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Fondue

Christian
Ruch
09.03.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Eigentlich habe ich im Moment überhaupt keine Zeit, Sie jeden Samstag aufs Neue zu bespassen, denn ich muss mich auf meine Einbürgerungsprüfung vorbereiten. Die ist schon bald, und weil ich immer noch nicht den Unterschied zwischen Herdöpfelstock und Bürgenstock kenne, bin ich ziemlich nervös.

Was mir auch nicht klar ist: Kommen heutzutage eigentlich immer noch so nette Herren von der Fremdenpolizei zu Besuch, die wissen wollen, ob man die Zubereitung eines Fondues beherrscht? Ich habe mal einen Dokumentarfilm gesehen, in dem das zwei Beamte gemacht haben. Lustigerweise sahen die aus wie Emil Steinberger und Walo Lüönd. Weniger lustig ist, dass ich ein Fondue-Laie bin. Ich esse es zwar sehr gerne und kenne Fondue nach Freiburger und Waadtländer Art, aber ich weiss immer noch nicht, in welchem welschen Kanton dieses Moitié-Moitié liegt, wo offenbar auch eine Fondue-Variante erfunden wurde. Wenn es bei uns Fondue gibt, dann in diesen praktischen Ein-Personen-Becherli von Gerber, die man nur in den Ofen stellen muss. Eine Idee meiner Lieblingsbündnerin. Ich würde solch ein Sakrileg nie wagen, denn wenn ein Ausländer so etwas macht, führt das direkt zu Ausschaffungshaft und Landesverweis, und ich wundere mich, dass die SVP gegen dieses Instant-Fondue noch keine Initiative ergriffen hat. Aber es ist wirklich praktisch. Bei der traditionellen Fondue-Zubereitung kann ja so viel schiefgehen! Mir ist mal eines missglückt, weil der Weisswein zu kalt war und der Käse sich zu einer Art Betonblock zusammengezogen hat, den ich danach jahrelang als Bücherstütze genutzt habe. Auch das Rühren ist eine Wissenschaft für sich: Man soll ja immer eine Acht rühren – aber gilt das auch abends um sieben? Oder wenn man weniger als acht Personen zu Gast hat? Fragen über Fragen.

Schade ist, dass man die kürzlich verblichene Rührexpertin Uriella nicht mehr fragen kann. Aber vielleicht würde das auch nichts nützen. Denn sie hat zwar stundenlang Badewasser gerührt – doch ein schönes Fondue ist das auch nie geworden…

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