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In Bondo rechnet man mit weiteren Murgängen

In Bondo laufen die Aufräumarbeiten nach dem Bergsturz vom vergangenen Mittwoch auf Hochtouren. Zahlreiche Maschinen baggern, laden und führen ab. Und es werden zwei neue Deponien gebaut. Doch die Angst vor erneuten Murgängen bleibt, denn für Donnerstag ist Regen angesagt.

Philipp
Wyss
29.08.17 - 23:08 Uhr
Ereignisse

Seit dem Bergsturz vom Mittwoch laufen in und um Bondo die Aufräumarbeiten. Neben der Beseitigung des Materials müssen auch die Auffangbecken geleert werden. Dazu werden als Notmassnahme zwei neue Deponien erstellt, eine im Tal, eine etwas grössere am Hang. Dazu wird Humus abgetragen, der später wieder auf die Gesteinsmassen gelegt werden kann. Dadurch bleibt das Landwirtschaftsland erhalten.

Wie das Regionaljournal Graubünden von Radio SRF berichtet, füllt das nun vorhandene Material knapp einen Drittel der beiden Deponien. Der noch vorhandene Platz ist für in Zukunft zu erwartende Gesteinsmassen aus nachfolgenden Bergstürzen gedacht.

Noch eine Million Kubik Fels in Bewegung

Beim Bergsturz sind laut Martin Keiser vom Bündner Amt für Wald und Naturgefahren drei Millionen Kubikmeter Fels abgebrochen. «Es sind akut noch immer eine halbe bis eine ganze Million Kubik Fels in Bewegung», sagte Keiser im Interview mit Radio Südostschweiz. Und dieser Fels kann in den nächsten Tagen abbrechen.

Die Murgangsituation hat sich seit vergangenem Mittwoch nicht verändert. Schmelzwasser und erneute Niederschläge dringen in das Bergsturzmaterial ein und können zu erneuten Murgängen führen, so Keiser weiter. Und Meteorologen sagen für Donnerstag und Freitag Regen voraus.

Martin Keiser zur aktuellen Situation am 29.08.2017.

Bondo innert vier Minuten verlassen

Für die Aufräumarbeiten ist ein strenges Sicherheitskonzept am laufen. Warnposten und Warnanlagen im Val Bondasca überwachen die Situation. Personen müssen das Gebiet innert vier Minuten verlassen können.

Für die Wiederinstandstellung ist das Bündner Amt für Militär und Zivilschutz zuständig. Der Kanton bezahlt 800'000 Franken, wie es am Dienstag vor den Medien hiess. Die Kommunikation für die Gemeinde übernimmt Christian Gartmann. Als Manager und Krisenkommunikator führte der Engadiner bereits mehrere Unternehmen durch Turn-Arounds. Auch war Gartmann Mediensprecher für die geplatzte Olympiakandidatur.

Andrea Giovanoli zur Sprengung vom 29.08.2017.

Weiter wurde am Dienstag um 17.20 Uhr bei Promontogno ein Fels gesprengt. Die wie geplant verlaufene Sprengung hat laut Andrea Giovanoli, Revierförster der Gemeinde Bragaglia, aber nichts mit dem Bergsturz von vergangener Woche zu tun. Für die Eniwohner bestehe keine Gefahr, so Giovanoli auf Anfrage von Radio Südostschweiz.

Da die Gefahr von rumfliegenden kleinen Steinsplittern bestehe, wurde die Bevölkerung aber gebeten, in den Häusern zu bleiben sowie die Fahrzeuge in Sicherhit zu bringen, ergänzt Andrea Giovanoli:

Weiter gibt es bereits Spendenzusagen und Spendenaufrufe. Die drei Glarner Gemeinden überweisen Bondo je 1000 Franken und wünschen Bondo solidarisch viel Kraft und Zuversicht bei der Bewältigung dieses tragischen Ereignisses. Auch das «Berggasthaus» im Val Bever will laut einer Mitteilung einen angemessenen Betrag zu spenden. Und das Hotel «Longhin» in Maloja spendet pro Konsumation und Übernachtung einen Beitrag nach Bondo. Und das Hotel «Steffani» in St. Moritz lädt vom Bergsturz Betroffene zu einem Nachtessen mit Übernachtung ein.

Die Gemeinde Bregaglia hat ein Spendenkonto eingerichtet:
Banca Cantonale Grigione
Comune di Bregaglia, Casella postale 36, 7606 Promontogno Numero del conto
corrente: 10 057.718.112
IBAN: CH33 0077 4010 0577 1811 2
BIC (SWIFT): GRKBCH2270A

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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