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«​​​​​​​Wir sind seit vergangenem Samstag symptomfrei»

Der Churer Stadtrat Patrik Degiacomi ist vor knapp zwei Wochen am Coronavirus erkrankt. Inzwischen ist er genesen. Wir haben nachgefragt, wie er die Krankheit erlebt hat.

Südostschweiz
26.03.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Patrik Degiacomi
Stadtrat Patrik Degiacomi und seine Familie haben das Coronavirus überstanden.
PHILIPP BAER

Häufig wird bemängelt, dass nur darüber berichtet wird, wenn jemand am Coronavirus erkrankt und die Sache nicht gut ausgeht. Zum Glück gibt es aber auch Fälle, die milder verlaufen, wie das Beispiel von SP-Stadtrat Patrik Degiacomi zeigt. Und auch für Risikopersonen endetet das Virus nicht immer tödlich, wie dieser Artikel beweist.

Patrick Degiacomi, Sie haben sich vor knapp zwei Wochen mit dem Coronavirus infiziert. Wie geht es Ihnen jetzt?

Mir und meiner Familie geht es glücklicherweise wieder sehr gut. Wir sind seit vergangenem Samstag wieder symptomfrei.

Welche Symptome haben Sie verspürt?

Ich hatte das Glück, einen sehr milden Krankheitsverlauf durchzumachen. Ich hatte ausgeprägt brennende und trockene Lippen sowie eine Reizung der Atemwege. Insbesondere letztere machte mich denn auch hellhörig. Zwischendurch fühlte ich mich sehr niedergeschlagen, müde, hatte Kopf- und Ohrenschmerzen sowie abwechselnd heiss und fröstelnd. Ich hatte aber nie Fieber und auch keinen richtigen Husten. 

Wie lange müssen Sie noch in Quarantäne bleiben?

Gemäss Auskunft des kantonalen Gesundheitsamtes könnten wir schon jetzt die Quarantäne verlassen. Um absolute Sicherheit zu haben, bleiben wir aber noch bis Freitag isoliert zu Hause. Bevor wir die Quarantäne wirklich verlassen, kontaktiere ich auch noch einmal die Arztpraxis.

Was haben Sie in der Quarantäne-Zeit gemacht?

Ich habe im Homeoffice gearbeitet. Es gab für mich keinen grossen Unterschied zu einer «normalen» Arbeitswoche. Ich habe auch meine Familie nicht viel mehr gesehen als sonst. Ich habe einen Arbeitsplatz im Schlafzimmer eingerichtet und das Zimmer unter der Woche sehr wenig verlassen. Am Wochenende konnte ich aber dann schon meine Frau etwas entlasten und Zeit mit den Kindern verbringen.

Gab es auch schwierige Momente? Wie haben Sie diese überwunden?

Am schwierigsten ist nach wie vor der Gedanke, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach das Virus weitergegeben habe und mir vorstellen muss, dass über mich Risikogruppen angesteckt wurden, welche eventuell in ernsthafte gesundheitliche Schwierigkeiten geraten. Ich habe Hinweise darauf, dass Leute in meinem Umfeld vermutlich vor allem angesteckt wurden, bevor ich erste Symptome hatte. Denn obwohl ich nur sehr leichte Symptome hatte und eine COVID-19-Erkrankung als unwahrscheinlich betrachtet wurde, hatte ich mich beim ersten Halskratzen sofort sehr stark zurückgezogen. Aber im Nachhinein habe ich mich natürlich über jeden Moment geärgert, in dem ich mit anderen Menschen im selben Raum war. Bekannt sind mir in meinem Umfeld nur leichte Verläufe und offiziell gibt es gar keine bestätigte Ansteckung. Die meisten konnten sich jedoch gar nicht testen lassen. Von drei Personen weiss ich, dass sie negativ getestet wurden, obwohl es mit Husten und teilweise Fieber sehr verdächtig aussah.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Quarantäne vorbei ist?

Am meisten freue ich mich darauf, dass meine Kinder sich am Wochenende wieder einmal draussen werden bewegen können.

(so)

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