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Coronaferien? Ja genau ...

Oliver
Fischer
27.03.20 - 04:30 Uhr

Beginnt das Chaos jeden Tag von vorn, sagen wir: Herzlich Willkommen im Familienleben. Unser Alltag reiht verrückte, bunte, profane und ab und zu unfassbar perfekte Momente aneinander. Das Leben als Mama oder Papa ist eine aufregende Reise, auf die wir Euch nun mitnehmen. Ganz nach dem Motto: Unser Alltag ist ihre Kindheit.

Soso, wir haben also Coronaferien. Wegen des vermaledeiten Virus arbeiten viele von uns im Homeoffice, andere dürfen gar nicht mehr zur Arbeit. Dazu sind wir natürlich auch grundsätzlich vernünftige Menschen und haben begriffen, dass wir derzeit nur fürs absolut Nötigste nach draussen gehen sollen, den wöchentlichen Einkauf zum Beispiel. Jetzt habt Ihr sicher alle vor zwei Wochen gelesen, dass wir, also ich und meine Familie, gerade umgezogen sind. Für mich bedeutet das auch, ich habe zweieinhalb Wochen Ferien zwischen zwei Jobs. Und ganz ehrlich, auf diese Wochen habe ich mich schon lange gefreut: die Frau arbeitet, das Kind geht in den neuen Kindergarten und die Kita, und ich habe RICHTIG! VIEL! Zeit für mich. Was hatte ich Pläne.

  • Eine Regalwand voller Romane, Novellen, Kurzgeschichten, Biographien und Poesie, die ich zu lesen beginnen wollte.
  • Eine zweite Regelwand voller Folianten grosserartiger Fotografen, Graphic Novels und Kunstbüchern, denen ich mich widmen wollte.
  • Eine immer noch ziemlich neue Kamera, mit der ich meine neue Stadt erforschen wollte.
  • Eine Festplatte voll mit Zehntausenden Fotos aus mehreren Jahren, die ich sortieren, bearbeiten und erlebbar machen wollte.
  • Eine doch ziemlich ausladende Sammlung Kochbücher, aus denen ich jeden Abend etwas neues ausprobieren wollte.
  • Einige mehr oder weniger grosse neue Möbel, die ich in aller Ruhe zusammenbauen wollte.
  • Mehrere Dutzend Zügelkartons, die ich allesamt ausräumen und die Inhalte feinsäuberlich verstauen wollte.

Tja, und dann eben das: Coronaferien. Der Start in den neuen Kindergarten verschiebt sich, vorerst bis nach den Frühlingsferien Ende April – So-Daniel-Koch-will.

Was das für mich heisst, fragt Ihr Euch? Na dann lest mal:

Versucht Euch mal auf die Buddenbrooks, den Zauberberg oder Oskar Matzerath zu konzentrieren, wenn nebenher grenzwertige Kinderlieder von Andrew Bond durch die Wohnung schalmeien. Versucht mal, Fotos einer Reise nach (OH GOTT) China zu sichten, während euch ständig ein «Papa kömmer Fötalis vu miar als Bebi aaluaga? BIIIIITTTTEEEEEEE!» in den Ohren klingt. Versucht mal eine Vier-Meter-Ikea-Schrankwand aufzubauen (allein), während ständig «jemand» Schrauben, Dübel und Inbusschlüssel verschwinden lässt, «um dir zu helfen».

Aber na gut, mit meiner ursprünglichen Liste habe ich grösstenteils längst abgeschlossen (Möbel und Kisten mussten trotzdem sein). Schliesslich macht es ja auch Spass, einmal richtig viel Zeit mit dem Kind zu haben. Kein Stress, keine Termine, einfach in den Tag hineinleben und machen worauf man (/Kind) gerade Lust hat.

Also, das mit dem «Worauf-Kind-Lust-hat» ist ja so eine Sache. Denn worauf Kind derzeit am allermeisten Lust hat, ist rausgehen und Velo fahren. In Zeiten von #StaytheF***athome ist das halt ein bisschen schwierig – in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Aber natürlich können, respektive wollen, wir ein fünfjähriges Kind nicht wochenlang zu Hause einsperren. Müssen wir ja auch nicht, aber allzu oft draussen rumlümmlen ist halt dann doch nicht drin. Ergo, viel Zeit drinnen, in einer noch nicht fertig eingerichteten und aus(auf-)geräumten Wohnung. Aber auch drinnen kann man schliesslich Spass haben, oder?

Was haben wir also zusammen Mandalas ausgemalt, gebastelt, genäht, Bücher vorgelesen, gepuzzlet und Spiele gespielt. Und das ganze wieder von vorn. Und dann nochmal. Und nochmal. Und als mir die immer gleichen Wiederholung dann doch etwas langweilig wurden, war es zum Glück Zeit fürs Zmittag...

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