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Corona und die Menschen

Was soll ich zu den täglichen widersprüchlichen Meinungen in den Medien denken? Ja, ich bin alt und dankbar, dass die Politik, Wissenschaft und Medizin sich so viele Sorgen um mich macht. Nur fühle ich mich dabei nicht besonders wohl. Die Diskussionen über die Pandemie hat mir wieder gezeigt, wie verschieden man in Gesprächen über mich und alte Menschen denkt. Werde ich zu alt, belaste ich die Krankenkasse, die Gesellschaft und die heutige Jugend wird später finanziell darunter leiden.
Schulen geschlossen, Arbeitsplätze verloren, Putzhilfen ohne Bezahlung, Kultur und Sport eingeschlafen, Fernsehen miserabel, eine sich erholende Umwelt und Schiesslärmbelästigung (Gott sei Dank) eingestellt.
Lass die Jugend in die Natur, an die Seen. Übergib der Jugend Selbstverantwortung, denn ich glaube an sie und ich weiss wie wichtig es ist, die Füsse ins kalte Wasser zu halten. Vertrauen ist gut und Aufmerksam-Machen auf deren Pflichten ist sinnvoll. Liebe zu sich und den Mitmenschen ist Selbstverantwortung. Wer kein Vertrauen säht, kann auch kein Vertrauen ernten.
Hören wir doch bitte mit dem Alterswahnsinn auf. Ich halte mich 100% an die Vorschriften, sehe es als Chance für junge Menschen und Familien, Zeit für sich und ihre Kinder zu haben. Leider darf ich meine Kinder und Enkelkinder nicht sehen. Sie wären alle aus nah und fern an Ostern zu mir gekommen. Es ist für uns alle eine grosse Umstellung; nützen wir die Zeit und machen das Beste daraus. Noch eine Bitte: Seit vielen Jahren verschenke ich die Menschenrechte. Menschenrechte sind auch Menschenpflichten. Wir sind Menschen; alt, krank, gesund, jung und bunt und keine Leute. Menschen sind gut und Leute böse (Erich Kestner). Wenn von Leuten gesprochen wird, fühle ich mich als Mensch nicht angesprochen. Frage: Sind die Menschen von heute nur noch Leute?
Herzlichen Dank meinen Nachbaren, die sich alle sehr hilfsbereit zeigen. Danke Freunden, Bekannten, Kindern und Enkeln für eure Telefonate, die halten mich geistig fit.

Carla und Gina Hesse, Garcia
05.04.20 - 20:20 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
Gedanken an die heutige Zeit, GR, 05.04.2020
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