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Jugendliche und soziale Medien - Zu viel schadet den Beziehungen

Der Einfluss sozialer Medien auf Kinder und Jugendliche kann weitreichende negative Folgen haben. Einige entwickeln bei ungünstigen Bedingungen auch psychische Verhaltensauffälligkeiten.

Leben & Freizeit
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23.11.20 - 00:00 Uhr
Reto Mischol, Chefpsychologe, KJP in Chur: «Wir bieten Kindern und Jugendlichen Therapien an».
Reto Mischol, Chefpsychologe, KJP in Chur: «Wir bieten Kindern und Jugendlichen Therapien an».

Angst- und Schlafstörungen, Schulprobleme und eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körperbildes können die Folge sein; die Entwicklung der eigenen Identität und der Aufbau von Beziehungen können ebenso darunter leiden. Durch die zu häufige Nutzung der sozialen Medien kann es überdies zu Abhängigkeiten, zu Antriebslosigkeit und vor allem zu sozialem Rückzug kommen. Zudem können soziale Medien auch Raum von Mobbing sein; denn im Internet gehen Jugendliche anders miteinander um als in der wirklichen Welt.

«Kinder und Jugendliche, die sich stundenlang in den sozialen Medien tummeln, können sich in Cyber-Realitäten verirren», sagt Reto Mischol, Chefpsychologe der Kinder- und Jugendpsychiatrie Graubünden (KJP). Der Einfluss sozialer Medien werde häufig unterschätzt. «Ein Like ist wie eine Belohnung. Bleiben die Likes aus, wird dies meist direkt mit Ablehnung assoziiert. Die Sichtweise der eigenen Person und der Welt kann sich dadurch bei den jungen Menschen verändern. Diese hat aber nur mehr wenig mit der gesellschaftlichen Realität zu tun».

Soziale Medien sind natürlich nicht nur schädlich. Sie haben auch viel Positives, weiss Reto Mischol. «Das Internet bietet hilfreiche Informations- und Wissensplattformen. In Covid-Zeiten wirkt es der Isolation entgegen. Junge lernen so, ihre Kontakte aufzubauen und zu pflegen; sie lernen andere Welten als jene von zu Hause kennen, was durchaus zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit beiträgt». Doch: «Soziale Medien sollen kein Ersatz für die persönlichen Beziehungen sein», sagt Mischol ganz klar. «Wer sich in die sozialen Medien flüchtet, entwickelt Abhängigkeiten. Wir alle brauchen persönliche Beziehungen, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit». Sollen Eltern also den übermässigen Konsum in den sozialen Medien verbieten? «Nein», so Mischol. «Das ist der falsche Weg. Besser ist es, ihnen andere Angebote zur Verfügung zu stellen. So zeigt man auf, dass es sich lohnt, andere Aktivitäten nicht zu vernachlässigen.»

«Eltern schicken ihre Kinder zum Thema «soziale Medien» öfter zu uns. Wir bieten Gespräche einzeln sowie in Gruppen an, wo wir die Probleme thematisieren und einige Dinge auch auffangen können. Unsere Aufgabe ist es, Eltern in ihrer Rolle zu stärken und die Jugendlichen zu informieren. Unser Ziel ist, dass die jungen Menschen lernen, einen eigenen selbstverantwortungsvollen Weg zu gehen. Dabei unterstützen wir sie».

Für junge und erwachsene Menschen ist es generell wichtig, dass sie sich in ihrem persönlichen Umfeld jemandem anvertrauen können, dass sie Freude und Leid im Gespräch teilen können. Gerade auch Mobbingattacken dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. «Jugendliche sollen sich in diesen Fällen sehr rasch mit Eltern, Freund, Freundin, mit Lehrern oder Sozialarbeitern besprechen. Wir beobachten häufig, dass aus Mobbing spätere Traumata entstehen. Auch kommt es vor, dass betroffene Jugendliche ihre eigenen unschönen Erfahrungen unbewusst an andere weitergeben. Realisiert man dies dann, entwickeln sich meist Schuldgefühle daraus.

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