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Vogelgrippe auf dem Weg nach Graubünden

Die Vogelgrippe ist zurück: Auf ihrem Weg in den Süden könnten infizierte Wildvögel das Virus auch in Graubünden verbreiten. Kantonsarzt Giochen Bearth sagt, was jetzt zu tun ist.

Südostschweiz
29.11.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Stallpflicht
Der momentan kursierende Subtyp (H5N8) der Vogelgrippe ist für Menschen ungefährlich.
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Die Vogelgrippe ist wieder auf dem Vormarsch. Nach Polen und den Niederlanden wurden mittlerweile auch Fälle in Süddeutschland gemeldet. Meistens sind Wildwasservögel betroffen, die auf dem Weg in den Süden auch im Kanton Graubünden Rast machen. Auf dem Frühwarnsystem, dem sogenannten Radarbulletin, steht die Ampel deshalb auf Rot, sagte der Bündner Kantonstierarzt, Giochen Bearth, gegenüber Radio Südostschweiz. «Wir müssen verhindern, dass das Virus auf Nutzgeflügel übergreift.»

Erfahrungen zeigen, dass die Routen dieser Wildvögel vor allem in der Schneise zwischen Bodensee und Genfersee verlaufen. Halt würden die Vögel dann an den Seen im Mittelland machen, sagt Bearth. Andere Routen führen die möglicherweise infizierten Vögel aber auch über die Alpen.

«Nicht anfassen»

Immer dann, wenn die Vögel wegen Hunger und Durst rasten müssten, gibt es das Potenzial zu Kontakt mit Nutzgeflügel. Im Kanton Graubünden will man deshalb einerseits die Bevölkerung, aber auch spezifisch die Nutztierhalter sensibilisieren. «Wer Wildvögel beobachtet, die krank sind, sollte diese nicht anfassen, sondern Wildhut und Polizei informieren», so Bearth.

Der momentan kursierende Subtyp (H5N8) des Virus ist für Menschen ungefährlich. Zum Schutz der Zuchttiere müssten Geflügelhalter aber ihre Bio-Sicherheitsmassnahmen prüfen und verstärken. Das heisst konkret: Ohne Schuhwechsel, Überkleider und Händedesinfektion darf man Betriebe nicht betreten. Die Tiere sollen ausserdem nur in geschützten Bereichen gefüttert werden. Die sogenannte Aufstallungspflicht gilt noch nicht, so Bearth. Diese würde bedeuten, dass die Tiere keinen Auslauf hätten und in Innenräumen gehalten werden müssten. «Das wäre die letzte Massnahme, wenn sich die Situation dramatisch verschlechtert.»

Weitere Tierseuche im Umlauf

Covid-19, Vogelgrippe und die afrikanische Schweinepest: Auch letztere kursiert zurzeit in unseren Breitengraden. Die Schweinepest ist noch nicht so bekannt, die Bedrohungslage auch nicht sonderlich akut, sagt Bearth. Wie der Name schon sagt, sind hier Hausschweine und Wildschweine betroffen. «Wir haben immer das gleiche Modell: Eine Krankheit bei Wildtieren, die auf Nutztiere übergreift.»

Übertragen wird das Virus nicht wie bei der Vogelgrippe über Ausscheidungen, sondern über Fleisch und Kadaver. Und noch etwas unterscheidet die Schweinepest von gewissen Arten der Vogelgrippe (und Covid-19): Sie ist keine Zoonose, der Erreger kann nicht auf den Menschen übergreifen. Hausschweine können erkranken, wenn ihnen infiziertes Fleisch ins Futter gemischt wird. Dieses kann über importiertes Schweinefleisch aus betroffenen Ländern ins Futter der Hausschweine gelangen. (acg/jas)

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