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Benvenuti!

Christian
Ruch
06.06.20 - 04:30 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Italien hat seine Grenzen geöffnet, aber ich sage Ihnen gleich: Da fahren wir nicht hin! Sie, die haben es ja nicht mal geschafft, die Corona-Zeit sinnvoll zu nutzen: In Rom ist dieses Kolosseum offensichtlich immer noch nicht fertig, die Tempeltrümmer daneben sind auch nicht weg, der in Schieflage geratene Turm in Pisa ist immer noch schräg und in Venedig steht sogar die ganze Stadt unter Wasser – und in so einem Land soll man unbeschwert Ferien machen? No, grazie!

Kommt hinzu, dass auch das Strandvergnügen stark eingeschränkt ist. Angesichts der Abstands- und Hygieneregeln herrscht ein strenges regolamento spiaggiardino. Wir meinen ja immer, Italien sei so larifari, aber das ist sehr effizient organisiert: Wer an den Strand will, muss beim lokalen Ente Turismo einen sogenannten Sun-Slot erwerben. Man erhält dann einen Code, z.B. DM0701-1330-120-443-1-32. Das bedeutet, dass man in Diano Marina am 1. Juli ab 13.30 Uhr für 120 Minuten den Liegestuhl Nr. 443 benutzen darf, dafür einen Sonnenbrand 1. Grades und am Abend die Pizza Nr. 32 («Prosciutto e funghi») bekommt.

Das alles dient, Sie haben es bereits erraten, dem Contact Tracing im Infektionsfall. Alle Sun-Slot-Codes werden in einem Zentralcomputer im Gesundheitsministerium in Rom gespeichert. Zumindest würden sie das, wenn nicht der zuständige Informatiker bei der Olivenernte auf dem Hof seiner Eltern nahe Caltanissetta in Sizilien unglücklicherweise vom Baum gefallen wäre, nun im Koma liegt und niemand sonst das Passwort für den Zentralcomputer kennt. Doch Sie können unbesorgt an den Strand: Denn die Herren aus Ländern südlich der Sahelzone, die früher den Strand entlang liefen und mit den Worten «Cheap, cheap! Bello, bello!» hochwertige Sonnenbrillen, Uhren und Handtaschen anboten, führen nun auch Mund-Nasen-Schützer sowie Desinfektionsmittel und messen Ihnen in regelmässigen Abständen Fieber. Beim Erwerb einer gefälschten Gucci-Handtasche ist das Fiebermessen sogar gratis.

Falls Sie das alles trotzdem nicht wollen, kommen Sie halt nach Graubünden. Italienisch hören Sie auch im Bergell oder Puschlav und eine Pizza «Prosciutto e funghi» treiben wir auch noch für Sie auf. In diesem Sinne: Benvenuti!

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