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Sie dürfen öffnen, können oder wollen aber nicht

Die Ausgangslokale dürfen nach dem jüngsten Entscheid des Bundesrats ab dem 6. Juni wieder öffnen. Trotzdem werden das nicht alle tun. Denn es gibt mehrere Hindernisse, wie sich nun zeigt.

Kristina
Schmid
29.05.20 - 15:00 Uhr
Ereignisse
So voll wie am Calanda Spring Festival dürfte der Club «Selig»​​​​​​​ nicht so bald wieder sein.
Yanik Buerkli / ARCHIVBILD

Der Bundesrat hat entschieden: Ausgangslokale dürfen ab dem 6. Juni wieder ihre Türen öffnen. Unter einigen Bedingungen, die sie einhalten müssen. So dürfen nicht mehr als 300 Personen einen Club betreten, pro Person muss vier Quadratmeter Platz gestellt werden – und um Mitternacht muss geschlossen werden. Letzteres ist dem Geschäftsführer des Churer Clubs «Selig» ein Dorn im Auge. Für Roni Szepanski steht deshalb jetzt schon fest, dass er seine Clubtüren am 6. Juni nicht wieder öffnen wird. «Solange die Sperrstunde Mitternacht besteht, ist es für uns unfassbar schwierig, richtig zu wirtschaften», sagt er im Interview mit «TV Südostschweiz».

Szepanski wünscht sich, dass die Mitternachts-Regel so schnell wie möglich wieder aufgehoben wird, damit das Selig wieder öffnen kann. Trotz der schwierigen Lage schöpft Szepanski Mut: Seine Hoffnung ruht auf dem Sommer, da in anderen Jahren eigentlich nichts läuft. Weil in diesem Jahr Grossveranstaltungen und Open-airs bis Ende August abgesagt sind, dürfte das wiederum den Clubbesitzern in die Karten spielen. «Ich hoffe deshalb, dass wir im Juli und August öffnen können und dann überdurchschnittlich viele Gäste haben werden.»

«Konzerte könnten sich lohnen»

Auch Lou Zarra, CEO und Inahber des Churer Clubs «Loucy» ist nicht so zufrieden mit den Entscheid des Bundesrats, wie er im Interview mit Radio Südostschweiz verrät. Aber aus einem anderen Grund.

Lou Zarra, der Bundesrat hat beschlossen, dass Clubs ab dem 6. Juni wieder öffnen dürfen. Was war die erste Reaktion auf diesen Entscheid?

Lou Zarra: Im ersten Moment positiv. Als ich den Entscheid aber genauer unter die Lupe genommen habe, musste ich feststellen, dass er doch nicht so gut ausfällt für uns...

Sie sprechen die verschiedenen Regeln an, die Clubs neu einhalten müssten. So dürfen nicht mehr als 300 Personen rein und um Mitternacht muss geschlossen werden. Lohnt es sich unter diesen Umständen für Sie, überhaupt zu öffnen?

Für irgendwelche Partys sicherlich nicht, gerade weil diese in den meisten Fällen erst nach 24 Uhr Fahrt aufnehmen. Aber für Konzerte würde sich das eigentlich lohnen. Wir haben viele Konzerte, die vor Mitternacht anfangen und enden. Das kleinere Problem aber ist die Obergrenze von 300 Personen, wenn man bedenkt, dass bei uns drei Mal so viele Gäste Platz hätten. Und das grössere Problem betrifft die Regel mit den vier Quadratmetern pro Besucher. Das macht es noch schwieriger.

Können Sie das Problem erläutern?

Wir haben fast 500 Quadratmeter Club-Fläche. Wenn man das runterrechnet, können bei uns also höchstens 120 Personen rein. Da sind wir weit von den erlaubten 300 Gästen entfernt. Mit dieser Anzahl an Besuchern, also 120 Gästen, sind die Kosten für ein cooles Konzert fast nicht zu decken. Denn die Band, die Security am Eingang und auch die Techniker kosten mich gleichviel. Egal, ob nun 120 oder 700 Gäste kommen.

Wirtschaftlich lohnt es sich nicht. Wie geht es für Sie also weiter?

Wir erwarten noch auf einige zusätzliche Bestimmungen vom Bundesrat, da es noch einige offene Fragen gibt. Etwa, ob Gäste mit den Getränken auf die Tanzfläche dürfen oder nicht. In den Gastro-Betrieben gilt ja die Regel, dass alle Gäste sitzen müssen. Wir haben einige Ideen fürs «Loucy». Aber wir müssen sehen, ob und wie wir diese umsetzen.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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