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US-Bürgermeisterin lehnt Rücktritt Polizeichefs nach Todesfall ab

Ein neuer mutmasslicher Fall von Polizeigewalt gegen Nicht-Weisse in den USA hat die Stadt Tucson im Gliedstaat Arizona erschüttert.

Agentur
sda
26.06.20 - 09:48 Uhr
Politik
Nach dem Tod von George Floyd hatte es Anfang Juni auch in Tucson Demonstrationen gegeben. Foto: Christopher Brown/ZUMA Wire/dpa
Nach dem Tod von George Floyd hatte es Anfang Juni auch in Tucson Demonstrationen gegeben. Foto: Christopher Brown/ZUMA Wire/dpa
Keystone/ZUMA Wire/Christopher Brown

Bürgermeisterin Regina Romero lehnte am Donnerstag (Ortszeit) jedoch das Rücktrittsangebot von Polizeichef Chris Magnus ab, wie aus einer Erklärung auf Twitter hervorgeht. Magnus war in die Kritik geraten, weil die Polizei den Fall eines bereits im April bei einem Polizeieinsatz gestorbenen Mannes mit lateinamerikanischen Wurzeln nicht viel früher öffentlich gemacht hatte.

Romero schrieb zwar, über den Rücktritt habe nicht sie zu entscheiden. Sie wolle aber, dass Magnus bleibe und die von ihm angestossenen Polizeireformen fortführe. Das Polizeivideo zu dem Einsatz am 21. April wurde am Mittwoch erstmals öffentlich im Rahmen einer Pressekonferenz mit dem Polizeichef gezeigt.

Demnach rang der 27-jährige Carlos Adrian Ingram López bei dem Einsatz in einer dunklen Garage des Hauses seiner Grossmutter zunächst mit den Beamten, dann bekam er Handschellen an und wurde mit dem Gesicht nach unten auf den Boden gedrückt - «etwa zwölf Minuten lang», wie Magnus sagte. Der junge Mann war Medienberichten zufolge nackt, verzweifelt und rief unter anderem, er könne nicht atmen. Er habe vor Ort einen Herzstillstand erlitten, so Magnus weiter. Wiederbelebungsversuche seien erfolglos gewesen und sein Tod sei noch dort festgestellt worden.

Gerichtsmediziner hätten bei dem 27-Jährigen einen hohen Kokaingehalt im Organismus sowie ein vergrössertes Herz festgestellt. Die genaue Todesursache habe aber nicht ermittelt werden können. Die beteiligten Beamten - nach Magnus' Worten Weisse und Schwarze - hätten einer internen Untersuchung zufolge während des Einsatzes aber gegen verschiedene Regeln der Behörde verstossen.

Dass das Video erst mit gut zwei Monaten Verzögerung veröffentlicht wurde, erklärte Magnus mit «fehlerhafter Kommunikation» innerhalb der Polizei sowie Verzögerungen wegen der Corona-Pandemie. Angesichts der US-weiten Diskussion um Polizeigewalt gegen Nicht-Weisse nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd trage der Vorfall nicht zum Vertrauen in die Polizei bei, gestand er ein.

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