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Landrat stimmt für Hospiz-Pilotbetrieb

Der Landrat gewährt befristet 800'000 Franken, um in Ennenda einen Ort zum würdigen Sterben einzurichten.

20.02.20 - 04:30 Uhr
Politik
Im Pflegeheim Salem in Ennenda entstehen drei Hospizbetten.
Im Pflegeheim Salem in Ennenda entstehen drei Hospizbetten.
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Der Landrat hat gestern einhellig beschlossen, den Kredit von maximal 800'000 Franken für den Pilotbetrieb von drei Hospizbetten im Alters- und Pflegeheim Salem über vier Jahre zu gewähren. In der zuständigen Kommission war laut Präsidentin Yvonne Carrara (SVP, Mollis) ausgiebig über diverse Fragen diskutiert worden. So etwa, ob es richtig sei, dass eine private Institution die Hospizbetten anbiete. Oder auch, ob solche Betten nicht ins Kantonsspital gehörten. Laut Carrara sei zuletzt vor allem die Frage offengeblieben, ob für das Angebot genügend Bedarf im Kanton vorhanden sei.

In der Debatte des Landrates wurde der Pilotbetrieb gestern jedoch nicht mehr hinterfragt, sondern allseits begrüsst. Andrea Trummer (CVP, Glarus) betonte das Engagement des Alters- und Pflegeheims Salem. Das Alters- und Pflegeheim Glarus etwa habe über die Führung eines Hospiz-Angebots diskutiert, aber bewusst darauf verzichtet. Das Betriebsrisiko der Institution sei im Vergleich zum Beitrag des Kantons relativ hoch. Menschen mit einer unheilbaren Krankheit seien aber auf eine professionelle Pflege angewiesen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sei. Ihr Fazit war klar: «Dieses Angebot ist keine Vergoldung des Gesundheitswesens, sondern eines, auf das die betroffenen Menschen gemäss der nationalen Palliative-Care-Strategie Anrecht haben.» Zuhause zu sterben, sei in sehr komplexen Pflegesituationen oft nicht möglich. «Geben wir dem Pilotbetrieb eine Chance.»

Das sinnvolle Pilotprojekt schaffe kein Präjudiz, schloss sich ihr Rahel Nassim Isenegger (SP, Schwanden) an. Die FDP sei ebenfalls klar dafür, sagte weiter Stephan Muggli (Betschwanden). Ohne Hospiz bestehe die Gefahr eines Drehtüreffektes, bei dem unheilbar kranke Menschen aus dem Spital nach Hause entlassen werden, dort nur ungenügend gepflegt werden, um dann wieder ins Spital zu müssen. Das Alters- und Pflegeheim Salem mache mit einem eigenen Eingang auch räumlich ein gutes Angebot, betonte Regula Keller (Grüne, Ennenda). Nach vier Jahren könne der Landrat das weitere Vorgehen beschliessen.

Den Bedarf für ein Hospiz mit dem Pilotprojekt klären, wollte auch die BDP/GLP-Fraktion. Es frage sich aber, ob die Kreditvergabe nicht unter das Submissionsgesetz falle, so Ruedi Schwitter (GLP, Näfels).

Für ein Sterben in Würde

«Beim Thema Hospiz stehen ethische und menschliche Überlegungen im Vordergrund», antwortete Gesundheitsdirektor Rolf Widmer. Es gehe um ein würdevolles Sterben und um einen Ort der passiven Sterbehilfe und weniger um wirtschaftliche Leistungserfüllung. Der vom Kanton zu vergebene Leistungsauftrag sei aus politischer Sicht nicht öffentlich auszuschreiben. Der Pilotbetrieb werde zeigen, wie gross das Bedürfnis für Hospizbetten im Kanton sei.

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