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Glücklich geht einfach

Kristina
Schmid
23.08.19 - 04:30 Uhr

Beginnt das Chaos jeden Tag von vorn, sagen wir: Herzlich Willkommen im Familienleben. Unser Alltag reiht verrückte, bunte, profane und ab und zu unfassbar perfekte Momente aneinander. Das Leben als Mama oder Papa ist eine aufregende Reise, auf die wir Euch nun mitnehmen. Ganz nach dem Motto: Unser Alltag ist ihre Kindheit.

Es riecht nach Fisch und Salz. Eine leichte Meeresbrise trägt die Gerüche den Berg hinauf. Die Strassen sind noch nass vom Regen, abgekühlt hat es die Luft aber nicht. Stattdessen ist es nun auch noch schwül. Irgendwo hupt ein Autofahrer. Eine alte Frau zupft an meinem Ärmel, zeigt auf die Tomaten. Als ich abwinke, ruft sie mir nach, bessere Preise für die «Pome» fände ich nirgends.

Ich liebe es. Die Menschen. Die Kultur. Und das Chaos. Meine zweite Heimat Kroatien. Das Land meiner Vorfahren. Und neues Terrain für meinen Sohn. Mit grossen Augen beobachtet er das laute Treiben. Er sitzt auf den alten Pflastersteinen vor einer noch älteren Kathedrale und isst eine Nektarine, die ihm eine Verkäuferin auf dem Markt eben geschenkt hat. Und wenn ich ihn so sehe, stelle ich wieder einmal fest, wie wenig es doch braucht. Für unsere Kinder. Es genügt, sie mit der Welt in Berührung zu bringen – und sie werden etwas finden, um sich zu beschäftigen. 

Sein Blick fällt auf die Tauben. Die Nektarine lässt er fallen, da er nun seine Hände zum Aufstehen braucht. Seit er laufen kann, will er nichts anderes mehr tun. Barfuss rennt er über den Platz. Jedes Mal, wenn die Tauben um einige Meter vor ihm fliehen, wirft er die Arme in die Höhe und lacht. Seine Augen leuchten. Die Füsse sind schwarz wie Kohle. 

Wie wenig es in jungen Jahren doch braucht. Die Welt hat Kindern viel zu bieten, weil sie sich von den einfachsten Dingen noch begeistern lassen. Sachen, die wir nicht mehr wahrnehmen, lassen ein Kind innehalten, um zu staunen. Über Flugzeuge, die am Himmel fliegen – etwa. Seit es ihm Papa gezeigt hat, winkt er nun jedem Flieger zum Abschied. Freundlichen Passantinnen schickt er Handküsse zu. Er sammelt Zweige auf den Wiesen. Wirft Steinchen ins Meer. Streichelt Strassenkatzen. Und wenns ihm grad passt, dann isst er mitten auf dem Boden einer vielbelebten Gasse sein Glacé, während Touristen und Kellner an ihm vorbeihuschen. Das ist Leben. Und Gelassenheit.

Mit einem Kind zu verreisen, lehrt auch Eltern, mit weniger glücklich zu sein. Plötzlich muss man eben nicht so viel wie möglich sehen, sondern geniesst die Idylle eines einzigen Städtchens. Plötzlich liegen Museen-Besuche und späte Dinner-Dates nicht mehr drin – so ein ruhiges Kind haben wir dann auch wieder nicht. Dafür steht man morgens um 5 Uhr auf – weil das Kind in den Ferien beschlossen hat, nicht länger zu schlafen – und geniesst in einer malerisch leeren Altstadt den ersten Kaffee des Tages. Kinder bereichern das Leben. Die Prioritäten ändern sich. Neue Möglichkeiten bieten sich.
 

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