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Roger Rychen schafft Historisches

Freud und Leid für die Glarner Schwinger am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug. Roger Rychen holt sich mit einem Spitzenresultat den zweiten eidgenössischen Kranz. Reto Landolt verletzt sich im zweiten Gang und muss den Wettkampf aufgeben.

Südostschweiz
26.08.19 - 04:30 Uhr
Schwingen
Mit dem Glauben an die eigenen Stärken: Roger Rychen hat am Eidgenössischen nicht nur Glanzlichter, aber er gibt nicht auf und kämpft sich am zweiten Tag mit drei Siegen in die Kranz-Ränge.
Mit dem Glauben an die eigenen Stärken: Roger Rychen hat am Eidgenössischen nicht nur Glanzlichter, aber er gibt nicht auf und kämpft sich am zweiten Tag mit drei Siegen in die Kranz-Ränge.
ERWIN KELLER

Von Jakob Heer

Seit 1969, also seit 50 Jahren, gelang es nie mehr einem Glarner Schwinger, zwei Eidgenössische Kränze zu erlangen. Damals gewannen 1966 in Frauenfeld und drei Jahre darauf 1969 in Biel die Gebrüder Peter und Bruno Jutzeler zwei Mal in Serie eidgenössisches Eichenlaub. Nach 2016 in Estavayer-le-Lac hat nun auch Roger Rychen seinen zweiten Eidgenössischen Kranz in der Tasche.

Mehr eidgenössische Kränze im Kanton Glarus hat einzig der legendäre Jakob «Jogi» Schlittler erschwungen. Dies in der Zeit zwischen 1927 und 1943. Rychen egalisierte im Rang 6d mit 76,00 Punkten einen absoluten Spitzenplatz.

Ein Jubiläum für Rychen

Für den Molliser war es zudem ein Jubiläum. Er gewann in der Zug-Arena exakt den 50. Kranz seiner Laufbahn. Den ersten hat er sich vor gut acht Jahren am Bündner-Glarner in Chur erkämpft.

Der Start am diesjährigen Eidgenössischen gelang Rychen nicht nach Plan. Gegen den Berner Routinier Simon Anderegg musste er eine Niederlage in Kauf nehmen. Doch gegen einen weiteren Berner, Lorenz Berger, folgte der erste Sieg. Gegen den Freiburger Michel Dousse setzte der Glarner seinen Siegeszug fort. Seine glänzende Ausgangslage verspielte er am Samstagabend aber wieder, musste er doch gegen den jungen Berner Oberländer Kilian von Weissenfluh nochmals eine Niederlage hinnehmen.

«Ein Fest ist erst fertig, wenn es zu Ende ist. So wie ich nach Zug gereist bin, so habe ich auch nach dem ersten Tag nach wie vor an den Kranzgewinn geglaubt», sagt sich Rychen. Und der Glaube an die eigenen Stärken war zu Recht da: Am Sonntag gewann er drei von vier Gängen.

Revanche gegen Erb gelungen

Im fünften Gang traf Rychen auf den Baselbieter Roger Erb, gegen den er auf dem Weissenstein im Anschwingen noch verlor. Diesmal siegte Rychen souverän. Im darauffolgenden Duell mit dem Berner Dominik Roth wurde die Angriffslust des Glarners nicht belohnt. Obwohl er dem Sieg sehr nahe stand, wurde er am Ende vom Seeländer ausgekontert.

Im Kranzausstich traf Rychen mit Stefan Gäumann auf einen weiteren Berner. Der Glarner siegte über den Emmentaler platt. Im letzten Gang hätte Rychen nach vier vorangegangenen Plattwürfen zuletzt ein Gestellter mit der Note Neun zum Kranz gereicht. Mit dem Aargauer Joel Strebel wurde ihm ein Schwinger mit ähnlicher Schwingweise zugeteilt. «Joel zeigte einen hervorragenden Wettkampf und schwingt wie ich immer voll drauf los. Dessen war ich mir bewusst, und solche Schwinger liegen mir», sagt Rychen. Tatsächlich besiegte er den Freiämter, der heuer das Solothurner Kantonale gewann, mit Gammen rechts.

«In Estavayer musste ich nach dem gestellten letzten Gang die Schlussrangliste abwarten und war bis zum letzten Moment im Ungewissen, ob die 74,75 Punkte zum Kranz reichen. Heute konnte ich nach meinem abschliessenden Sieg meinen Emotionen freien lauf lassen», blickt Rychen auf seine Jubelszenen zurück. Nach dem abschliessenden Sieg lies sich der Glarner vor der Nordostschweizer Tribüne feiern.

Welcher Kranz nun schöner sei, kann Rychen nicht sagen. «Eidgenössisches Eichenlaub ist eidgenössisches Eichenlaub, da will ich nicht unterscheiden zwischen Estavayer und Zug. Ich habe immer gewusst, was ich kann und immer daran geglaubt, auch nach Festen, in denen es mir nicht so lief», so Rychen weiter.

Nach dem denkwürdigen Tag wird in der Kolin-Stadt noch gefeiert, Rychen kehrt erst am Montag heim ins Glarnerland. Mitte September geht es dann in die wohlverdienten Flitterwochen.

Verletzung bremst Landolt

Pech hatte Reto Landolt. Für den Näfelser war der Wettkampf schon nach dem zweiten Gang zu Ende. Im Anschwingen verlor Landolt gegen den Nidwaldner Andreas Odermatt. Im zweiten Gang gegen den Obwaldner Ivan Rohrer verletzte sich der Näfelser an der Schulter und musste den Wettkampf aufgeben. Landolt zog sich eine Schulterprellung zu. Mit Gelenk- und einer Bänderentzündung konnte er nicht weitermachen. Ersatzmann Christian Pianta kam nicht zum Einsatz. «Reto und Christian haben mich hier toll unterstützt. Der Dank geht auch an sie», bedankt sich Rychen bei seinen Weggefährten.

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