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Destinationen können wieder mit ganzem Angebot locken

Der weitere Lockerungsschritt bei den Covid-19-Einschränkungen wird in der Bündner Tourismusbranche mit Freude und Erleichterung zur Kenntnis genommen. Der Stillstand hinterlässt aber tiefe Spuren.

Dario
Morandi
28.05.20 - 04:30 Uhr
Tourismus
Es geht bergwärts: Die Bündner Bergbahnunternehmen dürfen am 6. Juni ihren Betrieb wieder aufnehmen. Bild Olivia Aebli-Item
Die Bündner Bergbahnunternehmen dürfen am 6. Juni ihren Betrieb wieder aufnehmen.
OLIVIA AEBLI-ITEM

Die erneute Lockerung der Covid-19-Einschränkungen durch den Bundesrat kommt in der Bündner Tourismus- und Gastrobranche gut an. Mehr noch: Sie wurde sehnlichst erwartet. So etwa bei den Bergbahnen, die ab dem 6. Juni wieder loslegen dürfen. «Für uns ist das eine sehr gute Nachricht», sagt Marcus Gschwend, Geschäftsführer des Branchenverbandes Bergbahnen Graubünden. Damit werde es für die Destinationen wieder möglich, das gesamte touristische Angebotspaket verkaufen zu können. Schön sei ausserdem, dass der Bundesrat gleich den Samstag, 6. Juni, und nicht erst den 8. Juni, für die Wiedereröffnung bestimmt habe. Gschwend: «Damit können wir gleich das erste Juni-Wochenende nutzen.»

Viele Bahnen in Revision

Spuren wird der Stillstand jedoch auf jeden Fall hinterlassen. Gemäss Gschwend hat das behördlich verordnete Ende der Wintersaison ein Loch von etwa 32 Millionen Franken in den Kassen hinterlassen, ausserdem gingen 1,34 Millionen Franken an Einnahmen aus Ersteintritten verloren. Zahlen über Verluste im Frühlingsgeschäft liegen indessen keine vor, zumal die meisten Bündner Bergbahnen aufgrund von Revisionsarbeiten ohnehin stillstanden. Die Branche sei deshalb «mit einem blauen Auge davon gekommen», glaubt Gschwend. Gleichzeitig weiss er, dass vor allem Bahnen in klassischen Ausflugsdestinationen Geld verloren haben und noch verlieren werden, weil die Anlagen über Pfingsten geschlossen bleiben müssen.

Hauptanliegen nachgekommen

Grundsätzlich zufrieden mit dem Entscheid des Bundesrates, die Covid-19-Einschränkungen ein weiteres Mal zu lockern, ist man auch in den Reihen von Gastro Graubünden. Verbandspräsident Franz Sepp Caluori: «Unserem Hauptanliegen, Tische mit mehr als vier Plätzen zu erlauben, ist der Bundesrat nachgekommen.» Damit könnten jetzt wieder grössere Gesellschaften bewirtet sowie Speisen und Getränke (Catering) für Veranstaltungen geliefert werden. Caluori macht aber keinen Hehl daraus, dass die Branche es gerne gesehen hätte, wenn der Bundesrat gleichzeitig auch den Sicherheitsabstand von zwei auf einen Meter verkleinert hätte. «Darauf haben wir eigentlich gewartet», sagt er. Denn mit der neuen Regelung könne selbst mit Zehnertischen die Kapazität eines Lokals nicht ausgeschöpft und damit dessen Rentabilität wieder erhöht werden, meint Caluori.

Kaum jemand hinterlässt Daten

Die Auflage des Bundesrates, wonach zumindest eine Person am Tisch zwecks Rückverfolgung einer Ansteckung ihren Namen und Adresse deponieren muss, betrachtet der Wirte-präsident mit einer gewissen Skepsis. «Bisher haben vielleicht zehn Prozent der Gäste ihre Daten in den Restaurants hinterlassen», weiss Caluori. Über telefonische oder elektronische Tischreservationen könnten die persönlichen Daten aber in Erfahrung gebracht werden, so Caluori.

Früher wäre besser gewesen

Erleichtert sind auch die Betreiber von Campingplätzen, die lange auf eine Lockerung warten mussten. Wolfgang Bosshardt freut sich zwar über den Öffnungsentscheid. «Früher wäre aber besser gewesen», betont der Zentralpräsident von Swisscamps gegenüber Radio Südostschweiz. Bosshardt betreibt den Campingplatz Sur En im Unterengadin. Die Branche müsse nun halt sehen, wie das Geschäft anlaufe, erklärt er weiter. Doch Bosshardt bleibt trotz des langen Wartens auf ein positives Signal optimistisch: «Falls das Wetter mitspielt, werden wir eine gute Saison haben.»

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