×

«So ein Chaos haben wir in Davos noch nie erlebt»

Das Weltwirtschaftsforum spaltet die Davoser Bevölkerung. Tatjana Adank erzählt, wie sie das Treffen jeweils erlebt und was dieses Jahr anders ist: der Schnee.

23.01.18 - 11:00 Uhr
Wirtschaft
Für Tatjana Adank (links) und Ivana Milojevic ist das Weltwirtschaftsforum wegen dem Schnee anders.
Für Tatjana Adank (links) und Ivana Milojevic ist das Weltwirtschaftsforum wegen dem Schnee anders.
VALENTINA DIRMAIER

Es scheint, als habe der Himmel rechtzeitig zum Weltwirtschaftsforum seine Schleusen geöffnet und schickt unaufhaltsam weisse Masse in dicken Flocken vom Himmel. Für Augenzeugen ein schönes Spektakel, für die Gäste des Weltwirtschaftsforums ein Graus. Seit den Morgenstunden bricht das Verkehrssystem am Dienstag immer wieder zusammen, die SUVs und Busse sind umgeben von 1,50 Meter hohen Schneewänden. Daneben rutschen Fussgänger. Die sind nur in Halbschuhen unterwegs, schöpfen Schnee, fluchen. Mit einem derartig intensiven Wintereinbruch haben die wenigsten Ankömmlinge gerechnet.

Die Schneemassen und das einhergehende Chaos auf den Strassen sind auch für die Einheimischen ungewöhnlich. «So etwas haben wir in Davos zum Weltwirtschaftsforum noch nie erlebt», sagt Tajana Adank. Die Davoserin und ihr Mann sind Obsthändler, beliefern mitunter die meisten Hotels in der Alpenstadt. Für gewöhnliche Geschäftswege, die sie normalerweise innerhalb von Minuten erledigen, haben die Geschäftsleute am Dienstag mehrere Stunden gebraucht. Es gab kein Vorankommen. «Mit dem Auto ging nichts. Also sind wir mit dem Schlitten ausgerückt. Unsere Kunden haben die Ware ja trotz dem Wetter dringend gebraucht», erzählt Adank.

Zugang zu den Mächtigen haben sie nicht

Nach Feierabend schaut sie sich das Spektakel auf den Strassen von Davos mit ihrer Schwester Ivana aus nächster Nähe an. Sie gehören jenem Teil der Bevölkerung an, der sich für die Vorkommnisse interessiert. Wenn auch nur aus der Betrachterperspektive. Zugang zu den Mächtigen, zu den Reichen, zu den Schönen haben die beiden nicht. Sie konsumieren Zeitung und Fernsehen, um zu erfahren, was sich nur wenige Meter von ihrem Wohnort entfernt abspielt.

Die Bevölkerung sei, was das Weltwirtschaftsforum anbelangt, gespalten. Die einen machen gute Geschäfte und nehmen das Chaos, die Menschenmassen, die Widrigkeiten hin. Die anderen machen einen grossen Bogen um ihre Heimatstadt. Gehen auf Urlaub, vermieten ihre Unterkünfte. Manche würden sich die Jahresmiete innerhalb weniger Tage verdienen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR