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Der Breistift ist gespitzt

Oliver
Fischer
24.05.19 - 04:30 Uhr

Beginnt das Chaos jeden Tag von vorn, sagen wir: Herzlich Willkommen im Familienleben. Unser Alltag reiht verrückte, bunte, profane und ab und zu unfassbar perfekte Momente aneinander. Das Leben als Mama oder Papa ist eine aufregende Reise, auf die wir Euch nun mitnehmen. Ganz nach dem Motto: Unser Alltag ist ihre Kindheit.

Es sind vier Jahre und gut zwei Monate vergangen, seit ich an einem wunderschönen Sonntagmorgen von meiner Mutter ein SMS erhielt: «Wir sind gerade in Winterthur und machen uns am Mittag auf den Weg nach Hause – ausser wir machen eine Kurve übers Triemli? :) :) :)». Das war so kurz nach acht an jenem Morgen, ich war seit gut zwei Stunden Vater und um es mal mit den Worten von Prinz Harry zu sagen «I was over the moon».

In diesen vier Jahren und gut zwei Monaten haben sich eine ganze Menge «erste Male» angesammelt; vom ersten Mal als Familie zuhause sein (Oh Gott hoffentlich stirbt das Kind nicht im Schlaf) über das erste Mal während des Wickelns vollgekackt zu werden (Wo kommt das alles nur her?), das erste Mal laut herauslachen (Kann ein Kind noch süsser werden?), das erste Mal selbst seinen Brei essen (Durch die Küche schleudern triffts besser) bis zum ersten Mal gehen (ACHTUNG WAND!), dem ersten Mal Laufrad fahren (ACHTUNG ZAUN!) und der ersten Geburtstagsparty (Der 4. Geburtstag: Fünf Minipiraten auf Zucker …).

Zwischen all den lustigen, traurigen, anstrengenden, nervtötenden, herzerwärmenden und fast nicht zu glaubenden ersten Male gibt es aber natürlich auch einfach ganz viel ganz normalen Alltag – wobei, was heisst schon normal, wenn man versucht, diesem Energiebündel mit einer gefühlten Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege zu erklären, warum es keine gute Idee wäre, mit dem Filzstift die Zimmerwand anzumalen, die staubige Papierkugel aus der Tischbombe von der Piratenparty von vor zwei Monaten in den Mund zu nehmen oder selbst mit dem Auto aus der Tiefgarage zu fahren …

Alltag heisst aber auch: Wer macht den Termin mit der Kinderärztin? Und wer geht dann hin? Wann ist der Bastelabend in der Krippe? Und das Elterngespräch? Und der Grillplausch? Haben wir noch Windeln (Das Kind braucht doch noch welche, oder?)? Mag das Kind diese Woche eigentlich Brokkoli noch? Ach, es mag jetzt Salat? Dafür keinen Herdöpfelstock mehr … Wer steht in der Nacht auf, wenn das Kind den Schoppen neben dem Kissen nicht findet? Heute holst du es in der Krippe ab, richtig?

In den vergangenen vier Jahren und gut zwei Monaten war unser Leben als kleine Familie enorm vieles, vor allem aber das: nie langweilig. Und das wird sich auch nicht so schnell ändern (fürchte ich – einen Tag so richtig Langweile haben wäre mal wieder was). Es wird – irgendwann hoffentlich mal – Sommer. Fahrradfahren lernen steht an, schwimmen lernen auch. Im Spätsommer gehts los mit dem Kindergarten und ehe man sich's versieht, steckt das Kind mitten in der Pubertät.

Aus diesem Alltag, dem vergangenen, dem aktuellen und dem künftigen, werde ich an dieser Stelle in einigermassen regelmässigen Intervallen die eine oder andere Anekdote erzählen und natürlich auch die grossen, grundsätzlichen Fragen des Eltern- und Familiendaseins und der einzig wahren und richtigen Erziehung erörtern.

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