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Ein frecher Jüngling und ein Hirte machten einst zwei Löcher ins Gebirge

Bald ereignet sich ein besonderes Naturphänomen in den Bündner Bergen. Das Ela-Loch und das Martinsloch werden zu «Sonnenaugen». Aber wie entstanden die Löcher und was für eine Geschichte haben sie?

Anna
Panier
25.02.21 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Frech war der Jüngling, der den Teufel einst so erzürnt hat, dass dieser ein Felsbrocken nach ihm warf. Zwar verfehlte er den Jüngling knapp, jedoch schlug der Brocken am Piz Ela ein grosses Loch in den Grat. Seither scheint die Sonne jährlich dort hindurch und soll jenen, die das Schauspiel beobachten, Glück bringen – in etwa so lautet eine der Sagen rund um die Entstehung des Ela-Lochs, wie Bergün Filisur Tourismus schreibt. Das 2,5 Meter hohe und 6 Meter breite Loch, welches auf Romanisch als «Fora digl Ela» beschrieben wird, befindet sich mitten im Flügel des Piz Ela auf rund 3340 Metern über Meer bei Bergün.

Die Sonne scheint durch das Ela-Loch ins Tal.
Die Sonne scheint durch das Ela-Loch ins Tal.
RETO BARBLAN

Jährlich am 25. und 26. Februar gegen 15.15 Uhr sowie am 15. und 16. Oktober gegen 15.45 Uhr wirft die Sonne auf dem Weg von Osten ihre Strahlen durch das Ela-Loch in das Tal. Wie Reto Barblan, Leiter Bauamt und Werkdienst von Bergün Filisur und Hobby-Historiker sagt, verfolgt man das Spektakel am besten vom Ärztehaus Bergün oder auf der Höhe des Bergüner Freibades aus. «Das Jahr hat ja aber nicht nur 365 Tage, sondern noch ein paar Stunden mehr, weswegen es auch Schaltjahre gibt.» Diese paar Stunden machten jeweils aus, wann der Lichtfleck, von wo am besten sichtbar sei, erklärt Barblan.

Zur Beobachtung des Naturphänomens empfiehlt Bergün Filisur Tourismus das Tragen einer Sonnenbeobachtungsbrille.

Sonnenschein direkt auf die Kirche 

In Graubünden gibt es aber auch noch ein zweites Felsenfenster. Inmitten der Glarner Tschingelhoren beziehungsweise den Bündner Tschingelhörnern in der Tektonikarena Sardona befindet sich das Martinsloch, durch das die Sonne in Richtung Segnespass scheint. Das Martinsloch liegt auf 2600 Metern über Meer, ist dreieckig und 22 Meter hoch sowie 19 Meter breit. Jeweils am 12. und 13. März sowie am 30. September und 1. Oktober strahlt die Sonne kurz vor ihrem Aufgang durch das Loch direkt auf die Kirche vom dahinterliegenden Dorf Elm, wie es auf der Tourismusseite von Flims Laax Falera heisst.

Die Entstehung des Martinslochs basiert wie jene des Ela-Lochs auf eine Sage. So hütete der Schafhirte Martin seine Tiere auf der Elmer Seite, als ein Riese von Flims her die Herde angriff. Der versuchte einige Schafe zu stehlen, doch Martin verteidigte seine Tiere tapfer und der Riese nahm Reissaus. Martin aber schleuderte seinen Hirtenstab dem Riesen hinterher, verfehlte diesen jedoch kläglich und traf die Tschingelhörner. Es polterte und grollte, und eine Felslawine donnerte zu Tal. Als wieder Ruhe einkehrte, prangte ein Loch im Felsen. Fortan wurde dieses Loch nach dem Hirten benannt.

Das Martinsloch hat eine dreieckige Form.
Das Martinsloch hat eine dreieckige Form.
ARCHIV

Entstehung auf frühere Ereignisse zurückzuführen

Was steckt aber wirklich hinter der Entstehung der Felsenlöcher? Grundsätzlich wisse man – bis auf wenige gut erforschte Ausnahmen – nicht allzu viel über die Löcher, schreibt Kurt Derungs, Kulturanthropologe mit Bündner Wurzeln, in seinem Buch «Augen der Alpen». Für ihn seien die Löcher oder wie er sie nennt, die «Sonnenaugen», eines der letzten Geheimnisse der Alpen und sie faszinierten Menschen seit jeher.

 

In verschiedenen geologischen Berichten wird davon ausgegangen, dass Felsen-Löcher durch Erosion, also durch die natürliche Abtragung von Gestein entstehen. Im Martinsloch beispielsweise gibt es eine Kreuzung zwischen zwei Flächenzonen: eine weiche, flachliegende, dunkle Mergelschicht und eine steilstehende Bruchfläche. In diesem Bereich konnten Kalksteine schneller abgetragen werden, und so entstand das Martinsloch.

Entstehen können die Löcher in allen möglichen Gesteinsarten. Die Entstehung selbst wird von verschiedenen äusseren Bedingungen wie etwa Temperaturänderungen oder tektonischen Kräften beeinflusst. Der Name der Löcher rührt daher oft von der Grösse, Form, Entstehung oder Umgebung. Letzterem verdankt auch das Ela-Loch zum Beispiel seinem Namen, welches sich am Piz Ela befindet. Beim Martinsloch wiederum ist der Name wohl tatsächlich auf die Sage zurückzuführen.

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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In Grindelwald scheint doch auch die Sonne durch ein Martinsloch (Martinsdruck) auf die Kirche 2 mal im Jahr! Ein Riese soll mit seinem Stab die Berge auseinander gedrückt haben. Deswegen Druck. Unterer Grindelwaldgletscher!
Habt ihr das vergessen?

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