×

Das sind spektakuläre Erstbesteigungen in Graubünden

Der Kanton Graubünden ist bekannt für seine wunderschöne Bergvielfalt. Während gewisse Berge erst im 20. Jahrhundert bestiegen wurden, eroberte die Menschheit andere bereits Hunderte Jahre zuvor.

Nicole
Nett
16.04.24 - 04:30 Uhr
Graubünden
Churer Rheintal: Der Calanda ist ein Markenzeichen von Graubünden. Hinter dem Bergmassiv liegt der Kanton Glarus.
Churer Rheintal: Der Calanda ist ein Markenzeichen von Graubünden. Hinter dem Bergmassiv liegt der Kanton Glarus.
Bild Archiv

Vor genau 200 Jahren, im Jahr 1824, wurde der Tödi zwischen Glarus und Graubünden zum ersten Mal erobert. Zwei Gämsjäger aus der Surselva standen damals auf dem Gipfel. Wie sieht das bei den anderen Bündner Bergen aus? Wir haben ein paar spektakuläre Berge und deren Erstbesteigungen für euch herausgesucht:

Calanda – 2804 Meter über Meer

1559 erklommen der Churer Pfarrer Johann Fabricius, Rektor Johann Pontisella sowie ein Arzt namens Beeli den 2804 Meter hohen Calanda bei Chur. Das Massiv bildet den östlichsten Abschluss der Glarner Alpen. Am 20. August 1943 kam es am Calanda wegen Schiessübungen einer Rekrutenschule zum wohl grössten Waldbrand in der Schweizer Geschichte. Rund 477 Hektaren Wald fielen dem Feuer zu Opfer und die Löscharbeiten dauerten mehrere Tage.

Über 3600 Helferinnen und Helfer im Einsatz: Am 20. August 1943 brannte der Wald am Calanda zwischen Haldenstein und Felsberg. Verursacht wurde der Brand durch Schiessübungen auf dem Churer Rossboden.
Über 3600 Helferinnen und Helfer im Einsatz: Am 20. August 1943 brannte der Wald am Calanda zwischen Haldenstein und Felsberg. Verursacht wurde der Brand durch Schiessübungen auf dem Churer Rossboden.
Bild Archiv Gemeinde Haldenstein

Dreibündenstein – 2156 Meter über Meer

In Graubünden berühmt ist der Dreibündenstein auf 2156 Metern. Dieser Punkt ist kein Berggipfel, sondern eine historische Erhebung. Deshalb ist auch keine klassische Erstbesteigung bekannt. Der Dreibündenstein war früher einziger Grenzpunkt des ehemaligen Freistaats der Drei Bünde. Die Bündner Regierung hat ihr aktuelles Foto hier geschossen. In diesem Jahr wird in Graubünden der 500. Jahrestag des Zusammenschlusses der Drei Bünde gefeiert. 1524 wurde der Grundstein für den heutigen Kanton Graubünden gelegt.

Fast wie Bündner Steinböcke: Carmelia Maissen, Marcus Caduff, Jon Domenic Parolini, Martin Bühler und Peter Peyer erklimmen für das offizielle Regierungsfoto den Dreibündenstein auf über 2000 Metern über Meer. 
Fast wie Bündner Steinböcke: Carmelia Maissen, Marcus Caduff, Jon Domenic Parolini, Martin Bühler und Peter Peyer erklimmen für das offizielle Regierungsfoto den Dreibündenstein auf über 2000 Metern über Meer. 
Bild Marco Hartmann / Standeskanzlei Graubünden

Piz Bernina – 4048 Meter über Meer

Den höchsten Berg Graubündens, den Piz Bernina (4048 Meter über Meer), haben im Jahr 1850 Johann Wilhelm Coaz aus S-chanf und sein Gehilfe Lorenz Ragut Tscharner aus dem Domleschg zum ersten Mal bestiegen. Ausgerüstet waren sie laut Internetrecherchen mit genagelten Schuhen, einem Hanfseil, Kopftüchern gegen die Sonnenbestrahlung und langen Stecken, um Spalten zu sondieren. Coaz war Vermesser im Dienste des Amts für Landestopografie. Um 18 Uhr hätten sie den Gipfel erreicht und eine Schweizer Fahne aufgerichtet. Ebenfalls wurde eine Flasche mit ein paar Bündner Münzen und einem Zettel mit ihrem Namen in eine Vertiefung gelegt. Der Piz Bernina ist der einzige Viertausender der Ostalpen.

Der höchste Berg in Graubünden: Das ist der Piz Bernina auf 4048 Meter über Meer.
Der höchste Berg in Graubünden: Das ist der Piz Bernina auf 4048 Meter über Meer.
Bild Archiv

Piz Kesch – 3418 Meter über Meer

Neben dem Piz Bernina erklomm Johann Wilhelm Coaz noch andere Berge in Graubünden. Unter anderem im Jahr 1846 den Piz Kesch, den höchsten Berg im Parc Ela. Der Weg zum Gipfel führt von der Chamanna d’Es-cha auf 2594 Metern über Meer zur Porta d’Escha und über den Kesch-Gletscher. Der Porchabella-Gletscher liegt am Fusse des Piz Kesch. Laut «graubünden.ch» stammt die spezielle Namensgebung Porchabella, übersetzt schönes Schwein, von einer Sage. Hirten sollen sich der Gotteslästerung schuldig gemacht haben. Zur Strafe wurde ihre an dieser Stelle gelegene schöne Schweinealp unter einer dicken Eisschicht begraben. 

Landschaften und Natur in der Umgebung der Keschhütte: Vom Gletscher geschliffene Platten auf dem Porchabella-Gletscher.
Landschaften und Natur in der Umgebung der Keschhütte: Vom Gletscher geschliffene Platten auf dem Porchabella-Gletscher.
Bild Lorenz Andreas Fischer

Sulzfluh – 2818 Meter über Meer

Die Sulzfluh wurde erstmals im Jahr 1783 von Luzius Pool und dem Prättigauer Pfarrer Johannes Baptista Cattaneo bestiegen. Sie ist bekannt für ihre Höhlen und ihr Kalkgestein. Heute lockt ihr Klettersteig jährlich viele Bergbegeisterte an.

Sulzfluh bei St. Antönien: Sie ist bekannt für ihr kalkiges Gestein.
Sulzfluh bei St. Antönien: Sie ist bekannt für ihr kalkiges Gestein.
Bild Nicole Nett

Schesaplana – 2965 Meter über Meer

Im Jahr 1716 wurde die Schesaplana von Nicolin Sererhard und zwei Begleitern erobert. Neben der Schesaplana bestieg der Prättigauer Pfarrer auch den Vilan und den Tschingel. Diese befinden sich wie die Sulzfluh ebenfalls in der Rätikonkette des Prättigaus.

Der höchste Berg in der Rätikonkette: Das ist die Schesaplana.
Der höchste Berg in der Rätikonkette: Das ist die Schesaplana.
Bild Nicole Nett

Falknis – 2560 Meter über Meer

Gemäss den Quellen erklomm der Kartograf Gabriel Walser von Bernegg erstmals im Jahr 1767 den Falknis (2560 Meter über Meer). Der Gipfel befindet sich im Rheintal. Der Name «Falknis» soll von lateinisch «falcula», «kleine Sichel», stammen. Er bezeichnete wohl ursprünglich die heutigen Falknistürme weit unterhalb des Gipfels.

Ein weiterer bekannter Berg in Graubünden: Mit Schnee bedeckt ist hier der Falknis (2560 Meter über Meer).
Ein weiterer bekannter Berg in Graubünden: Mit Schnee bedeckt ist hier der Falknis (2560 Meter über Meer).
Bild Nicole Nett

Nicole Nett schreibt und produziert hauptsächlich Geschichten für «suedostschweiz.ch». Die gelernte Kauffrau hat Multimedia Production studiert und lebt in der Bündner Herrschaft. Sie arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Graubünden MEHR
prolitteris