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Müassä muass i nit

Südostschweiz
16.11.20 - 04:30 Uhr
BILD PIXABAY
BILD PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Än Kolumnä var Elisabeth Mani-Heldstab*

Dia leid Epidemii, wa ünsch das Jaar däwägg im Griff hed, hei bin ganz viil Lüüt ds Bedürfnis na dr Gsellschaft va mä Tiar gweckt. I chann das guat verstaa. Wenn di sozialä Kontäkt albig mee iingschrenkt chommend, denn sind Huustiari trüüi Fründä, wa di nia allei leend und uf di zellend.

Derä tiarischä Fründä hann i au. I hann schä aber nid im Tiarheim gsuacht, schii heind mii gfundä, uf mim teglichä Marsch um dä See. Jedä Morged freu i mi uf dia Stund ar herrli frischä Luft. Nit nu, will s mr dr Chopf derbii so richtig uusluftet, nei, au will än huufä schwarzgfäcket Ggraaggä miis Choon erblangend. Chuum renk i nemli um ds letschtä Huusegg, gchöör i scho va wiitem irjä luutä, heiserä «krra krra krra». Miin Kumpaanä wüssend ganz gnau, dass s i miim Tschooppäsack nid nun ds Schnutzneedli für ds obligatä Nasätröpfli hed, sondern au noch äs Schgarnützli mit altem Broot oder steinhertä Guatäli. Im Hui fäckted miar än ganzä Schwarm derä schwarzglenzigä Vögel um dä Pölli und für d Füass. Jedä will dr eerscht sii und am liabschtä robend sch mee as ein Broch im starchä Schnabel fort. I muass äsia luut lachä über irjä gfitztä Strategiä zum gschwinder am Fuater z sii. Äs chunnt mr füür, äs gangi da fascht gliich zua und här wia am Büffé im Nobelhotel. Im Hui heind sch de miis Zmorged verputzt, und so wia sch cho sind, miin Ggraaggä, sind sch fort, uus und abaus.

Muass das sii?, heind mi schon ättä di eintä oder dr ander Hundebsitzer uf dr Morgedrundi liicht gnärvt gfreeget. Nei, müassä muass das nit sii. Aber dass schii än Hund heind, oder liaber no zwei, säb müaschti vermuatli au nit sii. Grad überläbenswichtig isch derneinä schliässli au nit. Än Hund het mä, will er eis freut, und will än Hund än trüüja, wunderbaarä Begleiter ischt, wa mä ins Härz schlüüsst und nid missä möchti.

Ii mag allnä ds Glück, än Hund z ha, van Härzä gunnä. Aber grad drumm mag i au miar dia chlei Freud am früjä Morged van Härzä gunnä, de, wenn mi miin Ggraaggä für eis oder zwei Stückleni hertem Brot uf em Wäg begleitend. Natürli sind eifachi Ggraaggä kein guat erzogni Huustiari, und natürli sind Hünd vil salonfehiger as Ggraaggä mit irja luuta Gätüa. Miar gfallend sch halt eifach. So wia sch sind, gfitzt, frii und wild. Schi söllend zun dä intelligentischtä Vögel gchöörä, hann i gläsä, und Raabäelterä sijend sch de grad gar keini. Im Gägäteil, vorbildli tüjend schi für irja Nachwuchs sorgä. Nei, also müassä müassti miin Ggraaggä ganz gwüss nit mit hertem Brot fuaterä, dia sind mee as tiffigi gnuag zum inä säb z luagä.

Aber müassä müasstä mä no mengs nit: Alls schlächt redä, säb müasstä mä sicher nid und über alls muulä, was eim grad nid in d Fasson passt, gwüss au ni. Schon gar nid andernä alls vergunnä und nä dermit jedi Freud vergällä. Söllis müasstä ma garantiart nid. Nei, müässä müässt i au miin Ggraaggä nit fuaterä, aber törfä tarf i. Eifach, will s mi freut.

*Elisabeth Mani-Heldstab ist Präsidentin der Walservereinigung Graubünden. Sie wohnt in Davos Dorf.

Glossar:
däwägg auf diese Weise
leend (sie) lassen
schwarzgfäcket Ggraaggä schwarzgefiederte Krähen
mis Choon erblangend (sie) sehnen sich nach meinem Kommen
Tschooppäsack Jackentasche
Schnutzneedli Taschentuch
Schgarnützli Papiersäcklein
Guatäli Gebäck
fäckte flattern, mit den Flügeln schlagen
Broch Brocken
uus und abaus auf und davon
derneinä solch einer
Stückleni Stücklein
inä säb sich selber
muulä schelten, schimpfen
Fasson Art und Weise

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