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Wie konnte ich ihn nur warten lassen?

Single
Böckin
17.01.19 - 04:30 Uhr
Schloss Haldenstein
Der Schlossgarten.
MARCO HARTMANN

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Himmel, ich habe gerade ein enorm schlechtes Gewissen. Vor wenigen Tagen habe ich wieder einen Brief erhalten. Einen Brief vom «Analogen Prinzen». Einige von Euch werden ihn eventuell noch vom vergangenen Sommer kennen. Der Mann hatte mir auf einen Blogbeitrag geantwortet und von da an haben wir uns ein paar Mal – oder zumindest ich – über eben diesen Blog unterhalten. Nachdem ich gefragt hatte, wie ich ihn den finden könnte, kam dann tatsächlich ein Brief mit einem Rätsel. Ich erinnere mich noch genau.

Allerdings erinnere ich mich auch daran, dass ich an diesem Tag total erschöpft war und den Brief überflogen hatte. Ich war «gwundrig» was wohl daran stehen würde. Das Rätsel wo ich ihn treffen könnte bzw. wie ich zu einem Treffen kommen könnte, brachte mich zum Schmunzeln. Der «Analoge Prinz» enttäuschte mich wieder einmal nicht. Wie geistreich dachte ich mir noch. An diesem Tag war ich für das Rätsel aber zu müde und legte den Brief auf die Seite und … Und was? Ich vergass ihn!

Nun, fast ein halbes Jahr später stelle ich dies mit Schrecken fest. Der neue Brief erinnert mich an mein Versäumnis. Himmel, war ich so beschäftigt? Mit was? Und weshalb? Der «Analoge Prinz» wartete gemäss seinen eigenen Angaben eine Stunde lang am 23. August um 17 Uhr im Garten des Schloss Haldensteins. Oh Gott, wie kitschig und doch soooo romantisch! Und ich? Ich hatte den Brief vergessen und den armen Kerl stehen gelassen.

Wie schön würde die Geschichte klingen, wenn ich sie meinen künftigen Enkelkindern erzählen würde. «Losend, i han dr Tat uf a ganz spezielli Art kennaglernt. Er hät mr weg amna Blog an Briaf gschriba und schlussendlich hämmer üs imna Garta vumna Schloss zum erschta Mol troffa!» Vielmehr als die verpasste Geschichte stört mich die Tatsache, dass ich einen Menschen einfach stehen gelassen habe. Natürlich war es keine Absicht. Aber was habe ich am 23. August um 17 Uhr gemacht?

Recherchen in meinem Kalender zeigen: Ich habe gearbeitet – bis weit nach 17 Uhr. Lieber «Analoger Prinz», es tut mir schrecklich leid. Es tut mir leid, dass ich den Brief vergessen hatte. Es tut mir leid, dass ich nicht aufgetaucht bin. Es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt entschuldige. Aber nun habe ich deine E-Mailadresse. Soll ich dir wirklich schreiben oder soll ich nun dir ein Rätsel aufgeben. Soll ich es dir/mir/uns so einfach machen? Wie wäre es, wenn die Leserinnen und Leser über unseren nächsten Schritt entscheiden? Dann hätten wir vielleicht doch noch unsere romantisch/kitschige Geschichte für unsere Enkelkinder!

Soll ich ...

... ein E-Mail schreiben
29%
... ihm ein Rätsel aufgeben.
61%
... noch etwas zappeln lassen.
11%
38 Stimmen
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