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Throwback: Das war das Jahr 1997

Heuer wird die «Südostschweiz» ein Vierteljahrhundert alt. Ein Blick zurück ins Jahr 1997. Was hat die Welt vor 25 Jahren bewegt?

02.06.22 - 11:28 Uhr
Leben & Freizeit
Kassetten: 1997 war der portable CD-Player nur mässig verbreitet. Vielmehr liefen die Jugendlichen mit Walkman und Kassetten durch die Gegend.
Kassetten: 1997 war der portable CD-Player nur mässig verbreitet. Vielmehr liefen die Jugendlichen mit Walkman und Kassetten durch die Gegend.
Bild Pixabay

Die 90er-Jahre. Technoklänge, Walkman und bunte Trainingsanzüge dominierten unseren Alltag. Am 2. Juni 1997 erschien die erste Ausgabe der «Südostschweiz». Eine Zeitreise zurück ins letzte Jahrtausend ist angesagt. Was passierte im Jahr 1997?

MTV Germany wird geboren

Am 7. März 1997 ging MTV Germany (damals noch MTV Central) mit einem vierstündigen Programm auf Sendung. Damit löste der Sender in Deutschland und Österreich MTV Europe ab. MTV wirkte dadurch ziemlichen Druck auf seinen direkten Konkurrenten, den Sender Viva aus. Ab Minute Zwei könnt ihr den Start von MTV Deutschland mitverfolgen. Mit dem Sender starteten damals übrigens auch zwei heute sehr bekannte Aushängeschilder von Pro7 ihre TV-Karriere: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf waren die «neuen Gesichter» auf MTV.

«Dolly», das erste geklonte Schaf wird vorgestellt

Wissenschaftlicher Durchbruch: Dolly, hier ausgestellt im Royal Museum of Scotland.
Wissenschaftlicher Durchbruch: Dolly, hier ausgestellt im Royal Museum of Scotland.
Pressebild

 

Geboren wurde Dolly, das erste geklonte Schaf, eigentlich schon 1996. Die Öffentlichkeit erfährt von diesem wissenschaftlichen Durchbruch allerdings erst 1997. Dolly lebte bis im Februar 2003. Damit liegt Dolly etwas unter der durchschnittlichen Lebensdauer von Hausschafen, welche zehn bis zwölf Jahre beträgt. Das geklonte Schaf musste im Alter von sechs Jahren eingeschläfert werden, da es an einer schweren Lungenkrankheit litt. Ausserdem litt sie an Arthritis. Bis heute wird diskutiert, ob es sich bei den sehr frühen Alterserscheinungen um Folgen des Klonens handelt. Dolly wurde als erstes Tier überhaupt in einem «Klonierungsverfahren» mit entkernten Eizellen und Zellkernen eines anderen Spendetiers gezeugt. Im Verfahren entstanden 29 Embryonen, Dolly war das einzige Schaf, welches überlebte. Bis heute hat niemand den Versuch erfolgreich wiederholen können, weshalb Zweifel laut wurden, dass bei dem Klonen von Dolly eine embryonale Zelle verwendet worden sein könnte.

Im Oktober 1997 wurde das erste geklonte Nagetier, die Maus Cumulina, in Honolulu geboren. Die Maus brachte auf natürlichem Weg selber gesunde Babys zur Welt, was ebenfalls einen wissenschaftlichen Durchbruch darstellte. Die geklonte Maus wurde verhältnismässig alt, sie starb wenig vor ihrem dritten Geburtstag. Ins Menschenalter umgerechnet entspricht dies etwa 95 Jahren.

Die Nato-Russland-Grundakte wird unterzeichnet

Am 27. Mai 1997 unterzeichneten Russland und die Nato eine völkerrechtliche Absichtserklärung. Ziel war die Aufstellung einer Partnerschaft mit dem Ziel, das Verhältnis, welches voller Misstrauen war, zu verbessern. Die Grundakte war ein Versuch, einen Ausgleich zwischen den sicherheitspolitischen Interessen beider Parteien anzustreben. Im Wesentlichen sollte eine Abrüstung nach dem Kalten Krieg erreicht werden. Ausserdem erwartete man von Russland Bemühungen, eine Demokratie einzuführen und die Freiheitsrechte zu achten. Im Gegenzug sollte Russland von der Nato Privilegien erhalten, wie kein anderer Nicht-Mitgliedsstaat jemals zuvor. Russland und die Nato bekannten sich beide zum Verzicht auf die Androhung oder Ausübung von Gewalt.

Die darauffolgende Realität sah anders aus. Russland brach die Vereinbarung 2008 im Georgienkrieg, 2014 mit der Annexion der Krim und 2022 mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine. 

Geburt der Star Alliance

Gründungsmitglied: Die Lufthansa war seit der ersten Stunde Teil der Star Alliance
Gründungsmitglied: Die Lufthansa war seit der ersten Stunde Teil der Star Alliance
Bild Pixabay

 

Im Jahr 1997 schlossen sich die Fluggesellschaften Air Canada, United Airlines, Lufthansa, SAS Scandinavian Airlines und Thai Airways zu der Star Alliance zusammen. Ziel war eine Effizienzsteigerung im Geschäftsbetrieb. Über die Jahre schlossen sich viele Unternehmen an, um am Erfolg zu profitieren. Heute zählt die Star Alliance 26 Mitglieder, darunter auch die Swiss. Täglich führt die Star Alliance mehr als 18’500 Flüge durch. Alle Mitglieder zusammen verfügen über 4657 Flugzeuge.

Eine Ära beginnt, eine Fangemeinde wird geboren

Grundstein: Was 1997 mit einem Buch  begann, zog die Welt in einen nie da gewesenen Bann.
Grundstein: Was 1997 mit einem Buch begann, zog die Welt in einen nie da gewesenen Bann.
Bild Pixabay

 

Am 26. Juni 1997, nur wenige Wochen nach dem die Südostschweiz erstmalig erschien, publiziert Joanne K. Rowling das Buch «Harry Potter und der Stein der Weisen» mit einer Erstauflage von schüchternen 500 Exemplaren. Zum Vergleich: In den ersten zehn Jahren nach der Erscheinung verkaufte sich das Buch weltweit über 100 Millionen Mal und zählt somit zu den erfolgreichsten Büchern aller Zeiten. Als deutsche Ausgabe belegte das Buch 50 Wochen lang den Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Exemplare der ursprünglichen, 500 Stück umfassenden 1. Auflage sind heute mehr als zehntausend Franken wert.

Musikalischer Throwback

Wer einen Blick auf die Charts des Jahres 1997 wirft, wird unweigerlich in die damalige Zeit zurück katapultiert. Ein Song hat alle Konkurrenten abgehängt und dominierte die Charts-Spitze. Haltet eure Taschentücher bereit, es wird traurig und schaurig schön.

Der Tod von Prinzessin Diana

Beerdigung: Hier wird der Sarg der verstorbenen Prinzessin zur Westminster Abbey getragen.
Beerdigung: Hier wird der Sarg der verstorbenen Prinzessin zur Westminster Abbey getragen.
Pressebild

 

Am 31. August 1997 schockte die Nachricht über den Tod von Prinzessin Diana die Welt. Kurz nach Mitternacht verunglückte sie mit ihrem Partner Dodi Al-Fayed bei einem Autounfall. Nur der Leibwächter von Al-Fayed überlebte die Kollision mit einem Tunnelpfeiler. Prinzessin Diana wurde nach dem Unfall ins Spital gebracht und operiert. Sie starb wenige Stunden später an inneren Verletzungen im Krankenhaus in Paris. Später stellte sich raus, dass der Fahrer des Wagens, Henri Paul, vor der Fahrt ein starkes Antidepressivum und ein Mittel zur Behandlung von Alkoholsucht zu sich genommen hatte. Ausserdem hatte er 1,8 Promille Alkohol im Blut, als er seinen Mercedes in den Tunnelpfeiler lenkte. Um den Tod der Prinzessin und ihres Partners ranken sich verschiedene Verschwörungstheorien. Eine besagt, dass der Fahrer des Autos, Henri Paul, von einer Lichtblitzkanone geblendet worden sei, und der Unfall vom britischen Geheimdienst angeordnet worden sei.

Die Teletubbies flimmern über den Bildschirm

Ein Land ohne Sorgen, in dem die Sonne in Form eines Babygesichtchens immer scheint: 1997 wurden die Teletubbies im Auftrag der BBC produziert und geboren. Tinky-Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po sind seither aus den Kinderzimmern kaum mehr wegzudenken. Nebst regelmässigen TV-Sendungen brachten die vier Plüschfiguren auch Musik raus. Insgesamt gehen drei Alben und eine Single auf ihr Konto. Funfact: Die Teletubbies sind weltweit beliebt. 2014 fand auch der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un Gefallen an der Sendung und erlaubte deren Ausstrahlung im streng kontrollierten nordkoreanischen Staatsfernsehen, da er die Sendung offiziell als «unbedenklich» eingestuft hatte. Übrigens: Das Baby, welches jeweils in der Sonne zu sehen war, hat mittlerweile selber Kinder.

Das erste virtuelle Haustier

Wartungsintensiv: Selten haben so wenige Pixel so viel Liebe und Pflege benötigt, um nicht permanent den digitalen Tod zu sterben.
Wartungsintensiv: Selten haben so wenige Pixel so viel Liebe und Pflege benötigt, um nicht permanent den digitalen Tod zu sterben.
Bild Unsplash

 

Ende der 90er-Jahre piepste es an allen Ecken des Landes. Die japanischen Tamagotchis eroberten 1997 die Schweiz. Die virtuellen Haustiere mussten gefüttert, gepflegt und bespasst werden. Tat man dies nicht, oder nur ungenügend, starben sie. Mit dem Drücken des Reset-Knopfes begann das Spiel von vorne. Einzige Ausnahme: Die originale Erstausgabe in Japan. Liess man das pixelige Haustier sterben, so war das Tamagotchi nutzlos. Aus diesem Grund entstanden in Japan eigene Friedhöfe für die kleinen Geräte. Auch mussten Telefon-Hotlines eingerichtet werden, um die Besitzer «verstorbener» Tamagotchis psychisch aufzufangen.

Neue Erkenntnisse zum Rinderwahnsinn

Seit 1997 ist es klar: Der Rinderwahnsinn mit dem Erreger BSE wird durch den Verzehr von befallenem Fleisch auf den Menschen übertragen. Bei Menschen kann der Erreger eine neue Form von der tödlichen und unheilbaren Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auslösen, welche das Gehirn betrifft. Bis heute sind an dieser neuen Form 21 Menschen gestorben. Zwanzig davon in Grossbritannien, eine Person in Frankreich. Wenn sich ein Mensch mit dem Erreger infiziert, können bis zu dreissig Jahre zum Ausbruch der Krankheit vergehen. Erste Symptome sind unter anderem psychische Veränderungen wie Depressionen und Angstzustände. Darauf folgt ein rascher Abbau der geistigen Fähigkeiten sowie eine Demenz. Anschliessend folgt der Verlust der Koordination von Bewegungsabläufen. Die Schweiz gilt nach intensiver Bekämpfung der Krankheit seit 2015 als Land mit vernachlässigbarem BSE-Risiko. 

Der grösste Postraub aller Zeiten

Es ist Anfang September, 1997, in Zürich. Fünf junge Männer begehen ein Verbrechen, das in die Geschichte eingehen wird. In nur vier Minuten erbeuten sie sagenhafte 53 Millionen Schweizer Franken im Innenhof der Fraumünsterpost Zürich. Eigentlich hätten sie die vollen 70 Millionen, welche zur Nationalbank hätten transportiert werden sollen, zu stehlen beabsichtigt. Allerdings war der Kofferraum ihres Fluchtautos dazu nicht gross genug. Anfangs führt die Grossfahndung zu keinem Erfolg. Schlussendlich werden jedoch alle Tàter gefasst. Der letzte 1998 in Miami. 

Mara Schlumpf ist Redaktorin und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Ursprünglich kommt sie aus dem Aargau, hat ihr Herz aber vor einigen Jahren an Chur verschenkt. Mehr Infos

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