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Der steinige Weg in den grossen Ski-Zirkus

Südostschweiz
04.10.18 - 04:30 Uhr
Luana Flütsch befindet sich auf dem aufsteigenden Ast. BILD LUANA FLÜTSCH
Luana Flütsch befindet sich auf dem aufsteigenden Ast. BILD LUANA FLÜTSCH

Spitzensport – für die meisten Athletinnen und Athleten bedeutet dies harte Arbeit, Entbehrungen und eine grosse Portion Leidenschaft. Im Format «Sportlerblog» schreiben junge Bündner Sporttalente über ihren Weg an die Spitze.

von Luana Flütsch

Die 23-Jährige aus St. Antönien ist Skirennfahrerin im B-Kader von Swiss Ski. Vergangene Saison debütierte sie im Weltcup. Dies, nachdem sie sich von einer komplizierten Schienbeinverletzung zurückgekämpft hatte. 2018/19 will Flütsch an die starke Vorsaison anknüpfen.

Hallo zusammen. Ich bin Luana Flütsch, 23 Jahre alt und leidenschaftliche Skirennfahrerin. Ausserhalb des Sports ein kleiner Chaot, totale Naturfanatikerin und motivierte Köchin. Wohnhaft im wunderschönen St. Antönien zog es mich schon immer zuoberst auf die Berge – im Winter wie im Sommer. Dank meinen talentierten Schwestern und motivierten Eltern erlernte ich das Skifahren schnell. Es folgten erfolgreiche Jahre und ein immer grösser werdender Ehrgeiz.

«Schmerzen, Ängste und ein immer kleiner werdendes Selbstvertrauen auf den Skiern stellten mich vor eine extrem harte und knifflige Aufgabe.»

Im Juni 2015 schloss ich das KV Profil E am Sportgymnasium in Davos ab und konzentrierte mich danach zwei Jahre voll und ganz auf den Sport. Durch einen Schienbeinbruch im Frühling 2014 und eine darauffolgende verpasste Saison wollte ich nichts mehr dem Zufall überlassen. Doch es war nichts mehr, wie es war. Schmerzen, Ängste und ein immer kleiner werdendes Selbstvertrauen auf den Skiern stellten mich vor eine extrem harte und knifflige Aufgabe.

Platte, Schrauben und Narbe sind hoffentlich alles, was langfristig vom Schienbeinbruch 2014 zurückbleibt. BILD LUANA FLÜTSCH
Platte, Schrauben und Narbe sind hoffentlich alles, was langfristig vom Schienbeinbruch 2014 zurückbleibt. BILD LUANA FLÜTSCH

Es gab ab und zu während der Saison wieder durchaus positive Lichtblicke, doch wurden diese durch eine Liste voller Ausfälle vollkommen überschattet. Die anhaltenden Schmerzen zwangen mich letzten Endes im Februar 2017 zum Abbruch. Es folgte eine erneute Operation und der Rauswurf aus dem C-Kader von Swiss Ski.

Der Kampf zurück in die Swiss-Ski-Kader

Nun begann ich sozusagen wieder von vorne und ich nahm ab sofort alles selbst in die Hand. Neues Team, neuer Trainer, Skier selber präparieren und alles selber finanzieren und planen. Mit dem Bündner Skiverband und Trainer Erwin Hartmann startete ich die Vorbereitung zur Saison 2017/18 auf dem Schnee. Konditionell war ich bereits bestens betreut – dank meinem Konditionstrainer Christoph Boner. Es war eine grosse Veränderung, aber eine, die ich rückblickend betrachtet gebraucht hatte.  

Die Saison 2017/18 war für Luana Flütsch ein grosser Schritt nach vorne. PRESSEBILD
Die Saison 2017/18 war für Luana Flütsch ein grosser Schritt nach vorne. PRESSEBILD

Zudem kam der Wunsch nach einer geistigen Herausforderung und Abwechslung zum Sport immer stärker auf. Somit startete ich vergangenes Jahr die zweijährige Berufsmatura. Zusammengefasst durfte ich eine geniale und intensive Zeit geniessen, trotz einer total neuen Ausgangslage. Die Vorbereitungen mit dem Team verliefen optimal und sehr gezielt. Es folgte meine bisher beste Saison und ich durfte sogar zwei Mal auf der ganz grossen Bühne, dem Weltcup, starten. Im Frühling folgte dann mit dem Aufstieg ins B-Kader von Swiss Ski die definitive Belohnung.

Ein Schritt zurück, zwei nach vorne

Diese ganze Verletzungsgeschichte und der «Neustart» mit dem Bündner Skiverband stellten mich mental vor eine harte Aufgabe, doch ans Aufgeben habe ich nie gedacht. Mein innerer Instinkt gab mir das nötige Vertrauen und den Traum, den auch schon die kleine Luana hatte: Einst bei einem Grossanlass zuoberst auf dem Podest zu stehen.

Ehrlich gesagt bin ich auch ein wenig dankbar für diese Zeit der Rückschläge, denn ich lernte wieder, wie man es trotz der harten Arbeit geniessen kann und muss und ich wurde nachsichtiger mit mir selbst. Nun bin ich gedanklich im Jetzt und nicht im Vergangenen oder im Bevorstehenden. Manchmal lohnt es sich, ein wenig mehr Anlauf zu holen. Doch ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre all dies nicht möglich gewesen. Momentan bin ich fit und gesund im Gletschertraining und, wenn möglich, auch in der Schule anzutreffen.

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