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Basler Tennisturnier wird wegen Coronavirus-Krise kaum stattfinden

Trotz Neustart der ATP Tour ab dem 14. August: Die 50. Swiss Indoors finden in der letzten Oktoberwoche kaum statt. Das Basler Turnier plant die Absage - ein Novum in der erfolgreichen Geschichte.

Agentur
sda
18.06.20 - 12:17 Uhr
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Der Australier Alex De Minaur im letztjährigen Swiss-Indoors-Final
Der Australier Alex De Minaur im letztjährigen Swiss-Indoors-Final
KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

«Das Coronavirus hat leider mehrere Matchbälle, um zum Spielverderber zu werden», sagt Turnierpräsident Roger Brennwald vorsichtig. Swiss Indoors ohne Zuschauer sind für die Basler Organisatoren kein Thema - obwohl sie das Preisgeld mit Erlaubnis der ATP um 40 Prozent kürzen dürften. Aber die Investitionen alleine für Miete und Bereitstellung der St. Jakobshalle wären viel zu hoch.

Und Swiss Indoors mit Zuschauern? Schliesslich beschliesst der Bundesrat laufend Lockerungen; Eishockeypartien mit Zuschauern dürften im Oktober möglich sein. «Aber Social Distancing ist an einem Hallenturnier mit mehr als 10'000 Besuchern und Mitarbeitenden pro Tag nicht umsetzbar», sagt Brennwald. Oberstes Gebot bleibe die Gesundheit. «Der Schutz der Menschen, der Spieler und Gäste aus aller Welt, kann aus unserer Sicht, selbst bei Respektierung aller präventiven Hygiene-Massnahmen, nicht garantiert werden.»

Die designierte Absage der Swiss Indoors hat nichts mit Roger Federers Saisonabbruch zu tun. Schon vor mehr als einem Monat - also lange ehe Federer die Tenniswelt mit dem neuerlichen Eingriff an seinem Knie überraschte - beantragte das Basler Turnier bei der ATP, absagen zu dürfen. Die ATP - ebenfalls finanziell unter Druck - verfolgt aber andere Ziele und Ideen: Wenn ab Mitte August wieder gespielt wird und Weltranglistenpunkte vergeben werden, muss die Gewerkschaft dafür sorgen, dass möglichst viele Profis an möglichst vielen Turnieren spielen können - zumal womöglich im Oktober auch Turniere in Asien ausfallen könnten.

Strenge Basler Behörden

Die Situation um die Swiss Indoors ist vergleichbar mit jener im Frühling, als nach dem Bundesrats-Verbot von Grossanlässen zwar klar war, dass die Tennisturniere in Gstaad (Männer) und Lausanne (Frauen) nicht stattfinden werden, die Organisatoren aber auf Geheiss von ATP und WTA damals (noch) nicht absagen durften. Die Swiss Indoors ihrerseits wollen Fans, Sponsoren und Gönner nicht verschaukeln. Deshalb jetzt die Ankündigung, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gespielt wird.

Die Basler Vorgehensweise macht Sinn, zumal die Basler Behörden als streng gelten. Ohne grünes Licht der Behörden läuft im Sportbetrieb auf der ganzen Welt nichts. Und die Basler Behörden verboten beispielsweise Anfang März das Europa-League-Rückspiel Basel - Eintracht Frankfurt, obwohl zum Zeitpunkt des Verbots Grossveranstaltungen mit Zuschauern noch möglich gewesen wären. Auch alle anderen Basler Grossveranstaltungen wie die Art Basel 2020 und die Baselworld (2020 und 2021) wurden abgesagt und das Eidgenössische Jodlerfest um ein Jahr verschoben.

Die Organisatoren konzentrieren sich ab sofort auf das Jubiläumsturnier «50 Jahre Swiss Indoors» vom 23. bis 31. Oktober 2021. Die Swiss Indoors hätten im Lauf eines halben Jahrhunderts viele Stürme gemeistert, «aber mit Corona liess sich keinen Deal machen», resümiert Brennwald die letzten Monate.

Ticket-Halter haben die Wahl

Für das diesjährige Turnier, das kaum mehr stattfinden wird, wurden im Vorverkauf Zehntausende von Tickets abgesetzt. Drei Spieltage wurden ausverkauft, zwei weitere fast. Die Käufer können jetzt wählen. Gekaufte Tickets werden entweder zurückerstattet oder behalten für das Jubiläumsturnier 2021 ihre Gültigkeit: gleicher Tag, gleicher Platz. Roger Federers Start in einem Jahr ist gesichert. Zurückgegebene Tickets gelangen neu in den Verkauf. Der Vorverkauf wird ausgesetzt, bis Mitte Juli die ATP die definitive Absage bewilligen wird. Schliesslich gibt es Turnier-Organisatoren, die sich weiter um einen «Slot» im Herbst bemühen - beispielsweise das ATP-500-Turnier von Hamburg, das wegen der Corona-Pandemie verschieben musste.

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