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US-Drama «Nomadland» gewinnt Goldenen Löwen beim Filmfest Venedig

Eine junge Regisseurin aus China hat bei den Internationalen Filmfestspielen Venedig Geschichte geschrieben. Das US-Drama «Nomadland» der in Peking geborenen Chloé Zhao gewann am Samstagabend den Goldenen Löwen für den besten Film.

Agentur
sda
13.09.20 - 14:05 Uhr
Kultur
HANDOUT - Frances McDormand als Fern in einer Szene des Films «Nomadland» (undatierte Filmszene). Foto: -/20th Century Studios/Biennale di Venezia/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Film im…
HANDOUT - Frances McDormand als Fern in einer Szene des Films «Nomadland» (undatierte Filmszene). Foto: -/20th Century Studios/Biennale di Venezia/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Film im…
Keystone/20th Century Studios/Biennale di Venezia/-

Es ist das erst fünfte Mal seit 1949, dass der Hauptpreis des Festivals an das Werk einer Regisseurin geht. Sofia Coppola war 2010 die bisher letzte Frau, die einen Goldenen Löwen gewann - für ihr Drama «Somewhere».

In ihrem Spielfilm «Nomadland» erzählt die 38 Jahre alte Zhao von einer Frau, die nach dem wirtschaftlichen Kollaps einer kleinen Stadt in Nevada ihre Sachen in ihr Auto packt und als Nomadin lebt. In der Hauptrolle als Fern ist Oscarpreisträgerin Frances McDormand («Fargo», «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri») zu sehen.

«Wir können die Dinge nicht nur aus einer Perspektive sehen», sagte Zhao nach der Preisverleihung über die Wichtigkeit von Filmemacherinnen. «Ich habe viel Hoffnung für die Zukunft - für mehr Regisseurinnen.» Wegen der Corona-Pandemie konnte sie nicht nach Venedig reisen und wurde online zum Filmfest geschaltet. Im Festivalprogramm hatte sie vorab erklärt, sie selbst sei in Städten in China und England aufgewachsen und habe sich von weiten Strassen schon immer angezogen gefühlt. «Eine Idee, die ich als typisch amerikanisch empfinde - die endlose Suche nach dem, was jenseits des Horizonts liegt.»

Die deutschen Hoffnungen wurden bei dem Festival dagegen enttäuscht: Das Politdrama «Und morgen die ganze Welt» von Julia von Heinz über eine junge, linke Aktivistin ging leer aus - genauso wie die deutschen Koproduktionen «Quo vadis, Aida?» der in Berlin lebenden Regisseurin Jasmila Žbanić über das Massaker in Srebrenica sowie die Gesellschaftssatire «Never Gonna Snow Again» der polnischen Regisseure Małgorzata Szumowska und Michał Englert.

Der Grosse Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging an «Nuevo orden». Der mexikanische Regisseur Michel Franco entwirft darin ein düsteres Bild seines Landes in der nahen Zukunft und fokussiert auf die Kluft zwischen Arm und Reich.

Als beste Schauspielerin ehrte die Jury die 32 Jahre alte Britin Vanessa Kirby für «Pieces of a Woman». In dem Drama des ungarischen Regisseurs Kornél Mundruczó spielt sie eine Frau, die ihr Kind Momente nach der Geburt verliert. Die Auszeichnung für den besten Schauspieler ging an den Italiener Pierfrancesco Favino für seine Leistung in «Padrenostro», das von einer traumatischen Kindheit im Italien der 70er Jahre erzählt.

Mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie wurde der Japaner Kiyoshi Kurosawa für das 1940 spielende Drama «Spy no Tsuma (Wife of a Spy)» geehrt. Den Preis für das beste Drehbuch bekam der indische Filmemacher Chaitanya Tamhane für «The Disciple» über einen jungen Musiker. Das in Schwarzweiss gedrehte «Dorogie Tovarischi! (Dear Comrades!)» des russischen Regisseurs Andrei Konchalovsky erhielt den Spezialpreis der Jury.

In diesem Jahr konkurrierten 18 Beiträge im Wettbewerb um die Hauptpreise. Die Auszeichnungen wurden von einer internationalen Jury unter Vorsitz der australischen Schauspielerin Cate Blanchett vergeben. Zur Jury gehörten auch der deutsche Regisseur Christian Petzold sowie der US-amerikanische Schauspieler Matt Dillon. Das Filmfestival Venedig ist das älteste Filmfest der Welt.

Es war ausserdem das erste der weltweit grossen Festivals, das seit Beginn der Corona-Pandemie wie geplant stattfand. Es galten strenge Regeln: So musste etwa auf dem Gelände ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, auch die gesamte Zeit im Kino. Jurypräsidentin Blanchett lobte nach der Preisverleihung die Organisation. Es sei alles reibungslos gelaufen, auch an das Tragen der Masken habe man sich schnell gewöhnt. «Eine gute Diskussion ist eine gute Diskussion - mit Maske oder ohne», sagte sie über die Gespräche der Jury.

Im vergangenen Jahr hatte der Psychothriller «Joker» des US-Amerikaners Todd Phillips und mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle den Goldenen Löwen der Festspiele gewonnen.

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