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Leibundguts Abstimmungskampf zwischen den Stühlen

Tom Leibundgut erlebte einen herausfordernden Abstimmungskampf. Als Churer Stadtrat und gleichzeitig Verwaltungsratspräsident der Chur Bergbahnen stand er zeitweise zwischen den Stühlen. Radio Südostschweiz hat mit ihm über die Schwierigkeiten und das Abstimmungsergebnis gesprochen.

Südostschweiz
19.05.19 - 17:23 Uhr
Politik
Tom Leibundgut
Tom Leibundgut war im Abstimmungskampf zur Brambüeschbahn speziell gefordert.
PHILIPP BAER

Tom Leibundgut, wie gross ist die Freude über das Abstimmungsresultat?

Wir freuen uns riesig über dieses Resultat. Wir haben dafür gekämpft. Wir haben versucht der Churer Bevölkerung zu erklären, weshalb das die beste Variante ist. Mit diesem Resultat von fast 56 Prozent Ja-Stimmen dürfen wir sehr glücklich sein.

Wie sicher waren Sie, dass diese Abstimmung positiv für Sie ausgehen wird?

Meine Gefühlslage hat sich immer wieder geändert. Ich war mir nie sicher, was ich erwarten soll. Es ist einiges klarer als bei der letzten Abstimmung vor zwölf Jahren, wo es um weniger gegangen ist. Umso grösser ist nun die Freude, dass es so herausgekommen ist.

Es hat in diesem Wahlkampf nicht wirklich ein Gegnerkomitee gegeben. War es schwierig, diesen Abstimmungskampf zu führen?

Es war schwierig. Wenn der Gegner nicht sichtbar ist, ist das immer am schwierigsten. wenn der Gegner sichtbar ist, dann kann man 1:1 diskutieren. Hier wussten wir nie so genau, von wem nun Widerstand kommt. Wir haben aber versucht, uns auf unsere Aussagen zu fokussieren. Wir wiederholen immer, wieso die vorliegende Lösung die beste ist. Und dann musst du dich auch weniger auf den Gegner fokussieren.

«Wenn der Gegner nicht sichtbar ist, ist das immer am schwierigsten.»

Gab es Momente, wo die Nerven auch etwas blank lagen?

Bei mir war das etwas weniger der Fall, da ich doch schon lange Politik mache und diese Geschichte etwas kenne. Aber im Verwaltungsrat gibt es Leute, die von der Politik weit weg sind. Diese haben so etwas zum ersten Mal erlebt. Es war für alle sehr emotional. Und wenn man das nicht kennt, staunt man schon, was da alles abgeht. Aber man lernt daraus. Trotzdem haben wir es in meinen Augen sehr gut gemacht. Das zeigt ja auch das Resultat.

Für Sie als Stadtrat und gleichzeitig Verwaltungsrat war das sicher auch nicht ganz einfach?

Es war schon nicht ganz einfach. Ich hatte aber den Vorteil, dass der Gemeinderat, der Stadtrat und der Verwaltungsrat die gleiche Meinung hatten. Ich musste aber immer aufpassen, dass ich nicht Propaganda mache, sondern erkläre, warum wir der Meinung sind, dass diese Lösung das Beste ist. Ich habe aber gerne Herausforderungen und das war eine. Es hat aber auch viel Spass gemacht. Ich konnte auch einige coole Interviews geben.

«Ich konnte auch einige coole Interviews geben.»

Nun beginnt die grosse Arbeit?

Ja, es gibt noch viel Arbeit. Das ist dem Verwaltungsrat bewusst. Nun fällt der Startschuss dazu. Ich bin überzeugt, dass man sich in zehn Jahren gar nicht mehr vorstellen kann, dass es einmal anders war.

Wann steht die neue Bahn?

Im besten Fall in drei bis vier Jahren. Im schlechtesten Fall in vier bis sechs Jahren. Unser Ziel ist klar in drei bis vier Jahren. Denn die mittlere Sektion ist langsam an einem Punkt angelangt, wo sie zwar sehr sicher, ein Betriebsausfall aber immer möglich ist.

Wie wollen Sie die noch geforderten zwei Millionen Reserven beschaffen?

Wir wollen bis im Herbst unseren Aktionären mitteilen, wie wir das machen. Es ist hier noch nichts spruchreif. Aber ich bin sehr überzeugt, dass wir das schaffen. Aber auch das ist noch einmal ein Effort. In diesem Punkt hatte ich immer wieder Diskussionen mit dem Verwaltungsrat. Dort vertrete ich klar die Position des Stadtrates, dass es wichtig ist, dass wir eine Reserve haben. (kup)

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