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Du bist das Beste, was mir nie passiert ist!

Single
Bock
01.08.18 - 04:30 Uhr

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Wir leben in einer Gesellschaft voller Optionen. Handy-Abos bis zum Abwinken, Streaming-Dienste mit achtzehn Milliarden Songs, von den unendlich vielen Netflix-Serien ganz zu schweigen. Ja, wir sind es uns mittlerweile nicht nur gewohnt, uns entscheiden zu müssen, sondern vielmehr uns gar nicht mehr entscheiden zu wollen. «As bitzali vu do und as bitzali vu döt – halt vu allem, aber nüd richtig».

So lässts sich eigentlich auch ganz gut leben, in so einer Art Gemischtwarenladen für Unterhaltung und Beschäftigung jeglicher Art. Doch da kommt einmal mehr der Faktor Mensch ins Spiel. Wir sind schlicht und einfach nicht für eine solche Lebensweise ausgelegt. Klar, wir sind Profis darin, uns zu bedienen, uns alles zu nehmen, was uns (angeblich) zusteht. Wir haben auch kein Problem damit, etwas wegzuwerfen, wenn es den von uns auferlegten Sinn und Zweck nicht mehr vollumfänglich erfüllt. Nachschub gibt überall und jederzeit – von allem!

Was aber, wenn wir plötzlich zu einem dieser Artikel im Gemischtwarenladen werden? Wenn wir einfach eine Option sind? Man uns aus dem Regal klaubt, als wären wir einer dieser Fünf-Groschen-Romane an der Tankstelle, uns auf einem Liegestuhl der sommerlichen Gefühle oberflächlich durchblättert, sich jedoch nicht die Mühe macht, uns zu verstehen, sondern uns in den Sand fallen lässt, weil irgendwo in der Nähe gerade jemand die Party-Happy-Hour für Singles einläutet? Ja, dann sieht man plötzlich die Kehrseite der omnipräsenten Verfügbarkeit von allem und jedem für jeden und alle...

Wir konsumieren exzessiv, unüberlegt und oftmals viel zu fahrlässig. Essen, Alkohol, Filme, Sex, Zuneigung... Und irgendwann stehen wir dann da, überfordert von der eigenen Abgestumpftheit. Dann, wenn wir an die eine Person denken, die wir vergrault haben, bevor es überhaupt richtig losging und wir uns sagen müssen: Sie ist das Beste, was mir nie passiert ist...

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