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Nach Knall beim EHC Arosa: Das bedeutet der Abgang Fetscherins für den Klub

Das kommt überraschend: Geschäftsführer Adrian Fetscherin verlässt den EHC Arosa per sofort - und auf eigenen Wunsch. Die Kündigung hat der 49-Jährige schon vor dem Saisonstart eingereicht.

Roman
Michel
19.01.24 - 21:04 Uhr
Regionalsport
Verlässt den EHC Arosa: Adrian Fetscherin im Januar 2023 in einem Gespräch mit dem damaligen EHC-Chur-Präsident Christian Aliesch.
Verlässt den EHC Arosa: Adrian Fetscherin im Januar 2023 in einem Gespräch mit dem damaligen EHC-Chur-Präsident Christian Aliesch.
Bild Livia Mauerhofer

Die Nachricht kommt am Freitagabend. «Es ist mir ein grosses Anliegen, Euch persönlich über meinen Abgang beim EHC Arosa zu informieren», beginnt Adrian Fetscherin einen Post auf seinem privaten Instagramkanal. Der Geschäftsführer verlässt den Klub per sofort – und auf eigenen Wunsch. Fetscherin habe bereits im August gekündigt, die entsprechende Kündigungsfrist sei im November abgelaufen. «Sehr gerne habe ich über die Zeit hinaus bis heute den Klub noch unterstützt. Nun aber ist die Zeit gekommen, um mich endgültig anderen Aufgaben voll und ganz zu widmen.» Dies habe er der Mannschaft am Freitagabend mitgeteilt.

Insgesamt war Fetscherin acht Jahre für den EHC Arosa tätig. In seiner ersten Amtsperiode von Frühling 2015 bis Frühling 2020 schaffte Arosa den Aufstieg in die drittklassige MSL dank eines Finalsiegs gegen Wetzikon. Ein Jahr darauf verliess Fetscherin den Verein und wechselte zum Fussballklub Grasshoppers, wo er die Leitung der Marketing- und Kommunikationsabteilung übernahm. 

Er verkaufte Tickets auf der Piste

Sein Abgang in Zürich nach bloss einem Jahr war von unschönen Worten begleitet. «Ich habe gekündigt, weil ich es unerträglich finde, dass wir den Feind im eigenen Haus haben. Und zwar in Person des eigenen Verwaltungsrats», sagte Fetscherin in einem Video kurz nach seinem Abgang. Nach dem Aufstieg in der ersten Amtszeit gewann Arosa 2022 mit Fetscherin den Cup. 

Mit Fetscherin verliert der EHC Arosa einen äusserst umtriebigen Mitarbeitenden. Fetscherin war ein Macher, ein hervorragender Verkäufer. Er ging an Matchtagen jeweils auf die Skipiste, um auf den Restaurantterrassen Tickets zu verkaufen. Mit Fanutensilien reiste er bei Auswärtsspielen durch die ganze Schweiz und vertrat die Marke EHC Arosa so vom Thurgau bis ins Wallis. Und Fetscherin dachte immer gross. Im Eisstadion in Arosa wollte er eine Seilbahn bauen lassen, die die Fans mit Getränken versorgte. Ein Marketinggag, der so gut zu Fetscherin passte. Sein grösster Traum blieb aber : Er wollte den EHC Arosa, seines Zeichens neunfacher Schweizermeister, zurück ins Profihockey bringen.

Fetscherin bewegte viel. Und er drückte gerne aufs Gaspedal. Vielleicht wurde ihm genau das manchmal zum Verhängnis. Beim HC Thurgau, wo er vor seinem ersten Engagement in Arosa tätig war hiess es, Fetscherin überfordere mit seiner Art manchmal seine Mitarbeitende. Mit seinen hohen Ambitionen und seiner fordernden Art eckte Fetscherin da und dort auch an.

Gründe sind unklar

«Es waren grossartige acht Jahre beim EHC Arosa und ich bin stolz und glücklich, was wir in dieser Zeit alles erreicht haben», schreibt Fetscherin in seinem Post. Über die Gründe für seinen Rückzug hingegen schweigt er. Dass Arosa darauf verzichtete, ein Gesucht für den Aufstieg in die Swiss League beim Verband einzureichen, dürfte kaum zum abitionierten Denken Fetscherins gepasst haben. Allerdings: Die Deadline zum Einreichen der Unterlagen ist erst vor wenigen Wochen abgelaufen. Und damit mehrere Monate nach Fetscherins Kündigung im August. 

Über die Gründe kann also nur spekuliert werden. Spannend wird zu beobachten sein, wie Spieler mit der Nachricht umgehen werden. Arosa befindet sich mitten im Kampf um einen direkten Play-off-Platz. Am Samstag treffen die Schanfigger auswärts auf Bülach. 

Roman Michel ist Leiter Sport. Er arbeitet als Sportreporter und -moderator bei TV Südostschweiz. Weiter schreibt er für die gemeinsame Sportredaktion der Zeitung Südostschweiz und suedostschweiz.ch. Roman Michel studierte Journalismus und Organisationskommunikation und arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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Bin nicht unglücklich über Fetscherin' Abgang. Gibt eine Chance es sogar besser zu machen als mit ihm. Heute kam in Bülach schon die erste Reaktion. Spielten befreit auf. Bravo und Hopp Arosa

Schade. Sehr schade und vermutlich wars das jetzt mit dem Aufstieg. Adrian war ein Macher. Und Macher müssen anecken und fordern. Würden sie das nicht, so käme die Sache nicht weiter. Nur mit Bequemlichkeit und Streichelzoo passiert gar nichts.

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