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Franco Columbu: Mit Arnold Schwarzenegger zum «American Dream»

Franco Columbu prägt gemeinsam mit Arnold Schwarzenegger die Bodybuilding-Szene in den 1970er-Jahren. Bis zu Columbus Tod vor einem Jahr verbindet die Muskelmänner mehr als nur die Liebe zum Sport.

Agentur
sda
30.08.20 - 06:30 Uhr
Sport
Franco Columbu begleitete Arnold Schwarzenegger in die USA und überhaupt fast überall hin. Wie hier, 1986,  vor den Altar, als Columbu Schwarzeneggers Trauzeuge war
Franco Columbu begleitete Arnold Schwarzenegger in die USA und überhaupt fast überall hin. Wie hier, 1986, vor den Altar, als Columbu Schwarzeneggers Trauzeuge war
Keystone/AP NY/MIKE KULLEN

Sucht man nach einem passenden Werdegang, um den Begriff «American Dream» zu erläutern, führt kein Weg an Arnold Schwarzenegger vorbei. Von Österreich aus eroberte Schwarzenegger die Welt des Bodybuildings, stieg in Hollywood zum Film-Star auf und trat 2003 als Gouverneur von Kalifornien in die amerikanische Classe politique ein. Alleine soll sich der Polizistensohn aus einer kleinen Gemeinde bei Graz bis an die Spitze des Sonnenstaates der USA gearbeitet haben. So will es der Mythos um den siebenfachen Mister Olympia erzählt haben, Schwarzenegger als «Selfmade-Man». Schwarzenegger selbst gefiel die Bezeichnung nie, weil sie seine Geschichte aus einer falschen Perspektive erzählt: einer Nahaufnahme auf seine Person.

Der Österreicher, der 1983 auch die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, hatte während der Verwirklichung seines «amerikanischen Traums» einen stetigen Begleiter an der Seite: Franco Columbu. Den italienischen Boxer, Powerlifter und Bodybuilder lernte Schwarzenegger vor 55 Jahren als Konkurrent an einem Wettkampf in Deutschland kennen, sie wurden Trainingspartner, Weggefährten und schliesslich beste Freunde. «Ich konnte ohne Geld gedeihen und ohne Familie, nicht aber ohne dich», schrieb Schwarzenegger vor einem Jahr an Columbu. Es waren seine Abschiedsworte für die kurz davor verstorbene Bodybuilder-Legende aus Ollolai auf Sardinien.

Die Freude daran, den eigenen Körper wie ein Bildhauer zu gestalten, hatte Columbu und Schwarzenegger 1965 zusammengebracht, Freunde wurden sie durch ihre ähnlichen Charakterzüge. Sowohl Schwarzenegger wie auch Columbu galten im Fitness-Studio als harte Arbeiter, die selbst Ohnmatchsanfälle und Übelkeit aufgrund des harten Trainings als Teil ihres Jobs annahmen. Diese Unerbittlichkeit im Studio liess das Duo zu den dominanten Bodybuildern der Siebzigerjahre aufsteigen und verhalf dem einst verpönten Sport zu mehr Popularität. Das Lausbuben-Image, das Columbu und Schwarzenegger mit ihren Streichen und witzigen Sprüchen verkörperten, kam auch ausserhalb der Szene an. Im Vorfeld des Mister-Olympia-Wettkampfs 1974 erschienen die beiden Herkulesse zum Ballettunterricht, um ihr Posen zu professionalisieren - begleitet von einer TV-Kamera.

Klein, aber oho

Columbu bewegte sich immer etwas im Schatten von Schwarzenegger, das lag mitunter an seiner Anatomie. Mit einer Körpergrösse von 1,67 m unterragte der frühere italienische Box-Meister und zweimalige Mister Olympia seinen Freund um mehr als einen Kopf, während er dem fast 1,90 m grossen Österreicher in Sachen Muskelkraft in nichts nachstand. Schwarzenegger verblüffte das Publikum durch reine Optik, Columbu tat dies zusätzlich durch den Einsatz seines gestählten Körpers: Indem er etwa eine Bettflasche durch reine Lungenkapazität aufblasen und platzen liess oder Autos anhob und verschob.

Auf der Bühne endeten die Vergleiche mit Schwarzenegger für Columbu nicht erfolgreich. Beim wichtigsten Wettkampf der Bodybuilder, der Wahl zum Mister Olympia, standen sich die Zimmerkameraden im Final beider Gewichtsklassen zweimal gegenüber, Schwarzenegger sicherte sich 1974 und 1975 jeweils den Gesamtsieg. Dennoch feierte der Italiener im Bodybuilding grosse Erfolge, für die er 2001 vom Internationalen Bodybuilder-Verband (IFBB) in die Ruhmeshalle aufgenommen wurde. Ohnehin gut leben liess es sich für Columbu neben Schwarzenegger abseits des Sportgeschehens. Sein Vermögen soll sich auf rund 10 Millionen Dollar belaufen haben. In den USA gestartet war auch der Italiener ohne grosse Reserven, mit Maurerarbeiten finanzierten sich die Freunde während der Anfangszeit das Leben in Los Angeles.

Die genauen Umstände, die am 30. August des letzten Jahres zum Tode von Columbu geführt hatten, sind bis heute nicht kommuniziert. Je nach Quelle starb Schwarzeneggers Freund in seiner Heimat auf Sardinien an einem Herzinfarkt oder bei einem Bootsunfall. Er sei am Boden zerstört, aber ebenso «dankbar für die 54 Jahre der Freundschaft und des Glücks, die wir miteinander teilten», schrieb Schwarzenegger als er die Nachricht erhielt, dass sein Weggefährte 78-jährig ums Leben gekommen war. Ein Teil von Columbu werde immer in ihm weiterleben, fuhr Schwarzenegger fort. So war es schon immer: Wo Schwarzenegger hinging, war auch Columbu. Nur wurde er nicht immer gesehen.

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