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Ein spezieller Kampf um den Stanley Cup

Am Samstag wird die seit dem 12. März wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrochene Saison in der NHL fortgesetzt. Zehn Schweizer sind bei der Wiederaufnahme dabei.

Agentur
sda
01.08.20 - 09:46 Uhr
Eishockey
Roman Josi, das Schweizer Aushängeschild in der NHL
Roman Josi, das Schweizer Aushängeschild in der NHL
KEYSTONE/AP/Mark Humphrey

Wäre alles normal, würden sich die NHL-Spieler derzeit mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison befinden. Stattdessen beginnt nun die entscheidende Phase. Die Meisterschaft wird direkt mit den Playoffs weitergeführt, wobei 24 statt 16 Teams weiter auf den Gewinn des Stanley Cup hoffen dürfen, da die Qualifikation nicht zu Ende gespielt werden konnte und nicht alle Mannschaften gleich viele Partien absolviert haben. Je die vier besten Teams der Eastern und Western Conference stehen direkt in den Achtelfinals. Sie bestreiten zuvor eine Round Robin, um die Setzliste in den beiden Conferences zu ermitteln. Die übrigen 16 Equipen machen in einer Serie nach dem Best-of-5-Modus die weiteren Achtelfinalisten aus. Danach wird best of 7 gespielt.

Sämtliche Begegnungen finden in Edmonton und Toronto statt, da Kanada das Coronavirus deutlich besser unter Kontrolle hat als die USA. In den beiden Städten wurden sichere Zonen installiert, in der sich alle Involvierten seit vergangenem Sonntag von der Öffentlichkeit abgeschirmt aufhalten. Dazu gehören die beiden Stadien, die Trainingszentren sowie die Hotels - in Edmonton sind es deren drei, in Toronto zwei. In den ersten 14 Tagen darf die so genannte «Bubble» nicht verlassen werden. Danach sind für die Teams Golf auf abgesperrten Plätzen oder andere im Voraus arrangierte Aktivitäten erlaubt. Einzelne Spieler dürfen die Sicherheitszonen, die offiziell durch insgesamt 222 Sicherheitsleute bewacht werden, nur mit Erlaubnis verlassen, beispielsweise aus medizinischen Gründen.

Die Mannschaften sind in den Hotels in eigenen Stockwerken untergebracht, wobei alle einzeln schlafen. Die Zimmer der Mitspieler dürfen nicht aufgesucht werden. Tests auf das Coronavirus werden täglich durchgeführt, das Tragen von Masken ist ausserhalb des eigenen Raums grundsätzlich Pflicht. Fällt eine Probe trotz aller Bemühungen positiv aus, muss nicht die ganze Equipe in die Quarantäne, sondern wird der Betroffene isoliert. Da die Saison spätestens am 4. Oktober endet, bedeutet das, dass der Aufenthalt in der Blase bis zu zehn Wochen dauern kann.

Familienbesuche sind erst ab den Halbfinals möglich. Da also von allen Involvierten einiges abverlangt wird, wurde viel unternommen, um den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Es stehen je 14 Restaurants, Bars, Pubs und Cafés zu Verfügung, es gibt definierte Liefermöglichkeiten fürs Essen sowie diverse Freizeitangebote wie Kinos oder Tennis. Jedes Team hat eine gut ausgestattete Spieler-Lounge, und es sind Fitnesscenter vorhanden.

Als Roman Josi sein Hotelzimmer betrat, fand er Familienfotos vor. Er sprach danach von einem «unglaublichen Job» der Verantwortlichen. Für den 30-jährigen Berner geht es nicht «nur» um den Stanley Cup, sondern auch um die «Norris Trophy», die Auszeichnung für den besten Verteidiger der Liga. Josi gehört nach einer überragenden Qualifikation mit 16 Toren und 49 Assists in 69 Spielen zu den drei Nominierten. «Das ist definitiv etwas Besonderes», sagte er bei einer Video-Pressekonferenz. «Wenn man sich die Spieler anschaut, die schon nominiert wurden und gewonnen haben, sind das alles Leute, zu denen man aufblickt.» Positive Worte fand er auch für die Wiederaufnahme der Saison. «Ich finde den Plan gut ausgearbeitet. Die NHL hat sowohl die Klubs als auch die Spieler in die Überlegungen einbezogen.»

Josi und Teamkollege Yannick Weber treffen in der Qualifikationsrunde mit den Nashville Predators auf die Arizona Coyotes. «Das ist ein schwerer Gegner. Sie spielen strukturiert und hart, haben eine gute Defensive», so Josi. Ohnehin sind Prognosen angesichts der speziellen Situation schwierig. Neben Josi und Weber dürfen sich auch Nino Niederreiter (Carolina Hurricanes), Kevin Fiala (Minnesota Wild), Gaëtan Haas (Edmonton Oilers), Luca Sbisa (Winnipeg Jets), Dean Kukan (Columbus Blue Jackets), Denis Malgin (Toronto Maple Leafs), Philipp Kuraschew (Chicago Blackhawks) sowie Jonas Siegenthaler (Washington Capitals) Hoffnungen auf den begehrten Pokal machen. Letzterer ist der einzige Schweizer, der nicht die Qualifikationsrunde bestreiten muss - die Capitals waren beim Unterbruch der Liga das fünftbeste Team.

Ab den Halbfinals wird nur noch in Edmonton gespielt, wo aktuell die Mannschaften der Western Conference stationiert sind. Damit die Edmonton Oilers wie auch die Toronto Maple Leafs keinen besonderen Heimvorteil geniessen, sind sie als Auswärtsteam nicht in der eigenen Garderobe. Auch sonst haben sie keinen zusätzlichen Zugang zu den gewohnten Einrichtungen. Vor den Partien werden die Pre-Game-Shows inklusive Hymnen der involvierten Teams abgespielt. Das gilt auch für die jeweiligen Torsirenen und -songs. Statt wie üblich 20 werden bei jedem Spiel 32 Kameras eingesetzt, Kraftausdrücke der Spieler werden allerdings zensiert, weshalb die Übertragungen mit fünf Sekunden Verzögerung über den Sender gehen. Das ändert aber nichts daran, dass für die Fans Spektakel garantiert ist - wenn auch nicht vor Ort im Stadion.

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