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Die Schweiz als Musterbeispiel für Winterspiele der Zukunft

Ab Donnerstag ist die Schweiz erstmals seit 72 Jahren wieder Schauplatz von olympischen Wettkämpfen, wenn in Lausanne und in St. Moritz während 14 Tagen die dritten Jugend-Winterspiele stattfinden. Der Grossanlass beeindruckt mit Innovation, Vernunft und Nachhaltigkeit.

Südostschweiz
09.01.20 - 10:22 Uhr
Schneesport
Lausanne und St. Moritz erstrahlen in den nächsten zwei Wochen in olympischem Glanz.
Lausanne und St. Moritz erstrahlen in den nächsten zwei Wochen in olympischem Glanz.
KEYSTONE

Die Freude des Bewerbungskomitees war gross, als die Region Lausanne am 31. Juli 2015 vom IOC die Zusage für die Austragung der Olympischen Jugend-Winterspiele 2020 erhielt. Der 2007 ins Leben gerufene Multisportanlass ist so etwas wie der kleine Bruder der traditionsreichen Sommer- und Winterspiele. Bislang fanden seit 2010 drei Austragungen im Sommer und zwei im Winter statt.

Der breiten Masse sind die Olympic Youth Games (YOG), wie sie offiziell heissen, bislang jedoch kaum ein Begriff. Dies soll sich in den nächsten zwei Wochen zumindest in der Schweiz ändern. «Lausanne 2020» verspricht Spiele eines neuen Typs, die als Ausgangspunkt für neue Ideen für die Zukunft der olympischen Bewegung dienen.

Eine Neuerung betrifft die Wettkampfstätten, die sich an acht Orten, verteilt über die Kantone Waadt, Wallis und Graubünden sowie das benachbarte Frankreich, befinden. Damit werden erstmals in der Geschichte der olympischen Bewegung Wettkämpfe länderübergreifend ausgetragen. Die Aufteilung präsentiert sich wie folgt:

  • Lausanne: Eishockey, Eiskunstlauf, Short Track, Zeremonien
  • St. Moritz: Bob, Skeleton, Eisschnellauf
  • Champéry: Curling
  • Les Diablerets: Ski alpin
  • Les Tuffes (FRA): Skispringen, Biathlon, Nordische Kombination
  • Leysin: Snowboard, Ski Freestyle
  • Vallée de Joux (FRA): Langlauf
  • Villars: Snowboard, Ski Freestyle, Skitourenrennen

Die Eiskanal-Sportarten tragen ihre Wettkämpfe in St. Moritz aus – wie auch die Eisschnellläufer, die auf dem gefrorenen St. Moritzersee ein einmaliges Freiluftspektakel erleben werden. Die Nutzung von bestehenden Spielstätten ist ganz im Sinn der «Agenda 2020» des IOC.

Wie sich St. Moritz auf die Spiele vorbereitet hat

ÖV und gratis Eintritt

Allgemein wird die Nachhaltigkeit von den Organisatoren gross geschrieben. So reisen die 1880 Sportler aus 79 Ländern mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die acht Wettkampforte. Untergebracht werden die zwischen 15 und 18 Jahren alten Talente, die zu den besten Sportlern ihrer Generation gehören, in einem spektakulären Neubau in der Lausanner Vorortsgemeinde Chavannes-près-Renens. Das ellipsenförmige Gebäude «Vortex» befindet sich auf dem Campus der Universität Lausanne und wird nach den Spielen als - dringend benötigte - Unterkunft für Studenten genutzt.

Das Budget für die Spiele beträgt knapp 40 Millionen Franken, je neun Millionen steuern die Stadt Lausanne und der Kanton Waadt bei. Einnahmen aus dem Ticketing sind keine budgetiert, der Eintritt zu den Wettkämpfen ist frei. Aus Kapazitätsgründen muss bei Indoor-Veranstaltungen jedoch online ein Platz reserviert werden.

Die Eröffnungsfeier am Donnerstagabend findet in der Eishalle Malley statt und wird von allen drei Landessendern live im TV übertragen. Die im letzten Herbst eröffnete Arena, in der der Lausanne HC seine Heimspiele austrägt, bietet über 9000 Zuschauern Platz. Die Wettkämpfe in den Sporthallen oder am Pistenrand werden über die Tage verteilt wohl Hunderttausende verfolgen, auch dank dem Besuch von Schulklassen aus dem Waadtland.

Auftakt ins Sportjahr

Für die Stadt Lausanne und den Kanton Waadt bietet der Grossanlass die Möglichkeit, sich im internationalen Schaufenster zu präsentieren. Man erhofft sich nicht nur Image-Gewinn, sondern auch Mehreinnahmen aus dem Tourismus. Schliesslich sind die Jugend-Winterspiele für den Kanton nur der Auftakt in ein reich befrachtetes Sportjahr 2020, gefolgt von der Eishockey-WM im Mai, der Pétanque-WM im Juli und der Rad-WM im September. (sda/so)

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