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Kanton und Gemeinden übernehmen Kita-Anteil der Eltern

Normalerweise müssen Eltern auch dann zahlen, wenn ihre Kinder die Kita nicht besuchen. Im Gespräch mit RSO erklärt Regierungsrat Marcus Caduff, weshalb das nicht der richtige Weg ist. Nun übernehmen der Kanton und die Gemeinden die Kosten.

Südostschweiz
16.04.20 - 04:30 Uhr
Politik
Regierungsrat Marcus Caduff erklärt den Entscheid der Regierung zum Kredit für die Kitas.
Regierungsrat Marcus Caduff erklärt den Entscheid der Regierung zum Kredit für die Kitas.
SOMEDIA

Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung befindet sich momentan im Homeoffice oder ohne Arbeit zu Hause. Deshalb und wegen der Angst einer Ansteckung, bringen die Eltern ihre Kinder vorerst nicht mehr in die Kita – ganz im Sinne des Bundesrates. Die Kitas im Kanton Graubünden haben nun gefordert, dass der Kanton und die Gemeinde die Ausfälle zahlen. Normalerweise müssten Eltern auch dann zahlen, wenn ihre Kinder die Kita nicht besuchen. Laut Regierungsrat Marcus Caduff musste in dieser Ausnahmesituation ein neuer Weg gefunden werden und ein Kredit von einer Million Franken wurde gesprochen.

Herr Caduff, die Kitas im Kanton Graubünden haben gefordert, dass die Ausfälle der Einnahmen vom Kanton und den Gemeinden getragen werden. Die Entscheidung ist gefallen, wie sieht die Lösung aus?

Marcus Caduff: Die Regierung hat entschieden, dass der Kanton 60 Prozent, welche normalerweise von den Erziehungsberechtigten gezahlt werden, vom Kanton und den Gemeinden übernommen werden.

Das heisst, es wurde ein Kredit gesprochen. Wie wird das konkret aussehen?

Konkret ist es so, dass wir in den letzten Wochen angefragt haben, was die Auslastung in den Kitas ist. Wir haben festgestellt, dass 40 bis 80 Prozent der Kinder zu Hause bleiben. Gemäss Gesetz müssten die Eltern aber trotzdem ihren Anteil zahlen, auch wenn die Kinder zu Hause bleiben. Das ist aber im Moment nicht der richtige Weg, weil der Bund aufgerufen hat, dass Eltern ihre Kinder nach Möglichkeit zu Hause behalten, was demzufolge auch ein Grossteil der Eltern so macht. Nun kann es nicht sein, dass die Eltern den Betrag trotzdem bezahlen müssen. Deshalb übernehmen der Kanton und die Gemeinden diese 60 Prozent, welche die Eltern normalerweise an die Kitas zahlen müssten.

Gemäss Gesetz müssten die Eltern ihren Anteil trotzdem zahlen – das nicht für eine Ausnahmesituation wie diese gedacht, oder?

Genau, die Ausnahmesituation ist grundsätzlich nicht geregelt, respektive die heutige Regelung ist so, dass die Eltern auch zahlen, wenn die Kinder zu Hause bleiben – ob auf Grund von Krankheit, oder weil die Familie in die Ferien reist. Diese Ausnahmesituation wollten wir anders regeln, weil es nicht richtig ist, wenn die Eltern zahlen müssen, obwohl sie sich an die Weisungen und Empfehlung des Bundes halten.

Daran beteiligen sollen sich der Kanton und die Gemeinden – wie wird das aufgeteilt und konkret aussehen, bei diesem Kredit von rund einer Million Franken?

Die Hälfte dieser Kosten übernehmen die Gemeinden und die andere der Kanton. Das basiert auf der Logik der bisherigen Finanzierung, welche 60 Prozent von den Eltern und 40 Prozent von der öffentlichen Hand bezahlt wurde. Diese 40 Prozent wiederum sind aufgeteilt in Kanton und Gemeinde. Deshalb sollen diese 60 Prozent, welche der Kanton und die Gemeinde übernehmen, auch zur Hälfte geteilt werden. Die eine Hälfte übernimmt der Kanton und die andere Hälfte die Wohnsitzgemeinde des Kindes.

Wie ist man auf den Betrag von einer Million Franken gekommen und wird dieser Betrag reichen?

Auf diese Million sind wir gekommen, weil wir geschaut haben, was die Auslastung der Kitas ist. Anhand von dem konnten wir den Betrag pro Monat ungefähr ausrechnen. Dieser Betrag liegt zwischen 220`000 und 270`000 Franken pro Monat. Deshalb würde der Betrag von einer Million für drei bis vier Monate reichen. Falls diese Massnahmen weiter andauern, müssen wir das neu beurteilen.

Werden alle Kitas von diesem Kredit profitieren oder gibt es auch Kitas, die nicht davon profitieren werden?

Es werden diese Kitas profitieren, die eine Zulassung vom Kanton haben. Das bedeutet, alle privaten Kitas die eine Zulassung vom Kanton haben, werden profitieren.

Kitas wurden in dieser Coronakrise von Anfang an als Systemrelevant angeschaut – wieso hat der Kanton Graubünden im Vergleich zu anderen Kantonen lang gebraucht, um Geld zu sprechen?

Ich weiss nicht wann andere Kantone diese Entscheidung getroffen haben, aber wir haben diesen Entscheid schon vor zehn Tagen getroffen. Zuerst mussten wir das natürlich den Gemeinden kommunizieren. Ich denke wir haben die Problematik schnell erkannt, aber es steht auch immer die Frage im Raum, ob der Bund eine Lösung bringt und ob man parallel fährt. Ich denke wir haben in angemessener Zeit reagiert, und der Kredit ist ab dann gültig, als die ausserordentliche Lage beschlossenn wurde. (abr)

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