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Claudia Lässer ist für die Fortsetzung und gegen eine Aufstockung

Teleclub-Programmchefin Claudia Lässer ist für die Fortsetzung der Saison in der Swiss Football League und gegen die Aufstockung der Super League.

Agentur
sda
28.05.20 - 17:04 Uhr
Fussball
Claudia Lässer spricht sich gegen die Aufstockung der Super League aus
Claudia Lässer spricht sich gegen die Aufstockung der Super League aus
KEYSTONE/WALTER BIERI

Wenn am Freitag die Klubs der Swiss Football League über die Fortsetzung der Saison abstimmen, ist Claudia Lässer höchst interessierte Beobachterin. Die Programmchefin des TV-Rechte-Inhabers Teleclub findet, «dass die Saison ordentlich zu Ende gespielt werden sollte».

Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bezieht Claudia Lässer auch Stellung zur möglichen Aufstockung der Super League, über welche die Klubs ebenfalls befinden. «Davon distanzieren wir uns entschieden», sagt die 43-Jährige.

Claudia Lässer, seit Mittwoch ist klar, dass die Meisterschaft in der Super League doch nur mit Geisterspielen fortgesetzt werden kann. Ist das für den Teleclub ein Problem?

«Niemand will Geisterspiele, und alle hätten lieber Spiele vor vollen Rängen, dies ist klar. Wir sind aber entschieden der Meinung, dass die Saison ordentlich zu Ende gespielt werden sollte - nicht zuletzt auch, um unnötige Diskussionen über Auf- und Abstieg sowie den Zugang zu den europäischen Wettbewerben zu vermeiden. Diesem Ziel sollte alles untergeordnet werden.»

Bei den Klubs scheint es, als würden nicht alle alles dem gleichen Ziel unterordnen.

«Wir verfolgen die Diskussionen rund um Geisterspiele natürlich mit grossem Interesse und haben auch durchaus Verständnis dafür, dass die Meinungen zu diesen Fragen auseinandergehen. Wir vermissen in der aktuellen Diskussion etwas die Bereitschaft der Klubs, gemeinsam eine Lösung zu finden. Jeder Klub scheint bestrebt, vor allem seine eigenen Interessen öffentlich kundzutun, was aus unserer Sicht nicht zielführend ist, gerade in einer Zeit, in der es wichtig wäre, gegen aussen geeint aufzutreten.»

Einige Klubs sind in der Existenz bedroht, wenn die Phase der Geisterspiele zu lange dauert. Teleclub könnte dagegen sogar profitieren, wenn die Zuschauer nicht mehr ins Stadion dürfen. Fussball am TV ist dann die einzige Möglichkeit, Spiele zu sehen.

«Vielleicht wird es einen leichten Zuschauerzuwachs geben von jenen Fans, die die Spiele ihrer Mannschaften nicht im Stadion mitverfolgen können. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Hier eine Prognose über die Zuschauerentwicklung abzugeben, ist sehr schwierig.»

Muss bei Geisterspielen die Art der Berichterstattung angepasst werden?

«Am redaktionellen Service ändert sich nichts. Wir werden auch allfällige Geisterspiele mit derselben umfassenden redaktionellen Berichterstattung übertragen und die TV-Zuschauer mit allen wichtigen Informationen rund um den Betrieb der Super League versorgen. Die umfassende Live-Berichterstattung gibt es auf Teleclub Sport, alle Highlights direkt im Anschluss auf unserem Free-TV-Kanal Teleclub Zoom und alle relevanten Tore, Stimmen und Spielzusammenfassungen auf unserem Onlineportal Bluewin. Für die Live-Übertragung passen wir das Produktions-Set-Up selbstverständlich den BAG-Richtlinien an.»

Die Fans müssen mehrere Monate auf das Fussballerlebnis im Stadion verzichten. Versüsst Teleclub ihnen den Fussball-Konsum vor dem TV?

«Wir sind derzeit an der Planung gewisser Sonderaktionen, mit welchen wir den Fans entgegenkommen möchten. So zeigen wir das erste Spiel nach Wiederaufnahme der Meisterschaft im Free-TV auf Teleclub Zoom und als Stream auf Bluewin. Diese Planung hängt selbstverständlich noch vom Spielplan ab. Auch andere Projekte und Ideen werden zurzeit in Betracht gezogen. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, dass wir alle solidarisch sind.»

In Deutschland wird seit knapp zwei Wochen wieder gespielt - ebenfalls mit Geisterspielen. Hat sich Teleclub vom Bundesliga-Rechteinhaber Sky Deutschland etwas abschauen können?

«In diesen Zeiten muss jede Liga für sich betrachtet werden, gestützt auf die aktuellen Rahmenbedingungen im jeweiligen Land. Was aber sicherlich beeindruckt, sind das Tempo und die Entschlossenheit, mit der in Deutschland so schnell wieder gespielt wird.»

In Deutschland kann man die Spiele mit einer Audio-Option «Stadion-Atmosphäre» schauen. In Japan soll es eine App geben, mit der die Zuschauer von zuhause aus Ambiance ins Stadion bringen, was dann wiederum auch dem TV-Zuschauer zugute kommt. Hat Teleclub ähnliche Pläne?

«Wir sind daran, Soundkonzepte zu erstellen, die nicht künstlich wirken, den Zuschauern aber dennoch das Gefühl eines emotionalen Fussballspiels geben.»

Ein anderes Thema an der ausserordentlichen GV ist die Frage nach der Aufstockung der Super League auf zwölf Teams. Wie stellen Sie sich dazu?

«Davon distanzieren wir uns entschieden. Wir haben einen noch bis Ende der nächsten Saison laufenden Vertrag mit der Swiss Football League, in dem verbindliche Rechte und Pflichten definiert sind, zu denen auch Fragen des Wettbewerbsformats und der Anzahl Spiele pro Saison gehören. Der Vorschlag einer Aufstockung auf zwölf Mannschaften und die damit verbundene massive Zunahme der Anzahl Spiele wäre zudem aufgrund der erheblichen Mehrkosten für die Produktion und unseres dichten Programmrasters nicht umsetzbar.»

Wurde Teleclub in dieser Frage angehört? Wie weit geht Ihr Mitspracherecht als TV-Rechte-Inhaber?

«Wir stehen in engem Austausch mit der Liga und nehmen aus naher Distanz wahr, wie engagiert sie sich für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs einsetzt. Das zeigt auch der positive Entscheid des Bundesrates zum Hilfspaket für den Profifussball. Unsere Zusammenarbeit ist sehr gut, es besteht ein vertrauensvoller Austausch auf Augenhöhe, bei dem jede Partei ihre Interessen und Meinungen einbringt. Ein direktes Stimmrecht bezüglich einer Modusänderung ist aber ausschliesslich den Klubs der Liga vorbehalten.»

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