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Den Lohn für eine starke Saison einfahren

Der FC Vaduz hat sich in der Challenge League vor den letzten beiden Runden in eine Top-Ausgangslage gebracht: Als Tabellenzweiter kann er sich aus eigener Kraft in die Barrage hieven. Stammspieler Dominik Schwizer aus Schmerikon ist vom erfolgreichen Gelingen überzeugt.

Bernhard
Camenisch
29.07.20 - 22:05 Uhr
Fussball
Dominik Schwizer (links, mit Mohamed Coulibaly) winkt in der Challenge League mit dem FC Vaduz die Barrage.
Dominik Schwizer (links, mit Mohamed Coulibaly) winkt in der Challenge League mit dem FC Vaduz die Barrage.
ZVG

Am Dienstag wurde beim FC Vaduz erstmals seit der Wiederaufnahme der Meisterschaft am 19. Juni ein reguläres Mannschaftstraining durchgeführt. «Davor war es immer entweder Regeneration mit Massage und Auslaufen am Tag nach einem Spiel oder das Abschlusstraining am Tag vor einem Spiel», sagt Dominik Schwizer. Geschuldet war dies dem Spielplan im Drei- bis Viertagerhythmus, mit dem die Challenge League – wie auch die Super League – nach der monatelangen Zwangspause zu Ende gespielt wird.

Die ohnehin gute Stimmung im Team der Vaduzer hatte am Montagabend noch zusätzlichen Schub erhalten. Denn die Grasshoppers verloren ihr Nachholspiel in Wil mit 2:3. Sechs Punkte hinter Lausanne-Sport, das nur noch theoretisch vom direkten Aufstieg entfernt ist, steigt der FC Vaduz nun mit einem Punkt Vorsprung auf die Zürcher in die letzten beiden Runden. Bleiben die Liechtensteiner Zweite, gehen sie in der kommenden Woche in die Barrage, in der sie gegen den Super-League-Vertreter – es wird wohl der FC Sion oder der FC Thun sein – um den Platz in der höchsten Schweizer Liga spielen würden. So weit wird aber noch nicht gedacht: «Bevor wir von der Barrage sprechen, müssen wir unseren Job machen», betont Schwizer.

Nach acht Runden Vorletzter

Der 24-jährige Mittelfeldspieler aus Schmerikon ist einer der Leistungsträger eines Teams, das im Saisonverlauf eine erstaunliche Wandlung gezeigt hat. «Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen», sagt Schwizer. Er meint damit, dass der FC Vaduz nach den ersten acht Spieltagen mit lediglich sechs Punkten an vorletzter Stelle auf Rang 9 der Tabelle stand. Seither haben die Liechtensteiner nur noch drei von 26 Partien verloren.

Rückschläge gab es in dieser Phase kaum noch. Ein erheblicher war aber das 2:3 am 3. Juli zu Hause gegen die Grasshoppers. Vaduz hatte gegen den direkten Konkurrenten um Rang 2. zur Pause 2:0 geführt und lag bis in die 84. Minute voran. Mit dieser Niederlage, die erste seit dem 15. Dezember, vergrösserte sich der Rückstand auf GC zwischenzeitlich auf fünf Punkte. Jener Abend und der Tag danach sei bitter gewesen, erinnert sich Schwizer. «Zum Glück dauerte es nicht lange bis zum nächsten Spiel.»

Den Spiess umgedreht

Die Reaktion der Vaduzer war eindrücklich: ein 4:1-Sieg in Winterthur. Und aus den vier folgenden Partien holten sie zehn der zwölf möglichen Punkte. Auch ein 2:1-Heimsieg gegen Lausanne – Schwizer bereitete mit seinen Eckbällen beide Treffer vor – war dabei. Gleichzeitig schwächelten plötzlich die Grasshoppers: Ihre Bilanz aus den letzten fünf Partien lautet je zwei Siege und Niederlagen sowie ein Unentschieden.

Der starke Lauf der Vaduzer kommt nicht von ungefähr. «Es war auch für uns zuletzt mega anstrengend, doch wir fühlen uns gut und immer noch fit», sagt Schwizer. Den Liechtensteiner könnte nun in die Karten spielen, dass Trainer Mario Frick nach dem Restart zunächst noch vermehrt rotiert hatte. Seit der Niederlage gegen GC muss aber auch er seine bewährten Kräfte forcieren. Zu diesen gehört Schwizer, der in der laufenden Saison schon fünf Tore und 10 Vorlagen beigesteuert hat. Auch dank ihm stellt Vaduz mit 74 erzielten Treffern die zweitgefährlichste Offensive der Liga. Nur Lausanne hat noch einmal mehr getroffen.

«Diese Ausgangslage ist kein Druck, sondern vielmehr eine Zugabe, die wir uns verdient haben.»
Dominik Schwizer, Mittelfeldspieler FC Vaduz

Schwizer lobt die Mentalität und den Zusammenhalt seines Teams. Auf diese Eigenschaften werden die Vaduzer auch in ihren letzten beiden Challenge-League-Spielen dieser Saison setzen. Am Donnerstag empfangen sie den Tabellenneunten Schaffhausen, am Sonntag gastieren sie beim Vierten Kriens. Die Grasshoppers treten am Donnerstag in Aarau (Rang 8) an und empfangen am Sonntag im Zürcher Duell Winterthur (5). Es sei gegen keinen Gegner einfach, sagt Schwizer, jeder könne jeden schlagen. «Wir hatten am Samstag beim 2:1 gegen das Schlusslicht Chiasso auch Mühe.»

Schwizer erklärt, dass die vielversprechende Ausgangslage für ihn kein Druck bedeutet: «Sie ist vielmehr eine Zugabe, die wir uns verdient haben. Wir freuen uns extrem auf die beiden kommenden Spiele und müssen versuchen, nicht viel anders zu machen, als in den vergangenen Partien.»

Beim möglichen Gegner unter Vertrag

Sollte es Vaduz tatsächlich in die Barrage mit Hin- und Rückspiel schaffen, könnte es für Schwizer zu zwei ganz speziellen Begegnungen kommen: Hiesse der Gegner nämlich FC Thun, wäre das ausgerechnet jener Verein, von dem der 24-Jährige für die laufende Saison nach Vaduz ausgeliehen ist. Im Januar 2018 hatte er von seinem Stammverein FC Rapperswil-Jona ins Berner Oberland gewechselt. Der Vertrag dort läuft noch bis Ende Juni 2021. Schwizer sagt: «Ich hoffe natürlich, dass sich Thun seinen Platz in der Super League vorher sichert. Falls nicht, wäre für mich eine Barrage gegen Thun reizvoll.»

Aber eben: Noch steht auch der FC Vaduz nicht in der Barrage. Was auch immer am Donnerstag und am Sonntag passiert, von einer starken Saison dürfen die Vaduzer schon jetzt sprechen. Jetzt geht es darum, in Form der Barrage-Qualifikation das nächste Ausrufezeichen zu setzen. Und in Vaduz wünscht sich nicht nur Schwizer: «Es wäre schön, wenn wir uns belohnen würden.»

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