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Stillstand im «Haus zum Arcas»

Bis das «Haus zum Arcas» in Chur neu genutzt werden kann, wird es dauern. Erst wird sich der Gemeinderat mit der Umnutzung auseinandersetzen müssen – vielleicht kommt es sogar zur Volksabstimmung.

Stefanie
Studer
28.08.18 - 04:30 Uhr
Politik
Zukunft bleibt ungewiss: Das historische Gebäude am Churer Arcas steht nach dem Auszug der Stadtbibliothek leer.
Zukunft bleibt ungewiss: Das historische Gebäude am Churer Arcas steht nach dem Auszug der Stadtbibliothek leer.
STEFANIE STUDER

Wer dieser Tage am Haus zum Arcas in Chur vorbeigeht und durch dessen grosse Fenster schaut, der sieht schwarz. Die Räume sind dunkel und leer, Dreck liegt am Boden. Die Stadtbibliothek ist ausgezogen, seit Montag sind ihre Bücher und Bibliothekarinnen in der neuen Bibliothek am Postplatz zu finden. Um für das historische Gebäude am Arcas eine neue Nutzung zu finden, hatte die Stadt einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Über 50 Ideen wurden ausgereicht, aus denen drei Siegerprojekte gekürt wurden. Im Juni präsentierten die Initianten ihre Vorschläge der Stadt, worauf diese die genauere Prüfung der Projekte und der Finanzierbarkeit in Angriff nahm.

Zwei Monate sind vergangen und die Projekt-Initianten zeigen sich ungeduldig. «Die Frage ‘Wann geht es endlich weiter am Arcas’ beschäftigt uns sehr», schrieb Judith Kunfermann vom Projekt «Theater Estrich» des Jugendtheaters Zapperlot in einem E-Mail an die Redaktion. «Unser Projekt wäre in den Startlöchern. Wir könnten innerhalb einer Woche das 2. Obergeschoss des ‘Hauses zum Arcas’ beziehen.»

Baustart wird verschoben

«Ich verstehe diese Unzufriedenheit», sagte Stadtpräsident Urs Marti am Montag auf Anfrage der «Südostschweiz». Aufgrund baulicher Massnahmen könnte der ursprünglich angedachte Zeitplan aber nicht eingehalten werden. «Der Baustart muss im Bezug auf die feuer- und baupolizeilichen Bedingungen wie die Fluchtwege und die Behindertengerechtigkeit verschoben werden», erklärte Marti. Denn mit der veränderten Nutzung des Gebäudes würden sich künftig über 50 Personen im «Haus zum Arcas» aufhalten, womit nun andere Vorgaben beständen. «Es war nicht voraussehbar, dass wir diese Auflagen erhalten», so der Stadtpräsident. Geplant gewesen, sei mehr oder weniger nur die sanitären Anlagen zu sanieren und eine «Pinselrenovation» vorzunehmen.

Kosten bis zu drei Millionen

So müssen sich die Projekt-Initianten weiter gedulden. Am Montagabend wurden sie von der Stadt über die Verzögerungen informiert. Marti schätzt, dass der Start der Bauarbeiten erst im «Laufe des nächsten Jahres» erfolgen könne. Denn zuerst müsse der Gemeinderat im Dezember über die baulichen Massnahmen beraten und die Kosten ins Budget 2019 aufnehmen. Und dann müsse noch die Baueingabe erfolgen.

Die Stadt werde eine «enorme Summe» in die Hand nehmen müssen, sagte Marti weiter. «Nach einer ersten Grobschätzung belaufen sich die Kosten auf 2,5 bis drei Millionen Franken.» Im «schwersten Fall» komme es zudem sogar zu einer Volksabstimmung. Denn bei einem Kreditbegehren von drei Millionen Franken und mehr ist eine Abstimmung in Chur zwingend.

Entscheid bleibt offen

Einen Entscheid zwischen den drei Siegerprojekten hat die Stadt noch nicht getroffen, da die Höhe der Investition noch nicht feststeht. «Das ‘Haus der Chöre’, das recht gut angekommen ist, ist nicht mit wenig Geld zu realisieren», erklärte Marti.

Steht das «Haus zum Arcas» damit für die nächsten Monate weiterhin leer? «Nicht unbedingt», meint der Stadtpräsident. «Wir haben zwei mögliche Zwischennutzungen, die noch offen sind.» Ausgewählt werde aus diesen aber erst, wenn der Zeitplan zur Zukunft des «Hauses zum Arcas» feststehe.

«Theater Estrich»
Das Kinder- und Jugendtheater Zapperlot will das zweite Obergeschoss beziehen. Nebst generationenübergreifenden Theaterkursen und Projekten sollen beim Projekt «Theater Estrich» von den Initianten um Theaterpädagogin Judith Kunfermann auch Kooperationen mit anderen Theaterschaffenden möglich sein. Das Theater Zapperlot gibt es seit 20 Jahren und sucht schon lange Räumlichkeiten. Die Jury sah Potenzial zur Belebung der Altstadt.

«Haus der Chöre»
Das «Haus der Chöre» will Chur als Singstadt positionieren und einen Begegnungsort für Gäste und Einheimische schaffen. Die Idee basiert auf der Tradition der Bündner Chöre. Neben Konzerten und offenen Singstunden für jedermann sehen die Initianten um Chorleiter Christian Klucker auch eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Chören vor. Das Projekt überzeugte die Jury durch die Anwerbung von Chören aus der ganzen Welt. Konzerte auf dem Arcas seien zudem eine Bereicherung.

«Forum Arcas»
Beim Projekt «Forum Arcas» soll das Haus zum Zentrum für Architektur, Gestaltung und Genuss werden. Mit Veranstaltungen und Vorträgen wollen die Betreiber – die Innenarchitekten Remo Derungs, Carmen Gasser und Bruno Bundi – ihr Wissen weitergeben. Eine Tourismus-Anlaufstelle und ein Geschäft mit lokalen Produkten ergänzen das Angebot. Das Projekt überzeugte die Jury, weil es Architektur, Baukultur und Genuss verbindet und Gäste zu einem Aufenthalt in Chur bewegten kann.

Stefanie Studer wuchs in Klosters auf und lebt heute in Felsberg. Sie arbeitet seit 2009 für die Medienfamilie Südostschweiz, seit 2020 als stv. Chefredaktorin Online/Zeitung und Dienstchefin der «Bündner Zeitung». Mehr Infos

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