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Was die Kunst kann, aber die Wissenschaft nicht

Am Sonntag haben im Kunsthaus Wissenschaftler und Künstler über Klimathemen diskutiert. Die Politik war dabei ebenso ein Thema wie schmelzende Gletscher mit ihren Chancen und Nachteilen für das Glarnerland.

Südostschweiz
03.03.20 - 04:30 Uhr
Kultur
«Kunst sollte nicht politisch sein»: Auf dem Podium diskutiert eine breit gefächerte Expertengruppe.
«Kunst sollte nicht politisch sein»: Auf dem Podium diskutiert eine breit gefächerte Expertengruppe.
LADINA HOTTINGER

von Ladina Hottinger

Im Kunsthaus Glarus wurde das Ende der Ausstellung «Des Gletschers Kern» mit einem Vortrag abgerundet. Über ein Jahr arbeiteten Fridolin Walcher und Martin Stützle an ihrem Buchprojekt. Kurz nach Ausstellungseröffnung wurde das Buch fertiggestellt. «Wir wollten den Klimawandel nicht einfach nur in Grönland ‹deponieren›, sondern mit unserer Welt im Glarnerland verbinden – denn das ist die Welt, in der wir leben. Das ist die Chance des Kulturschaffens: Wenn es gut geht, dann findet eine andere Ebene der Berührung statt», sagte Fridolin Walcher.

Vorausschauend denken

Nach einigen Input-Referaten fand eine Diskussion statt, in der nebst dem Glaziologen Konrad Steffen und David N. Bresch, Professor für Wetter- und Klimarisiken, und Fridolin Walcher auch IT-Ingenieur Nils Birkeland, Kunsthaus-Direktorin Judith Welter und Sofie Ellinger und Lisa Hämmerli von der Glarner Klimajugend zu Wort kamen.

Dabei stellten Welter und Ellinger Fragen aus der Perspektive der Glarner Klimajugend. Eine der Fragen lautete, welchen Preis das Glarnerland für eine Änderung in Sachen Klimaneutralität zahlen müsste. Konrad Steffen sieht die Herausforderungen globaler. «Wir müssen das globale Niveau an CO2 runterbringen. Die Zunahme der Energie geht parallel mit der Weltbevölkerung einher.» Seiner Meinung nach wird auch das Glarnerland die Gletscherschmelze zu spüren bekommen. «Glarus ist ein Alpenkanton. Es wird künftig mehr Wasser geben, als das Wasserschloss benötigt. Dennoch kann Glarus darauf aufbauen und Lösungen schaffen. Zum Beispiel kann daraus viel mehr Energie hergestellt werden. Der Bergkanton ist prädestiniert für solche Dinge.»

Dazu ergänzte David Bresch, wer nicht über die nächste Bergkette hinausdenke, für den gebe es kein Klimaproblem.

Brücken schaffen

Eine weitere Frage von Lisa Hämmerli war, was Kunst erreichen könne, was die Wissenschaft nicht könne. Für Kunsthaus-Direktorin Judith Welter ist klar, dass Kunst das Problem nicht lösen kann. Die Kunstwelt agiere global. Kunst führe oft zu Handlungsweisen, die nicht sehr klimaökonomisch seien.

«Kunst kann Leute erreichen und Fragen auslösen. Es sollte aber kein politisches Werkzeug sein», sagt dazu David Bresch. Nils Birkeland betonte die Wichtigkeit von Emotionen, welche Kunst auslösen könne. «Wir Ingenieure zum Beispiel versuchen, mit technischen Dingen vieles rational zu erklären und lassen dabei oftmals die Emotionen ausser Acht. Dennoch sind Emotionen unerlässlich, auch in der internationalen Produktentwicklung. Kunst kann helfen zu verstehen und emotional abzuholen.»

Für Künstler Fridolin Walcher geht es vor allem um Bewusstsein und Haltung. «Wir haben zwei Täler, und das ist für einen Kanton relativ einfach. Auf der anderen Seite: Wir sind ein bisschen eingefahren und fahren charakterlich auf einem Gleis.» Deshalb könne man nur etwas schaffen, wenn viele Leute dahinter stünden.

Eine gemeinsame Veränderung

Zum Abschluss der Diskussion äusserte die Klimajugend Glarus ihre Vision zu «Glarus klimaneutral 2030»: Zur Veranschaulichung zeigte Lisa Hämmerli zwei Bilder. Das eine ist ein Bild aus ihrer Primarschulzeit. Es zeigt das Bild eines Schneemannes, der von Schneeflocken berieselt wird. Dazu sagt sie: «Ich wünsche mir, dass mein ‘Gottemeitli’ auch noch so einen Schneemann wird bauen können.»

Das zweite Bild zeigt mehrere Hände, welche ineinander verschlungen sind. Hämmerli fasst es so zusammen: «Wir sollten alle zusammenarbeiten und zusammenhalten. Nur so können wir gemeinsam etwas bewirken und verändern.»

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