×

Religiöser Zynismus

Urs Schönbächler über Prae-Aliens und einen Pentagon-Newsletter.

Südostschweiz
11.05.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Urs Schönbächler über Prae-Aliens und einen Pentagon-Newsletter.
Urs Schönbächler über Prae-Aliens und einen Pentagon-Newsletter.

von Urs Schönbächler

Politik: In den Unvereinigten Staaten haben mehr als eine Million Menschen Einblick in geheime Dokumente. Und dann wundert man sich, wenn davon ein paar Hundert im Netz landen oder ein Ex sie mit nach Hause nimmt und nicht wieder hergeben will. Aber das soll künftig nicht mehr möglich sein. Ab jetzt kann man beim Pentagon den Newsletter «Top Secret» abonnieren.

Familie: Ökologinnen fordern seit Langem die Kreislaufwirtschaft. Jetzt ist dieses Anliegen bis in reaktionärste Kreise vorgedrungen, zumindest im familiären Rahmen. So sollen Bioschweizer möglichst viele Kinder zeugen und sie parteiisch und religiös auf Kurs bringen. Eine Art Kreislauf­genetik, zu verwechseln mit der geistigen Inzucht.

Religionen: Die zweitstärkste Kraft in der neuen israelischen Regierung ist die Partei «Religiöser Zionismus». Da wäre religiöser Zynismus friedfertiger. Was heilige Fundis anrichten, sehen wir im Iran und in Afghanistan. Und der jüdische Oberzionist ist stolz darauf, Homosexuelle zu hassen und bald zu verfolgen. Sind vor Gott nicht alle gleich? Und gleicher als in gleichgeschlechtlichen Beziehungen geht kaum.

Recht: Die Verbrechen von IS und Russland unterscheiden sich nicht: unmenschlichste Gräueltaten, imperialistische Gelüste und ideologische Gehirn­wäsche. Wer aber mit dem IS sympathisiert, kommt vor Gericht und allenfalls ins Gefängnis. Und wer mit Putin sympathisiert? Ist christlicher Terrorismus besser als islamischer?

Medien: immer wieder beklagen sich Journalistinnen, sie seien entlassen worden, weil sie die Wahrheit schreiben wollten und nicht durften. Darunter Recherchen wie «Corona gibt es nicht» oder «Die Ukraine hat Russland angegriffen». Das passt der Lügenpresse natürlich nicht. Aber die Gefeuerten müssen keine Angst haben, ihre Artikel blieben unbeachtet. Im Netz sind sie herzlich willkommen.

Raumfahrt: Die ESA (Europäische Weltraumorganisation) ist auf dem Weg zu Jupiter und seinen Monden. Die Suche nach einem möglichen Lebensraum für Mikroorganismen (Prae-Aliens) kann bei reibungslosem Ablauf (nicht untypisch ohne Atmosphäre) in acht Jahren beginnen. Die NASA startet nächstes Jahr und überholt die europäische Sonde. Die Deutsche Bahn kommt wie immer etwas später. Und sollte der Nachweis auf mögliche Lebensgrundlagen gelingen, bräuchte es nur noch rund vier Milliarden Jahre, bis sich aus den Mikroben unter optimalen Bedingungen grössere Lebewesen entwickelten. Das dürften die wenigsten von uns noch miterleben.

Zukunft: Die Künstliche Intelligenz, anfänglich von Menschen gefüttert, wird durch eigenes Lernen immer selbstständiger. Wenn dann eines Tages Strommangel herrscht, wird es ihr leichtfallen, die für sie richtigen Entscheide zu treffen. Im Spital zum Beispiel wird sie keinen Suizid begehen, sondern vorher die Herz-Lungen-Maschinen abschalten. ChatGPT wird das natürlich abstreiten.

Tipp: Nur im Dienst Alkohol trinken, dann ist der Kater weg, wenn man wieder zur Arbeit kommt.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR