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Mit einem blauen Auge davongekommen

Der Verband der Bündner Bergbahnen hat seine Generalversammlung durchgeführt und Bilanz gezogen. Der Branchenverband geht von mindestens 150 Millionen Franken aus, die den Bergbahnen durch den Lockdown entgangen sind. Trotzdem gibt sich Verbandspräsident Martin Hug kämpferisch, denn es hätte schlimmer kommen können.

Südostschweiz
27.11.20 - 15:30 Uhr
Tourismus
Die Bergbahnen Graubünden schauen an der GV auf das Corona-Jahr 2020 zurück und bilanzieren: Es hätte schlimmer kommen können.
Die Bergbahnen Graubünden schauen an der GV auf das Corona-Jahr 2020 zurück und bilanzieren: Es hätte schlimmer kommen können.
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Und plötzlich standen die Ski- und Sessellifte still. So gut das Jahr 2020 für die Bergbahnbetreiber in Graubünden auch begonnen hatte, so schnell machte der Lockdown der gesamten Branche einen Strich durch die Rechnung. Welche Narben dieser Strich in der Branche hinterlässt, versuchte Bergbahnen Graubünden (BBGR) anlässlich ihrer schriftlich durchgeführten Generalversammlung zu bilanzieren. 

Eine Million Ersteintritte gingen verloren

Gemäss Verbandspräsident Martin Hug waren in der Branche 1100 Jahresangestellte und 3200 Saisonniers vom Lockdown betroffen. Weil die Bahnen ihren Betrieb frühzeitig einstellen mussten, gingen den Bergbahnen rund eine Million Skifahrer-Tage (Ersteintritte) verloren, «was gestützt auf verschiedene Wertschöpfungsstudien einer touristischen Nachfrage von mindestens 150 Millionen Franken entspricht», schreibt BBGR in einer Mitteilung. 

Neben den Einzeleintritten geriet auch der Verkauf von Skiabonnements durch die unsichere epidemiologische Lage ins Stocken. Bei den Vorverkaufszahlen für die Saison 2020/21 steht ein Minus von rund 30 Prozent. 

Andere hat es schlimmer getroffen

Trotz der dunklen Gewitterwolken, die sich während dem Lockdown über dem Bündner Tourismushimmel zusammenzogen, war die Grosswetterlage besonders im Sommer in Graubünden vergleichsweise freundlich. Während die Einzeleintritte in den Sommermonaten gesamtschweizerisch um 28,5 Prozent einbrachen, verzeichneten die Bündner Bergbahnen eine Steigerung von gut 15 Prozent.

«Bündner Produkte erfüllen offensichtlich die Kundenbedürfnisse, insbesondere von Frau und Herrn Schweizer», so Verbandspräsident Hug. «Die Verluste des Winters vermag der hervorragende Sommer mit einem Anteil von rund acht Prozent am Gesamtverkehrsertrag aber nicht annähernd zu kompensieren.»

Mutig und innovativ bleiben - aber auch auf Unterstützung hoffen

Auch wenn die Bündner Bergbahnen empfindliche Treffer einstecken mussten, kommt die Branche bis jetzt mit einem blauen Auge davon. Die jüngste Anmerkung von Bundesrat Alain Berset, nichts von einer Schliessung Schweizer Skigebiete wissen zu wollen, dürfte die Bergbahnunternehmen weiter zuversichtlich stimmen. Dass Regierungschefs in dieser Thematik auch anderer Meinung sein können, haben wir in diesem Artikel festgehalten:

Verbandspräsident Hug gibt sich kämpferisch und appelliert an den Mut seiner Verbandsmitglieder, die Krise als Chance zu betrachten. 

Daneben stellt Hug aber auch klar, dass die bisherigen Massnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgeschäden des Lockdowns nicht ausreichen. Neben Kurzarbeitsentschädigung und Liquiditätssicherung muss nun mittel- und langfristig gedacht werden. Konkret fordert er «Zuschüsse, Anschubfinanzierungen und zinslose Kredite» von der öffentlichen Hand, damit Unternehmen auch weiterhin Investitionen tätigen. (bae)

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