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«Tante Ju» meidet Piz Segnas

Vor bald zwei Monaten hat sich in den Bündner Bergen eines der schwersten Flugzeugunglücke ereignet. Nun gab die Ju Air bekannt, dass sie die damals geflogene Strecken streichen wird und nach dem Verlust auf der Suche nach einem dritten Flugzeug sei.

Philipp
Wyss
02.10.18 - 11:14 Uhr
Wirtschaft
Am 4. August stürzte am Piz Segnas eine Ju-Maschine ab. Alle 20 Insassen kamen ums Leben.
Am 4. August stürzte am Piz Segnas eine Ju-Maschine ab. Alle 20 Insassen kamen ums Leben.

Die Nachfrage nach Flügen mit den Ju-Flugzeugen mit Jahrgang 1939 ist ungebrochen. Zehn Prozent der Passagiere annullierten ihre Flüge, zehn Prozent verschoben sie. Und 80 Prozent der Passagiere halten an ihren Buchungen fest. 120-mal hoben die beiden «Tante-Ju»-Maschinen seit dem Unglück vom 4. August auf dem Piz Segnas ab, sagte der Bündner Christian Gartmann, Mediensprecher der Ju Air, auf Anfrage.

Weil seit dem Absturz aber statt den drei nur noch zwei Maschinen des Oldtimer-Flugzeugs zur Verfügung stehen, sind 40 Prozent der Flüge gefährdet, teilte die Ju Air im August mit. Nun überlegt sich Ju Air, eine dritte Maschine in die Flotte aufzunehmen, bestätigte Gartmann eine Meldung von «Zueriost». Besonders an Wochenenden mache sich das fehlende Flugzeug bemerkbar, schreibt die Regionalzeitung.

Weil aber weltweit nur eine Handvoll Maschinen existieren, ist es gar nicht so einfach, eine zusätzliche Maschine anzuschaffen. Eine Möglichkeit wäre, die Ju-52-HB-HOY. Sie stand bereits von 1997 bis 2016 in der Flotte der Ju Air, und derzeit in einem Museum im deutschen Mönchengladbach. Doch bis ein Oldtimer-Flugzeug wieder flugtauglich gemacht ist, dauert es laut Gartmann mehrere Monate. Ob und per wann das gelingen wird, ist laut Gartmann unklar.

Weitere Neuigkeiten gibts auch in Sachen Flugrouten: Jene via Martinsloch und über den Piz Segnas und damit über die Absturzstelle wird seit dem 4. August nicht mehr angeboten, weil man den Passagieren den Absturz nicht unnötig in Erinnerung rufen will. Und die Erlebnisreise von Dübendorf nach Locarno wird kommende Saison laut Gartmann auch nicht mehr angeboten.

Am 4. August stürzte eine Ju-52 im Weltnaturerbe-Gebiet der Unesco am Piz Segnas ab. Alle 20 Insassen kamen ums Leben. Eine der beiden verbliebenen Maschinen des Typs Ju-52 hob bereits am 17. August wieder ab. Die Unfalluntersuchungen laufen auf Hochtouren.

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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