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Total weg vom Fenster

Béla
Zier
28.04.18 - 16:00 Uhr
UNSPLASH
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In loser Folge berichten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medienfamilie Südostschweiz aus ihrem journalistischen Alltag. Willkommen in unserem Glashaus!

Ständige Erreichbarkeit ist für mich Alltag und keinerlei Problem. Das gehört schliesslich zu meinem Beruf, den ich seit vielen Jahren ausübe. Ich kommuniziere über viele Kanäle. Bürotelefon und Smartphone sind Hauptwerkzeuge, hinzu kommen mehrere herkömmliche E-Mail-Konten sowie diverse Messenger-Programme oder auch der Kurznachrichtendienst Twitter. Als Redaktor checke ich tagtäglich via Internet auch diverse potenzielle News-Quellen ab. Daraus entstehen vielfach Artikel, die Sie dann in der «Südostschweiz» lesen können. Ich bin also ziemlich intensiv online – auch nach «Feierabend» oder am Wochenende.

Eine Ausnahme mache ich konsequent und seit vielen Jahren: Bin ich in den Ferien, schalte ich ab. Das heisst nicht nur, dass ich mich der Erholung hingebe, sondern ich schalte wirklich ab. Das Handy bleibt abgestellt, ich schaue kein Fernsehen, höre kein Radio und nutze keinen Computer. Ich kopple mich von der News-Welt ab und bin auch kommunikationsmässig total weg vom Fenster.

Was ich als meine persönliche digitale Entschleunigung bezeichne, ist seit Längerem unter dem Begriff «Digital Detox» – digitale Entgiftung – bekannt. Kürzlich war es wieder so weit. Ich wartete am Flughafen Zürich auf das Boarding und drückte kurz zuvor die Aus-Taste meines Smartphones. Ich muss ganz sicher nicht digital entgiftet werden, sondern will mir einfach eine Zeit lang Ruhe vor der Erreichbarkeit und den News gönnen. Das ist nicht selbstverständlich, und ich betrachte das als grossen Luxus.

Meine Ferien verbrachte ich an einem Ort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Ich staunte in dieser Zeit darüber, dass dort viele Touristen nicht einfach die traumhafte Umgebung und wunderbare Atmosphäre geniessen können, sondern stetig auf ihr Handy starrten und damit herumspielten. Denn so werden auch potenziell interessante Gespräche zwischen Menschen aus völlig unterschiedlichen Teilen der Welt abgewürgt. Ich traf auch auf einige sogenannte Millennials – Digital Natives –, mit denen ich mich über Online-Präsenz unterhielt. Meine temporäre Abstinenz wurde nicht belächelt, sondern mit «Gefällt mir» quittiert.

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