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Cate Blanchett bringt einen Hauch Glamour nach Davos

Hollywood-Schauspielerin Cate Blanchett hat am WEF über ihren Einsatz für Flüchtlinge berichtet. Ein Auftritt mit viel Herz – und ein paar Tränen.

Stefan
Schmid
24.01.18 - 12:56 Uhr
Wirtschaft
Cate Blanchett spricht am WEF über ihre Arbeit als Sonderbotschafterin der UNHCR.
Cate Blanchett spricht am WEF über ihre Arbeit als Sonderbotschafterin der UNHCR.
KEYSTONE

Die Zeiten sind vorbei, als das Jahrestreffen des World Economic Forum mit einem Grossaufgebot an Showprominenz bunte Schlagzeilen machte. Zum Beispiel 2005 beim «Holly-WEF», als mit Sharon Stone, Richard Gere, Peter Gabriel, Lionel Richie, WEF-Dauergast Bono und – allen voran – Angelina Jolie eine geballte Ladung von Weltstars in Davos die Blicke und Kameras auf sich zog.

Auch dieses Jahr ist der Glamour-faktor am WEF bescheiden. Ein bewusster Entscheid. Im Vordergrund stehen Politik- und Wirtschaftsthemen – und über allem der angekündigte Auftritt von US-Präsident Donald Trump am Freitag. Eine Ausnahme macht die traditionelle Verleihung der Crystal Awards zum WEF-Auftakt: Am Montag erhielten Musiker Elton John, Bollywood-Schauspieler Shah Rukh Khan und die australische Schauspielerin Cate Blanchett aus den Händen von Hilde Schwab jeweils eine Auszeichnung für ihren Einsatz «für eine bessere Welt». Blanchett wurde für ihr Engagement für Flüchtlinge geehrt.

Mitgefühl oder Intoleranz

Und über diese Arbeit sprach die zweifache Oscar-Preisträgerin («Aviator» und «Blue Jasmine») gestern im Kongresszentrum vor voll besetzten Rängen. Die 48-jährige Australierin war im Mai 2016 zur Sonderbotschafterin der UNHCR ernannt worden, nachdem sie bereits seit mehr als einem Jahr mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen zusammengearbeitet hatte. In dieser Rolle wirbt Blanchett in der Öffentlichkeit für mehr Verständnis und Unterstützung für Flüchtlinge «Nie gab es einen wichtigeren Moment, um für Flüchtlinge einzustehen und ihnen Solidarität entgegenzubringen», sagte sie damals. «Es scheint, als wären wir an einem historischen Scheideweg – entweder wir gehen den Weg des Mitgefühls oder den Weg der Intoleranz.»

Den Weg des Mitgefühls beschreitet Blanchett auch bei ihrem Auftritt am WEF. Sie sehe ihre Rolle nicht als Expertin, sondern als Augenzeugin, betont sie. Eine Augenzeugin, die «das Privileg hat, die Brennpunkte der weltweiten Flüchtlingskrise zu besuchen». Und über die bewegenden Geschichten, die sie hört, dann zu erzählen – um aufzurütteln. So auch am WEF in Davos. Geschichten wie jene von syrischen Eltern mit sechs Kindern, die im Syrien-Krieg aus der Hölle von Homs nach Jordanien flüchten. Auf der Flucht werden sie beschossen. Von wem? Das wissen sie nicht. Um ihr Leben rennend, müssen sich die Eltern entscheiden: Tragen sie die drei Koffer mit ihren letzten Habseligkeiten oder tragen sie ihre Kinder? Das Schicksal der Flüchtlingsfamilie berührt Blanchett, sie ist kurz den Tränen nah, überspielt das dann aber mit einem lockeren Spruch: Als vierfache Mutter wisse sie nur zu gut, wie schwer Kinder seien.

Ärmste tragen die grösste Last

Ihr Engagement für die Schutzlosen und Verfolgten begründet sie damit, dass derart viele Fehlinformationen über Flüchtlinge kursierten. In Industrienationen wie Australien, den USA oder europäischen Staaten sei man der Ansicht, man schultere die grosse Last der Flüchtlingskrise allein. Ein Irrtum. Von den 66 Millionen Menschen ohne Heimat seien 22 Millionen auf der Flucht, rechnet Blanchett vor. Nur ein Bruchteil davon sei in entwickelten Ländern legal als Flüchtlinge anerkannt. «Die grösste Last tragen Entwicklungsländer wie Jordanien, Uganda oder Bangladesch.» Blanchett appelliert («jeder kann sich engagieren»), sie rüttelt auf («die Situation der Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch ist alarmierend»), und sie fordert mehr Kooperation («ein Land oder eine Organisation allein kann das Flüchtlingsproblem nicht lösen»).

Fazit: Blanchett hat einen Hauch Glamour nach Davos gebracht – aber noch viel mehr eine starke Botschaft für mehr Solidarität auf dieser Welt.

Stefan Schmid ist Ressortleiter Wirtschaft für sämtliche Kanäle der Medienfamilie. Mehr Infos

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