtschaft des Kantons eingeschaltet, die den Weg begutachtet hat. Heute will sie der Gemeinde Bericht erstatten.
Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert. Mehr Infos
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Diesen Helikopter Transport …
Diesen Helikopter Transport ,finde ich total daneben.Bin vermutlich nicht der einzige der diese Meinung hat.
Finde diesen Tiertransport…
Finde diesen Tiertransport mit Helikopter daneben.Und bin vermutlich nicht der einzige der das daneben findet.