×

Die Gemeinde Glarus kommt nicht aus den roten Zahlen

Die Gemeinde Glarus schreibt im Jahr 2022 ein Minus von vier Millionen Franken. Budgetiert war nur ein Defizit über 1,2 Millionen. 

Ueli
Weber
20.04.23 - 17:14 Uhr
Politik
«Die Gemeinde lebt aktuell von ihrer Substanz»: Der Gemeinderat von Glarus um Präsident Peter Aebli (Mitte) sieht das Rechnungsergebnis selber kritisch. 
«Die Gemeinde lebt aktuell von ihrer Substanz»: Der Gemeinderat von Glarus um Präsident Peter Aebli (Mitte) sieht das Rechnungsergebnis selber kritisch. 
Pressebild

Die Gemeinde Glarus hat 2022 zum zweiten Mal in Folge ein Defizit von knapp über vier Millionen Franken verzeichnet. Das hat sie am Donnerstag mitgeteilt. Die Gemeinde rechnete zwar mit einem Minus. Dieses sollte aber deutlich kleiner ausfallen. Budgetiert war ein Defizit von 1,2 Millionen Franken.

Der Sach- und Betriebsaufwand und die Personalkosten unterschritten zwar das Budget. Doch höhere Abschreibungen, tiefer als erwartete Steuereinnahmen und hohe Finanzausgleichszahlungen an die Nachbargemeinden beeinflussten das Ergebnis gemäss einer Mitteilung der Gemeinde negativ.

Finanzausgleich muss trotzdem bezahlt werden

Der Fiskalertrag im Jahr 2022 ist gegenüber dem Vorjahr zwar um 1,3 Millionen Franken auf 37,2 Millionen Franken gestiegen. Der Steuerertrag fiel aber um mehr als eine Million Franken niedriger aus als budgetiert.

Auch wenn Glarus rote Zahlen schreibt: Die Gemeinde musste im Jahr 2022 trotzdem fast 2 Millionen Franken an ihre beiden Glarner Nachbargemeinden bezahlen. 1,1 Millionen Franken gingen im Rahmen des kantonalen Finanzausgleichs nach Glarus Süd, 0,9 Millionen Franken gingen an Glarus Nord.

«Auf finanzielle Möglichkeiten Rücksicht nehmen»

Die Gemeinde Glarus investierte im vergangenen Jahr 11,4 Millionen Franken in den Bau und Unterhalt ihrer Strassen, Gebäude und Anlagen. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 78 Prozent mehr. Allerdings waren noch deutlich mehr Investitionsprojekte geplant: So setzte die Gemeinde nur 55 Prozent der budgetierten Investitionen tatsächlich um. Die nicht verwendeten Investitionskredite in Höhe von 6,9 Millionen Franken werden gemäss Gemeinderat auf das laufende Jahr übertragen.

Ob diese übrig gebliebenen Investitionen tatsächlich alle wie vorgesehen nachgeholt werden, ist nicht sicher. Sie müssten «auf die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde Rücksicht nehmen», heisst es in der Mitteilung des Gemeinderats. Die Gemeinde stehe in den kommenden Jahren vor grossen finanziellen Herausforderungen, da weitere Investitionsprojekte in Millionenhöhe anstünden. Dazu zählt der Gemeinderat etwa die Sanierung und den Ausbau von Schulen und den Hochwasserschutz. Um dies zu finanzieren, ziehe der Gemeinderat auch einen Bausteuerzuschlag in Betracht.

«Der Gemeinderat ist sich bewusst, dass die Gemeinde aktuell von ihrer Substanz lebt», heisst es im Schreiben zur Rechnung. Gemeinderat Markus Schnyder, der das Departement Finanzen und Controlling übernommen hat, warnt im Interview: «So können wir dauerhaft nicht weiterwirtschaften.»

Ueli Weber ist stellvertretender Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er hat die Diplomausbildung Journalismus am MAZ absolviert und berichtet seit über zehn Jahren über das Glarnerland. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR
prolitteris