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Und einmal mehr stellt sich die Frage: Wer soll das bezahlen?

Martin Candinas kämpfte gegen Jan Koch für die «Papizeit». Während Candinas mit dem Abstimmungsergebnis zufrieden ist, warnt Koch vor den finanziellen Folgen.

Südostschweiz
29.09.20 - 04:30 Uhr
Politik
BT Stammtisch Nobillag
Jan Koch (SVP) und Martin Candinas (CVP) sind sich rund um die «Papizeit» nicht einig.
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Die Befürworter des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubes sind erfreut über die sonntägliche Zustimmung. Und bereits wird ihr Ruf nach einer Elternzeit lauter. Gegner der «Papizeit» befürchten derweil eine starke Belastung für Unternehmen und Sozialwerke. Für die SVP ist es bedauerlich, dass es beim Vaterschaftsurlaub nicht gelungen ist, den Souverän von einem Nein zu überzeugen, wie die Partei in einer Mitteilung schrieb.

Die Bündner SVP ist überzeugt, dass Unternehmen den Vaterschaftsurlaub gestalten können sollten. «Es gibt in der Schweiz wohl nur sehr, sehr wenige Unternehmen, die einem Vater innerhalb von sechs Monaten nicht zwei Ferienwochen ermöglichen können», sagte Fraktionspräsident Jan Koch am Sonntag. «Somit ist das Grundanliegen von Vätern, für ihre Kinder und Familien da sein zu können, immer Rechnung getragen worden.» Diese Verantwortung werde nun den Unternehmern aufgebürgt wodurch längerfristig die Lohnkosten steigen werden, ist Koch überzeugt. «Das müssen wir im Auge behalten und schauen, dass uns das nicht aus dem Ruder läuft.»

Koch ist aber auch überzeugt, dass das Thema Elternzeit zu einem späteren Zeitpunkt erneut diskutiert werden wird. «Dannzumal müssen wir den Gesamtkontext der Belastung für Unternehmer und Familien anschauen und gegebenenfalls Abstriche machen.»

Die Resultate zur Abstimmung über den Vaterschaftsurlaub in Graubünden

Einer der Väter des Vaterschaftsurlaubs ist der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas. Er gab sich sehr zufrieden mit der nationalen 60-Prozent-Zustimmung am Sonntag. «Wir können es uns leisten, eine Vaterschaft anders zu beurteilen als einen Wohnungsumzug», sagte Candinas. Dass die Zustimmung in Graubünden geringer ausfiel, überrascht Candinas, auf dessen Initiative der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub zurückgeht, nicht. «In ländlichen Kantonen ist man gegenüber dem Ausbau des Sozialstaates kritischer», so Candinas. Graubünden wollte zwei Wochen, aber nicht mehr Vaterschaftsurlaub, so Candinas weiter. Und er hofft, dass das Thema nun vom Tisch ist.

Demgegenüber wünschen sich mehrerer Verbände, Parteien und Organisationen, darunter die SP Schweiz, GLP und Grüne Schweiz sowie verschiedener Kinder- und Familienorganisationen, eine zeitgemässe Familienpolitik und als nächsten Schritt die Einführung einer Elternzeit. Sie möchten der Elternzeit in der Schweiz zum Durchbruch verhelfen. (phw)

 

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