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Der frühere Langstreckenläufer Christopher Gmür aus Rapperswil-Jona ist seit einem halben Jahr Geschäftsführer von Swiss Orienteering.

Bernhard
Camenisch
03.04.20 - 22:56 Uhr
Sport
Christopher Gmür hat den Sportartenwechsel vom Leichtathleten zum Geschäftsführer im Schweizer OL-Verband vollzogen.
Christopher Gmür hat den Sportartenwechsel vom Leichtathleten zum Geschäftsführer im Schweizer OL-Verband vollzogen.
BILD ZVG

Im August 2003 kam Christopher Gmür erstmals mit dem Orientierungslaufsport in Kontakt. In seiner Heimatstadt Rapperswil fanden damals die Sprintrennen der OL-WM statt. Gmür erinnert sich noch, wie er als 15-Jähriger das Sprintrennen der Frauen in der Altstadt verfolgte und auf sein Rad stieg, um beim Zieleinlauf von Siegerin Simone Niggli-Luder in der mit 6000 Zuschauern prall gefüllten Eishalle Lido dabei zu sein.

«Bei dieser WM kam der OL in der Schweiz erstmals aufs mediale Parkett. Von den Folgen dieses Events profitieren wir noch heute», sagt Gmür. Er weiss es aus erster Hand. Denn seit dem 1. Oktober des vergangenen Jahres ist er der Geschäftsführer vom nationalen OL-Verband Swiss Orienteering. «Ich bin die Ansprechperson für ganz viele verschiedene Anliegen, sozusagen die Informationsdrehscheibe», fasst der 31-Jährige seinen Aufgabenbereich grob zusammen.

Zuvor bei Swiss Athletics

Als Geschäftsführer im 100-Prozent-Pensum ist Gmür das Bindeglied zwischen dem Zentralvorstand und der «Front». Er hat die Vorgaben von oben im operativen Bereich umzusetzen. Zudem ist er zuständig für die Ressorts «Marketing» und «Breitensport». Und auch bei der klassischen administrativen Bürotätigkeit in der Geschäftsstelle in Olten ist er eingebunden. «Wir sind halt ein kleiner Verband», sagt Gmür.

Das Innenleben eines nationalen Sportverbandes ist für den 31-Jährigen nicht neu. Vor seinem Amtsantritt arbeitete er während sechs Jahren bei Swiss Athletics im Kommunikationsteam und war verbandsintern für diverse IT-Projekte zuständig. Parallel schloss er an der Universität Bern den Bachelor in Sozialwissenschaften und an der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen (EHSM) den Master of Science in Spitzensport mit Schwerpunkt Sportmanagement ab.

Eigene Laufbahn beendet

Und dann gab es auch noch den Leistungssportler Christopher Gmür: An den Schweizer Meisterschaften 2013 und 2014 wurde er jeweils Dritter über 5000 Meter. Danach reihte sich eine Verletzung an die andere. Zuletzt war es im vergangenen Jahr eine Sehnenentzündung in der Fusssohle, die ihn während Monaten nicht trainieren liess. Gmür, der 2018 seinen ersten Marathon bestritten hatte, fasste im letzten Sommer den Entschluss, seine Karriere zu beenden. «Ich bin nicht verbittert, aber ich hatte geträumt, weiter zu kommen, als ich es geschafft habe. Ich wäre zum Beispiel gerne mal an einer EM gestartet, aber das war nie in greifbarer Nähe.»

«Mein beruflicher Werdegang hat sich dank dem Leistungssport entwickelt.»

In Bern teilt sich Gmür eine WG mit Adrian Lehmann und Marcel Berni, beide amtierende Team-Europameister im Halbmarathon. Auch ansonsten bleibt er der Leichtathletik verbunden, als Präsident des Nationalen Leistungszentrums Ostschweiz in St. Gallen. Um dieses kümmert sich Gmür in der Freizeit. «Ich kann nicht mehr gleich viel Zeit wie früher investieren. Aber das ist auch nicht nötig, weil es damals in den Jahren 2017 bis 2019 um viel Aufbauarbeit ging. Mittlerweile konnten wir auf personeller Ebene ausbauen, das gab Entlastung für den Vorstand.»

Was er aus seinem Sportlerleben besonders mitnehme, sei die Liebe für den Sport, Begegnungen und Freundschaften, sagt Gmür. «Dank dem Sport stehe ich dort, wo ich jetzt bin. Mein beruflicher Werdegang hat sich dank dem Leistungssport entwickelt.» Aus Trainingslagern und Wettkämpfen kennt der Rapperswil-Joner auch einige Orientierungsläufer schon länger. Mit Swiss Orienteering war er bis vor einem halben Jahr aber noch wenig vertraut. Er hatte auch gar nicht erwartet, dass er unter den vielen Bewerbern den Zuschlag erhalten würde.

«In diesem Jahr will ich meinen ersten richtigen OL machen. Das steht auf meiner Pendenzenliste.»

«Ich wurde sehr gut aufgenommen und habe mich sehr gut eingelebt. Ich glaube, viele begrüssen es, dass einer ‘von aussen’ gekommen ist», sagt Gmür. Dank immer wieder neuer Spitzenathleten, die in den letzten zwei Jahrzehnten international für massenhaft Erfolge gesorgt haben, bekommt der OL-Sport in der Schweiz viel Aufmerksamkeit. «Trotzdem hätten wir alle gerne mehr davon», so Gmür.

Eine Scharte auswetzen

Swiss Orienteering sind elf Regionalverbände mit insgesamt gut 80 Vereinen angeschlossen. Wer sich im OL engagiere, sei selbst aktiver Orientierungsläufer, erklärt Gmür. Auf ihn trifft das bisher aber nicht zu. Seine Selbsterfahrungen beschränken sich auf Orientierungsläufe im Militär und in der Schule. Diese Scharte soll bald ausgewetzt werden: «In diesem Jahr will ich meinen ersten richtigen OL machen. Das steht auf meiner Pendenzenliste.»

Vorerst muss dieses Projekt noch warten. Wegen des Coronavirus ist der OL-Sport auf Eis gelegt. Auch Swiss Orienteering war in den letzten drei Wochen intensiv mit Ausserplanmässigem beschäftigt. Viele Entscheide, etwa das Verschieben von Wettkämpfen, mussten getroffen und entsprechend kommuniziert werden. Und auch von Athleten-Seite tauchten immer wieder Fragen auf. Gmür sagt: «Wir sind alle im Krisen-Modus. Wir müssen flexibel bleiben und uns laufend an die veränderten Situationen anpassen.»

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