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Brienz befindet sich in einer «Besonderen Lage»

Noch immer rutscht das Dorf Brienz rund einen Meter pro Jahr talwärts. Nun hat die Gemeinde Albula erneut die Anwohner informiert. Der Kanton erklärt die Situation zur «Besonderen Lage». Hilfe ist in Sicht.

Südostschweiz
22.11.19 - 08:33 Uhr
Politik
Die Gemeinde Brienz steht in einem Rutschgebiet. Hinter dem Dorf drohen Felsstürze.
Die Gemeinde Brienz steht in einem Rutschgebiet. Hinter dem Dorf drohen Felsstürze.
OLIVIA AEBLI-ITEM

Obwohl die Rutschgeschwindigkeit des Terrassendorfes Brienz seit Juni leicht abgenommen hat, ist sie immer noch bedeutend höher als im Vorjahr. Am Donnerstagabend haben Gemeinde und Kanton die Anwohner weiter informiert.

Aus Bondo und der Val Parghera gelernt

Laut einer Mitteilung der Gemeinde Albula werde sie vom Kanton bei der Bewältigung dieser Situation unterstützt. Dies bestätigte Regierungsrat Mario Cavigelli an einer Informationsveranstaltung für die Bevölkerung am Donnerstagabend. Man habe aus den ähnlichen Ereignissen der Val Parghera und dem Bergsturz in Bondo gelernt und Ideen entwickelt. Ebenfalls sprach Sicherheitsdirektor Peter Peyer die Unterstützung durch das Amt für Militär und Zivilschutz.

Sollten ausserdem Gebäude der Rutschung zum Opfer fallen, sollten Totalschäden künftig durch die Gebäudeversicherung gedeckt werden. Laut Peter Peyer werde eine diesbezügliche Gesetzesänderung noch im Dezember vor den Grossen Rat kommen.

Weiter heisst es am Donnerstagabend, dass externe Experten eingesetzt und finanzielle Mittel freigegeben würden. Dies unter anderem auch, weil der Kanton die Situation zur «Besonderen Lage» erklärt. Dies wird in der Mitteilung wie folgt beschrieben:

«In ‹besonderen Lagen› können Gemeinden oder der Kanton einige ihrer Aufgaben mit normalen Mitteln nicht mehr erfüllen. Betroffene Gemeinden setzen zur Bewältigung einen Führungsstab ein. Wenn es ihnen nicht möglich ist, eine besondere Lage allein oder mit ihren Nachbargemeinden zu bewältigen, können sie den Kanton um Hilfe bitten.»

Georadar und Kernbohrungen

Seit dem Sommer wird ein Georadar zur Überwachung der Region eingesetzt. Dieser zeige auch eine Zone, die sich schneller bewege, als bisher bekannt. Ebenfalls wurden bisher sechs Kernbohrungen abgeschlossen, eine siebte sei in Gang. Die bisherigen zeigten, dass die ganze rutschende Masse zwischen 25 und 150 Meter tief reicht. Ein wesentlicher Faktor für die Rutschung sei Wasser, welches sich im gesamten System bewege. Dieses Thema werde intensiv untersucht, unter anderem mit der siebten Bohrung.

Eine weitere Gefahr für die Region liegt über der Siedlung Vazerol. Dort wird erwartet, dass Felsen stückweise abbrechen, aber die darunter liegenden Dörfer nicht erreichen werde. Dennoch sei die Gefährdung von Brienz und Vazerol leicht gestiegen, heisst es von Seiten der Behörden.

(nua)

Die Rutschung
Das Dorf Brienz in der Gemeinde Albula/Alvra rutscht jedes Jahr ein gutes Stück. Ausgelöst wurde der Rutsch vermutlich durch die Abholzungen, die nach dem Brand von Brienz 1874 erforderlich wurden. Die Bewegung begann im November 1878 nach einer längeren Regenperiode. 

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