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In Brienz besteht trotz Evakuierungsplan (noch) keine Panik

Das Bündner Dorf Brienz/Brinzauls rutscht immer schneller talwärts. Deshalb wurde die Bevölkerung am Freitagabend über den sogenannten «Brienzer Rutsch» und den Sicherheitsvorkehrungen informiert. Wir haben nachgefragt, wie ernst die Lage für die Bewohner ist.

Südostschweiz
04.05.19 - 12:00 Uhr
Ereignisse
Brienz
Der «Brienzer Rutsch» ist bereits seit Generationen aktiv. Jetzt ist er aber deutlich schneller in Bewegung.
MARCO HARTMANN

Das Dorf ist seit Menschengedenken in Bewegung: Die gesamte Terrasse rutscht vermutlich seit der letzten Eiszeit talwärts. In den vergangenen 100 Jahren bewegte sich Brienz/Brinzauls jeweils wenige Zentimeter pro Jahr. In den letzten zwanzig Jahren hat sich der sogenannte «Brienzer Rutsch» aber stark beschleunigt: Aktuell beträgt die Bewegung rund einen Meter pro Jahr. Deshalb müssen sich die Bewohner auf grössere Schäden an Häusern und Leitungen einstellen, wie es in einer Mitteilung der Gemeinde heisst.

Eine mögliche Zuspitzung der Situation ist nicht plötzlich, sondern eher über mehrere Wochen oder Monate zu erwarten. Dennoch hat die Gemeinde Albula/Alvra, zu der Brienz/Brinzauls gehört, Vorbereitungen für eine allfällige rasche Evakuierung getroffen. Betroffen wären auch Teile der benachbarten Orte Vazerol, Surava und Tiefencastel. 

Radio Südostschweiz sprach mit Daniel Albertin, Gemeindepräsident von Albula/Alvra:

Aussichten und Vorbereitungen


Geologen und Naturgefahrenexperten des kantonalen Amts für Wald und Naturgefahren Graubünden stellten verschiedene Szenarien für die künftige Entwicklung vor: Sollte sich die Rutschung weiter beschleunigen, könnte das zu schweren Schäden an Gebäuden und Versorgungsinfrastruktur führen. Sie könnten Gebäude unbewohnbar machen und die Versorgung des Dorfes stark erschweren.

Aus dem Gebiet oberhalb des Dorfes stürzen heute sporadisch Felsblöcke ab und gefährden die darunterliegenden Wiesen und die Verbindungsstrasse nach Lantsch/Lenz und Lenzerheide. Die Gemeinde hat dort deshalb im September 2018 aus Sicherheitsgründen ein Betretungsverbot erlassen.


In und um Brienz/Brinzauls wurden bereits mehrere Sondierbohrungen durchgeführt, um den Untergrund zu untersuchen. Weitere Bohrungen werden folgen. Mittels Laser-, Satellitenortungs- und Radartechnik werden die Rutschungen des Dorfes und des darüber liegenden Gebietes ständig genau überwacht. Dies erlaubt den Fachleuten die laufende Beurteilung der Situation und eine frühzeitige Warnung an Gemeinde und Bevölkerung, sollte sich die Lage zuspitzen. (can)

 

 

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